Im Hotel

Prosagedicht zum Thema Leidenschaft

von  AchterZwerg

Am Abend, als sich
John Irving endlich zu mir legte,
ahnte ich nicht, was mich erwartete;
New Hampshire erbebte unter seinen Sätzen!

Und als sich dann Earl noch zu uns gesellte, der,
standesgemäß, im Beiwagen angereist war,
zerbrach unsre Bettstatt an diesem
gewichtigen Dreier.

„Ach“,  und „Jessas Gott!“
bemerkte der taumelnde Autor am Morgen,
als er das Chaos erblickte –

„das schreit nach Neuauflage!“


Anmerkung von AchterZwerg:

Earl ist ein zahmer Bär

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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (22.11.19)
John Irving? Wer 's 'n das? Ich kenne nur Long John Silver und mit dem würde niemand(em) im Hotel absteigen wollen, nicht mal Irene. Wenn der sein Holzbein abnimmt ...
Und Earl Grey im Beiwagen - den willst du wohl dem Leser aufbinden, als Berga-Motte, also nein.

Ja, Gruß ohne Ruß
Lothar

 AchterZwerg meinte dazu am 22.11.19:
John Irving?
Ist das nicht Ritas Verlobter? Ganz sicher bin ich mir nicht.

Earl Grey sitzt aber auf k e i n e n Fall im Beiwagen; das weiß ich ganz bestimmt.
Weil dem Tanzbären davon nämlich die Zähne stumpf werden. Und das macht sich in der Öffentlichkeit nicht so gut ... :(

ahnt
der8.

 TrekanBelluvitsh (22.11.19)
Endlich weiß ich, wie das Verlagsgeschäft läuft!

 AchterZwerg antwortete darauf am 22.11.19:
Den Irving muss man, glaub ich, nicht bewerben.
Der ist Selbstläufer und produziert Weltliteratur. Sozusagen am laufenden Meter. :)

 FrankReich (22.11.19)
Hi A-Z,

John Irving scheint ein Autor zu sein, der seine Kindheit in seinen Romanen zu verarbeiten sucht. Leider habe ich bisher noch nicht einmal seinen berühmtesten Roman "Garp und wie er die Welt sah" gelesen, geschweige denn "Das Hotel New Hampshire", einen Roman, den ich bis gerade eben noch nicht einmal dem Namen nach kannte (besonders den Familienhund mit Flatulenz im Endstadium? finde ich ziemlich skurril) . Deshalb habe ich auch nur eine schwache Ahnung, was es mit dem Schlussvers auf sich haben könnte, evtl. in Richtung Ringen, Günther Grass und Kleinwüchsigkeit? :D
Vielleicht sagst Du ja noch ein paar Takte dazu, meine Empfehlung bekommst Du allerdings vorab schon einmal, weil Du mich ans Recherchieren gebracht hast.

Ciao, Frank

P.S.: Ein Prosagedicht ist das allerdings nicht, denn dazu hat es zu viele optische Verse.

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 22.11.19:
Danke, Frank
Ich bin froh, dass du zumindest den Namen des Autors schon einmal gehört hast.
Von dort aus auf dessen Figuren und die Intentionen des Gedichts zu schließen, ist nur noch ein ganz kleiner Schritt. *hüstel

Du schaffst das!

Spornende Grüße
der8.

 FrankReich äußerte darauf am 22.11.19:
Ach, dann meinst Du mit Neuauflage einen Bettbezug? Na, wenn das mal reicht. :D

Ciao, Frank

 TassoTuwas (22.11.19)
Liebes Zwergi,
die letzte Zeile ist nicht nötig!
Ist doch selbstverständliche, dass die Bettauflage neu bezogen werden muss
Verständnisvoll nickend
TT

 AchterZwerg ergänzte dazu am 23.11.19:
Du hast gut reden, Tasso.
Der Lakenwusch war ja früher rein(lich)e Frauenarbeit und das Zimmermädchen kein Knabe.

Aber auch ein freundliches Verständnis hilft dem Feminismus weiter ...

Lachende Grüße
der8.

