Gedanken zur Zeit

Aphorismus zum Thema Zeit

von  EkkehartMittelberg

1. Mensch und Zeit vergehen, aber die Zeit hat Bestand.

2. Man kann Zeit nicht besitzen. Dennoch behaupten manche, sie werde ihnen gestohlen.

3. Das Gefühl, aus der Zeit zu fallen, ist eine Illusion von Freiheit.

4. Wir nehmen Zeit wahr, obwohl sie unsichtbar, geräuschlos, unberührbar und ohne Geschmack ist.

5. Manchmal glaubt man, noch Zeit zu haben und macht seine Rechnung ohne das Schicksal.

6. Die Schöpfung dauerte sieben Tage. Also war auch Gott an Zeit gebunden.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (10.11.19)
All das stimmt. Und kratzt doch nur an der Oberfläche. Das liegt nicht an mangelndem Gehirnschmalz deinerseits, Ekki, sondern daran, dass die Zeit das größte Geheimnis aller Geheimnisse ist. Nichts bestimmt uns mehr. Wie sehr sieht man an der - vergeblichen - Frage, was vor dem Urknall wahr. Ohne Zeit versagen alle unsere Vorstellungen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Merci, Trekan, vielleicht bist du dir nicht bewusst, dass du soeben einen bemerkenswerten Aphorismus geprägt hast: "Ohne Zeit versagen alle unsere Vorstellungen."

 BeBa (10.11.19)
Zeit zeigt uns, wo es lang geht!

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 10.11.19:
Danke, Beba, ja, sie nimmt Funktionen eines Kompass wahr und dennoch möchten wir sie manchmal zum Teufel jagen.
LG
Ekki

 AchterZwerg (10.11.19)
Zeitersparnis fällt der Negativzinspolitik zum Opfer.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 10.11.19:
Grazie, Pico, ich habe heute das Glück, dass meine Aphorismen mit Aphorismen beantwortet werden.
Liebe Grüße
Ekki

 AchterZwerg äußerte darauf am 10.11.19:
Aber in meinem müsste es "fällt meist" heißen *lautaufheul.

Na ja, Schwund is imma! :(

 FrankReich (10.11.19)
Hi Ekki,

der vierte Punkt inspiriert, mich mit Begriffen wie Zeitflusserleben und Dauerurteilen näher zu befassen, was den letzten Punkt angeht, neige ich eher zu der Vorstellung, dass die Zeit unser aller Gott ist.

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 10.11.19:
Vielen Dank, Frank, es stimmt, dass die Zeit unser aller Gott ist. Sie ist nur manchmal gütig, ihr Wissen ist begrenzt, aber sie ist auf jeden Fall allmächtig.
Servus
Ekki.

 FrankReich meinte dazu am 10.11.19:
Wow, Ekki, das wäre doch schon wieder ein Apho wert. :D
Ciao, Frank
Sin (55)
(10.11.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Gracias, Sin. Weil sie das größte Rätsel ist, bietet sie scheinbar endlos Stoff für Philosophen und Aphoristiker. Sie hat Bestand und ihr Bestand ist nicht auszuschöpfen
Herzliche Grüße
Ekki
Fisch (55)
(10.11.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Spassibo, Goldfisch, endlich sagt ihr mal einer Bescheid. Das kann sich aber nur einer leisten, der einen so goldigen Humor hat wie du. :)
Amüsierte Grüße
Ekki

 Melodia meinte dazu am 11.11.19:
Also im Prinzip hat Fisch Recht. Das Konstrukt "Zeit", mit allen Einteilungen und Bedeutungen, ist von Menschen erschaffen.

LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.11.19:
hallo Melodia, ich bin mir da nicht so sicher, denn wenn das so ist, ist das Werden und Vergehen in der Natur zeitfrei

 Melodia meinte dazu am 11.11.19:
Ist es das nicht, wenn man es als ewigen Kreislauf erkennt?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.19:
Ja, aber der Kreislauf findet in de3r Zeit statt.

 Melodia meinte dazu am 13.11.19:
Vielleicht täusche ich mich, aber "Zeit" wird durch einen Anfangspunkt und einen Endpunkt begrenzt (sebst, wenn diese in der Unednlichkeit liegen sollten). ein Kreis hingegen hat beides nicht, wodurch alles gleichzeitig passiert.

Möchte jetzt aber gar nicht darüber diskutieren, was "Zeit" bedeutet/ist. Ein schwer greifbarer Begriff bzw. schwer greifbares Konzept, darin sind wir uns einig, denke ich.

