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Symbolgedicht zum Thema Abschied

von  AchterZwerg

In den Ovalen deiner Augen
waren Möwen eingefasst
das Nordmeer und der stille Ozean
Inseln gab es – golddurchflutet –
ein banges Schweigen, selbst ein Donnergrollen

Linien sah ich, fiebergelb, die roten Flüsse in der Wölbung
den Fährmann mit dem schwarzen Boot
der fühllos dich von mir entfernte
als  du noch zaghaft meinen Namen riefst
und später erst ein Lächeln offenbartest

Wem galt das wohl

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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (12.11.19)
Fast hätte ich gesagt: Ein schöner, stilvoller Abschied. Aber dann das Donnergrollen, die fiebergelben roten Flüsse - das riecht nach Krankheit und Schmerzen. Und dann die Schlussfrage....
Da kommt man schon ans Philosophiern.
Jedenfalls sehr stark!
LG
Eiskimo

 AchterZwerg meinte dazu am 12.11.19:
"Stark" nehme ich als großes Kompliment.
Denn die wohl wichtigste Aufgabe der Lyrik ist ja, anzurühren.
Egal auf welche Weise: Das kann in einem Liebesgedicht, einer Naturbetrachtung, einem traurigen Gedicht und nicht zuletzt im komischen Genre (das alles miteinander vereint) geschehen.

Vielen Dank.
Der8.
Sin (55)
(12.11.19)
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 AchterZwerg antwortete darauf am 12.11.19:
Danke schön.
Zähle ich selber auch zu den eher gelungenen Teilchen .

 Momo (12.11.19)
Erst nach dem zweiten Mal lesen ging mir auf, dass es ein ganz besonderer Abschied war, berührend.

LG Momo

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 12.11.19:
Das Sterben offenbart vieles.
Und macht natürlich Angst. - Dem Sterbenden in der Endphase vermutlich weniger als den Angehörigen.

Vielen Dank und liebe Grüße
aliceandthebutterfly (36)
(12.11.19)
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 AchterZwerg äußerte darauf am 12.11.19:
Wow, Stefanie,
welch ein kluger und schöner Kommentar.
Und ja, das Gedicht lässt sich auf diese Weise lesen. -
In der griechischen Mythologie ist Charon übrigens ein greiser, düsterer Fährmann mit funkelnden Augen, der die Verstorbenen über den Acheron (Todesfluss) bringt.

Herzlichen Dank :)
der8.

 niemand (12.11.19)
Bei dieser Thematik von Schönheit zu sprechen ist ein wenig
verquer, aber dieses Gedicht hat eine solche traurige Schönheit,
dass man hingerissen sein muss. Es ist so schlicht, an keiner Stelle larmoyant. Da sitzt jedes Wort. Selten sowas zur Thematik gelesen. Für mich ein kleines Juwel.
Mit lieben Grüßen, Irene

 niemand ergänzte dazu am 12.11.19:
P.S. Bitte das "schlicht" nicht falsch verstehen. Ich meinte hier
dass es ohne überflüssige und störende Schnörkel auskommt.

 AchterZwerg meinte dazu am 12.11.19:
Nee, das habe ich überhaupt nicht falsch verstanden.
Jetzt kennen wir uns bereits einige Jahre , und ich weiß, dass du dem allzu Sentimentalen eher kritisch gegenüberstehst.
Das Gedicht ist (für "unsere" Verhältnisse schon relativ stark emotional gefärbt, aber eben nicht auf beschönigende Weise.
Da hast du, gottlob, Recht.

Vielen Dank und herzliche Grüße
Heidrun

 GastIltis (12.11.19)
Hallo Achtel,

dass du dich entführen lässt, ist schon einzusehen. Alle mitzunehmen schwierig. Mich zum Beispiel. Mit dem Fährmann kam ich noch gut zurecht. Zum Glück habe ich nochmals angesetzt. Die Kommentare und deine Antworten sind schon gut. Ich staune, was ich alles nicht weiß. Nun habe ich beschlossen, es dabei zu belassen. Mit bangem Schweigen.

Meine Grüße erreichen dich dennoch. Hoffe ich, Gil.

 AchterZwerg meinte dazu am 13.11.19:
Warum sollten mich deine Grüße nicht mehr erreichen, lieber Gil?
Noch sitzen wir2 nicht im Boot und der Fährmann hat das Nachsehen. :)
Vielen Dank und ein herzliches Winken
der8.

 LottaManguetti (12.11.19)
Schön in jeder Form. Vor allem deine Entscheidung für sprachlich Fließendes sticht hervor.

Bei "Inseln..." klebe ich ein wenig fest und an der letzten Zeile. Aber vielleicht ließe sich das beim lauten Lesen umschiffen?

Ein tolles Gedicht!

Lotta

 AchterZwerg meinte dazu am 13.11.19:
Augen sind ja nicht einheitlich gefärbt. Wenn man genau hinschaut, sieht man Farbeinsprengsel oder - im Krankheitsfall - Rötungen, Schleier und andere Unregelmäßigkeiten.
Das Lächeln? Kann dem Angehörigen gelten oder dem Fährmann.
Beim Lesen fühle ich keine Zwischenstopps. Das Verb im Endvers tritt allerdings hinter dem "wem" zurück. Däs soll aba so. :)

Vielen Dank für die Beschäftigung mit diesem Gedicht.
Der8.

 LottaManguetti meinte dazu am 13.11.19:
Die Metaphern habe ich verstanden. Es ging mir mehr um den Auftakt. Aber wie gesagt: Beim lauten Lesen ...

Trotzdem: Wunderbar geschrieben!

Lotta

 TassoTuwas (12.11.19)
Hallo Zwergi,
Abschied ist ein schönes Wort und meint doch Abschiedsschmerz.
Das späte Lächeln schleppt man oft bis zur eigenen Kahnfahrt mit sich herum.
Liebe Grüße
TT

 AchterZwerg meinte dazu am 13.11.19:
Das denke ich auch, Tasso.
Wohl jeder überlegt sich irgendwann, ob nicht doch etwas an den Vorstellungen des Ewigen (des Lichts, der Verheißung etc.) dran sein könnte.
Oder ob das Fallen in die Nichtfarbe Schwarz nicht Trost genug ist.

Liebe Grüße
der8.
Al-Badri_Sigrun (61)
(13.11.19)
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 Habakuk (13.11.19)
Klingt gut. Schöner Sprachrhythmus. Erinnert mich ein wenig an Orpheus und Eurydike.

BG
H.

 AchterZwerg meinte dazu am 14.11.19:
Dann hoffentlich auch an die schönste aller Arien: "Ach, ich habe sie verloren ..." :)

Danke schön und liebe Grüße
der8.

 harzgebirgler (12.11.20)
am fährgeld lag's vielleicht
das charon gern einstreicht
weil sonst wer lange harrt
auf seine überfahrt.

lg
harzgebirgler

https://de.wikipedia.org/wiki/Charonspfennig

 AchterZwerg meinte dazu am 12.11.20:
Kann natürlich auch sein, dass der Sterbende gelächelt hat, weil ihm eine Schwarzfahren gelungen ist ...

Gruß
der8.
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