Gestörte Weihnachtsidülle.

Satire zum Thema Achtung/Missachtung

von  franky

13.12.86. Murmelspiele.

Lange genug durch das Flohloch des Wagenrades gestarrt. Die Konzentration ist im Sande verlaufen. Manches steht vor der Tür. Vieles ist schon vorbeigegangen, es war wie ein verirrter Morgenstern im Abendrot. Es war alles schön. Ich mag gar nicht mit einen Finger die grünen Nadeln berühren, sie könnten sonst abfallen. Dieser Baum des Lebens ist aber beständiger. Anders wird es mit dem noch vor der Tür stehenden Weihnachtsbaum sein. Mein Sinn ist träge, will sich nicht aktivieren lassen. Fern grollender Kannonendoner, naher knatterndes Gewehrfeuer, ist gerade nicht sehr geeignet um den Weihnachtsgedanken aufzumöbeln. Ich bin fast zu einem Versuch geneigt, ein Kanonenrohr als Christbaum aufzuputzen. Der Gestank! Pfui! Die vielen sündteuren Waffen können doch nicht alle vom Teufel her kommen? Oder der Böse hat sämtliche Hände voll damit zu tun, In diesem friedliebenden schönen Land den Frieden zu zerstören. Nicht auszudenken.
Da müsste ich ja eine Umleitungstafel der Straßenverwaltung als Christbaum heranziehen. In so einem Falle wäre es gar nicht ehrlich, das Christkind einzuladen, wo soviel Teuflisches in unserer Nähe ist. Abgesehen davon vom Teufel ein Giftdepou in unserem Herzen, das müssen wir an  erster Stelle bekämpfen. Also! Ich entleihe mir aus dem nächstbesten Schuppen eine Umleitungstafel. Zwinge sie in einen Christbaumständer. Sterne und Silberstreifen trenne ich Kurzweg von den Anzügen der Soldaten ab, die haben sowieso nicht viel Wert. Dafür glitzern sie um so schöner an der Umleitungstafel. Mit den Kugeln bin ich mir noch nicht so im Klaren. Kanonen? Nein! Zu groß und Plump. Da besser die blanken spitzen Maschinengewehrkugeln, die würden sich bestimmt gut ausmachen. Noch zuwenig Grün. Da schmück ich diese Umleitungstafel mit Tannenreisig zur Tarnung vor dem Feind. Wichtig ist nur dass die Umleitungstafel sichtbar bleibt, damit das Christkind nicht vorbeischwebt und sich einen freundlicheren Ort aussucht als unser Friedliches Land. So lange die Panzer über die Hungrigen Menschen am Straßenrand rollen, so lange kann es keinen Frieden geben.
Wenn wir für das Töten mehr Geld ausgeben als für das Leben, solange kann kein Friede unter den Weihnachtbäumen liegen. Stellen sie sich einmal vor, wenn der Staat genau die Summe wie für Militärische Zwecke, für eine Staatliche Krankenversorgung ausgeben würde, Nicht auszudenken! Was für ein Friede über uns hereinbrechen würde. Der könnte uns kurzwegs erschlagen. Nun kann man sich die Hinrichtungsform selber wählen. Gott sei Dank, wir können sie sowieso nicht aussuchen, es bleibt eine Ohnmacht unterm Weihnachtsbaum. Der den Frieden umleitet ganz gleich wohin, Hauptsache unerreichbar für uns. Das einzige was für uns erreich bar bleibt sind die Kugeln der Verteidigungsgeschosse. Diese Einstellung läßt uns keine Chance,
Krieg kennt keine Freunde, nur Feinde.

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Kommentare zu diesem Text


 Moja (06.11.19)
Fantastisch, aberwitzig gut Dein Perspektivwechsel!

"Wenn wir für das Töten mehr Geld ausgeben als für das Leben, solange kann kein Friede unter den Weihnachtsbäumen liegen. "

Blanke Grüße, Moja
Sätzer (77) meinte dazu am 06.11.19:
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