Zeit ist relativ, oder so.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.19:
Auf die Relativität der Zeit können wir uns verständigen.
Agneta (62)
(10.11.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Hallo Monika, wir wissen ja, dass man nicht wirklich aus der Zeit fallen kann, aber wie befreiend, ist die Illusion. Merci und LG
Ekki
Stelzie (55)
(10.11.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Grazie, Kerstin, das machen wir so und wehe dem, der behauptet, wir hätten sie gestohlen. :)
Liebe Grüße
Ekki
una (56)
(10.11.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Liebe una, vielen Dank für diesen schönen Wunsch. Jetzt im Alter habe ich die Zeit und ich schätze mich glücklich.
Beste Grüße
Ekki

 Momo (10.11.19)
Hallo Ekki,
Zeit ist schon etwas Mysteriöses, wer hat sich nicht schon einmal Gedanken über sie gemacht.
Meine Gedanken sind zu 1.: Alles, was einmal einen Anfang hatte, wird auch ein Ende haben. Und obwohl es Physiker gibt, die die Existenz der Zeit in Frage stellen, sind wir doch davon überzeugt (siehe 4.), dass es sie gibt. Darum lässt sich 3. evtl. auch umkehren, die Zeit könnte eine Illusion sein.
Zu 2. Zeit ist eine subjektive Empfindung. Jeder hat seine eigene Zeit, von daher behaupte ich mal, doch, man kann.Um sie aktiv und konstruktiv zu gestaltet, muss man sie besitzen (im Unterschied zum Eigentum).
Die andere Seite der Medaille wäre, man lässt sich von der Zeit treiben, passiv oder aktiv, man fühlt sich gehetzt. Die gestohlene Zeit ist wohl das Gefühl von Fremdbestimmung.

4. und 6. regen zum Nachdenken an, Ekki, meine Empfehlung dafür.

Viele Grüße
Momo

Kommentar geändert am 10.11.2019 um 12:46 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Liebe Momo,
ja, die Zeit könnte eine Illusion sein. Aber es richten sich so viele nach ihr, dass ich sie aus Vorsicht lieber für Realität halte. :) zu 2: Hier stimme ich dir bis auf einen Buchstaben zu: Um sie aktiv und konstruktiv zu gestalten, muss man sie besetzen
Vielen Dank für deinen wie immer anregenden Kommentar.
Liebe Grüße
Ekki
Sätzer (77)
(10.11.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Hallo Uwe,
sollten meine Aphos für eine gewisse Zeit zeitlos erscheinen, wäre ich sehr glücklich. Merci und LG
Ekki

 Regina (10.11.19)
Das ist alles richtig, was du schreibst. Aber das Zeit-Raum-Continuum ist eines der größten Mysterien, über die nachzudenken eine enorme Herausforderung bedeutet. Da kommt man an eine Grenze, wo man meinen könnte. es gebe die Zeit nicht, sondern nur Bewegungen fester Körper im Raum, aber da kommt die menschliche Wahrnehmung an eine Grenze.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Grazie Regina, du hast recht, wenn man sich gedanklich in die Zeit vertieft, wird einem die Relativität der Aussagen dazu bewusst und es tritt ein mehr oder weniger großes Schwindelgefühl ein.
LG
Ekki

 TassoTuwas (10.11.19)
Hallo Ekki,
Chapeau, ein ganz starker Wurf, von eins bis sechs!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Besten Dank, Tasso, es kommen wieder Zeiten, in denen die Wurfkraft erlahmt. Dann zehre ich von den Komplimenten von heute.
Herzliche Grüße
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(10.11.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Grazie, Sigi, zu dem Ergebnis bin ich auch gekommen. Es gibt freilich eine Ausnahme. Man möchte bis etwas zum 20. Lebensjahr gerne älter sein, weil man sich Privilegien erhofft, die man als Jugendlicher nicht hat. Aber man denkt nicht wirklich über Zeit nach, weil man sich nicht von Vergänglichkeit bedroht fühlt.
LG
Ekki

 LottaManguetti (10.11.19)
Über die Zeit lässt sich unendlich sinnieren.

:-)

Lotta

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.19:
Merci, Lotta, die tragische Ironie besteht darin, dass die Zeit darüber entscheidet, wie lange das Sinnieren Sinn ergibt.
LG
Ekki

 GastIltis (10.11.19)
Hallo Ekki,
ob die Zeit Bestand hat, ist physikalisch ungeklärt. Angeblich kann man sich dem Urknall (damit schließe ich Pkt. 6 aus) rechnerisch bis auf 10hoch−43 Sekunden annähern, der Größenordnung der Planck-Zeit, die dazu führt, dass ein Schwarzes Loch entsteht bzw. (meine Interpretation) ein Schwarzes Loch vorhanden ist. Danach, also nach dem kuzen Zeitraum von 10hoch −43 Sekunden wäre die Zeit eine vergängliche physikalische Erscheinung, die sich jedoch der Raumzeit unterordnet. Das heißt, die Zeit vergeht, aber mit dem Eintritt in ein Schwarzes Loch verliert sie ihre Kontinuität.
Dass wir Zeit wahrnehmen, ist subjektiv. Apropos unsichtbar. Gern wird der Begriff Zeitfenster benutzt, der eigentlich unsinnig ist, da er optisch, auch akustisch, wenn ein Fenster zertrümmert wird, oder gar nicht, wenn er (der Begriff) durch einen Laden verschlossen ist, erfassbar sein müsste. Außerdem, wer sagt uns, dass es nicht einen Synästhesisten gibt, der Zeit schmecken kann?
Dass das Schicksal eine Funktion der Zeit ist, ist logisch. Jeder Vorgang, der früher oder später stattfindet, ist in andere Ereignisse eingebunden, deren Abhängigkeiten vorhersehbar oder auch nicht sind. Dass Wahrscheinlichkeiten dabei auch eine Rolle spielen, versteht sich von selbst. Wer nicht Lotto spielt, kann nicht gewinnen, dass ein Vielflieger einen Flugzeugabsturz erleidet, ist wahrscheinlicher, als dass es einen Wanderer trifft.
OK, soviel, aber mehr wäre auch möglich. LG von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.11.19:
Lieber Gil, deine naturwissenschaftlichen Kenntnisse zum Bestand der Zeit lese ich mit großem Interesse. Ich hüte mich, ihnen zu widersprechen. Dazu fehlt mir die Vorbildung. Ich denke auch, dass unsere Wahrnehmung der Zeit subjektiv ist. Auch wird wohl von keinem Vernünftigen bestritten, dass das Schicksal eine Funktion der Zeit ist.
So viel ist mir klar geworden. Bei strenger naturwissenschaftlicher Betrachtung entsprechen manche vernünftig erscheinende Gedanken zur Zeit wohl nur einem laienhaften common sense. Aber vielleicht sind auch Aphorismen, die wissenschaftlich nicht dem letzten Stand der Forschung entsprechen , als Denkanstöße sinnvoll.
Ich danke dir sehr für deinen fundierten Kommentar.
LG
Ekki

 Dieter Wal (11.11.19)
6. Die Schöpfung dauerte sieben Tage. Also war auch Gott an Zeit gebunden.

Unbedingt. Schöpfung wird bei Genesis als strukturierter Vorgang vorgestellt. Die Abläufe darin wurden häufig analysiert und dokumentiert.

Sie wurde sehr wahrscheinlich erzählt, um dadurch die Sabbatheiligung erzählerisch zu begründen, die wohl notwendig geworden war als Folge des Babylonischen Exils.

Dass dort Elohim als Gott genannt wird, ist beabsichtigt, weil die Erzählung ja lange vor Abram/Abraham spielt: zu Beginn aller Zeit.

Wenn Gott zuweilen als Souverän über Raum und Zeit erfahren wird, muss er, um überhaupt sich epiphanieren zu können, um das absolute Sein an sich offenbar werden zu lassen, zu bestimmter Zeit an bestimmtem Ort für bestimmte Dauer offenbar werden und darauf unmittelbar die Epiphanie wieder aufheben, als ob sie nie gewesen sei. Der Mensch, dem sie zuteil wird, wird sie nie vergessen. Er ist zwar derselbe wie zuvor und dennoch dadurch völlig verschieden. Denn das Absolute (in seiner gänzlich rätselhaften Unergründbarkeit und Allmacht), abgrundtiefste Todesangst und grenzenlose Faszination zugleich verursachend, hat er oder sie erfahren.

R. Otto beschrieb das Phänomen 1917 in "Das Heilige". Ich sollte es endlich lesen! :)

Kommentar geändert am 11.11.2019 um 04:43 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.11.19:
hallo Dieter, ich danke dir für deinen kenntnisreichen und für Laien gut nachvollziehbaren Kommentar eines Fachmanns. Solche Erläuterungen liest man bei kV nicht alle Tage.
LG
Ekki

 Dieter Wal meinte dazu am 12.11.19:
Schleimer! ;)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.19:
Wes das Herz voll ist, fließt der Mund über.
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