 EkkehartMittelberg (22.11.19)
Amüsant. Ich vermute, dass der Hausmeister des Hotels auch geschrien hat.
Liebe Grüße
Ekki

 AchterZwerg meinte dazu am 23.11.19:
Liebwerter,
das Hotel ist doch ein Familienbetrieb! Und Hausmeistertätigkeiten werden - bis zu seinem Ableben - durch einen abgehalfterten Footballstar wahrgenommen. Oder durch einen Sohn des Hauses, der dieser Arbeit gern in einer seiner kleidsamen Uniformen nachgeht. ---

Du hast neulich mal von 50 Büchern gesprochen, die es noch zu lesen gilt. Das "Hotel New Hampshire" sollte unbedingt dabei sein.
Eines der großartigsten (und amüsantesten) Bücher, die ich je gelesen habe. Äscht jätzt. :)

Schöne Grüße
Pico

Antwort geändert am 23.11.2019 um 06:27 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.11.19:
Merci, Pico, das lasse ich mir doch gesagt sein. Das Hotel kommt auf die Agenda.
Neugierige Grüße
Ekki

 niemand (22.11.19)
Das LyrIch scheint ja diesen John Irving zu mögen/zu schätzen.
Scheinbar war sein Erstlingsroman "Lass die Bären los" interessanter, als das Bemühen des echten Liebespartners.
Solch eine Leseratte hält doch kein Mann auf Dauer aus, also:
Wumm! und der Abend/die Nacht ist wohl gelaufen.
Und wer weiß, vielleicht hat dabei der Roman "gelitten".
Solch ein Dreier kann nicht gut gehen, nicht in dieser Konstellation.
Entweder Papier, oder Wirklichkeit, beides geht nicht
Doch Leidenschaft hat wohl verschiedene Gesichter.
Mit schmunzelnden Grüßen, Irene

 niemand meinte dazu am 22.11.19:
P.S. da gäbe es noch eine andere Möglichkeit.
Das "Lasst die Bären los" wurde wortwörtlich genommen.
Die Hemmungen fielen gänzlich und die kulturelle Stätte
[in Form eines Bettes] krachte ... so könnte man Leidenschaft
auch deuten

Die "Neuauflage" schreit nach Wiederholung. Absolut!

 AchterZwerg meinte dazu am 23.11.19:
Ach, Irene,
du schreibst immer so witzige Interpretationen!
Und es stimmt natürlich: Für John Irving ließe das LyrIch jeden Kerl vor der Hoteltür stehen.
Und ich erst!

Liebe Grüße
der8.
Sätzer (77)
(22.11.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 23.11.19:
Lieber Sätzer,
mancher wird ja schon zu Lebzeiten neu aufgelegt.
Obwohl Irving von Haus aus riesige Auflagen hat. Und das völlig zu Recht!
In ihm vereinen sich Esprit, eine unglaubliche Beobachtungsgabe bzgl. der "Probleme" des Zwischenmenschlichen und sprachliche Brillanz.

Schöne Grüße
der8.

Antwort geändert am 23.11.2019 um 06:59 Uhr

 AvaLiam (22.11.19)
jetzt sehe ich die Begrifflichkeit "Literaturhotel" erklärt

mit deiner Erlaubnis würde ich deine leidenschaftlichen Zeilen gern beim nächsten Mal mitnehmen und zur Unterhaltung beisteuern

verlegene Grüße - Ava

 AchterZwerg meinte dazu am 23.11.19:
Gern.
Im Hotel gastiert ja zeitweise ein sog. Zwergenzirkus, so dass ich dich immer im Auge haben werde! :)

Liebe Grüße
der8.
Sin (55)
(23.11.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 23.11.19:
Lieber Sin,
du musst dich nicht genieren, mir ist der auch erst relativ spät "untergekommen" *hüstel. Über die Bibliothek der Süddeutschen Zeitung.
Wenn du aber mal von der ganzen Weihnachtsshow die Schnauze voll haben solltest, lies "Das Hotel New Hampshire", eine Offenbarung!

Herzliche Grüße
der8.
Agneta (62)
(24.11.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 24.11.19:
Danke schön, Agneta. :)

Es ist ja tatsächlich so, dass die Protagonisten eines mitreißenden Romans ihre Seiten verlassen und sich zur Leserin gesellen können.
In dieser überbordenden Form ist mir das bisher nur bei Thomas Mann passiert, der eigentlich in einer ganz anderen Liga spielt ...

Liebe Grüße
der8.

 GastIltis (25.11.19)
Hallo Achtel,
wenn man erst Ekkis Tanzbären und dann dich gelesen hat, zwischendurch schwirrt einem noch Gernhardts Gedicht über Biermann und Eva-Maria Hagen im Kopf herum und verschiedene andere Sachen, ob das in Hotels war, ist mir gar nicht gegenwärtig, dann weiß ich schon, dass man sich die Nacht um die Ohren schlagen kann und nicht weiß, was geschehen ist. Warum auch? Schön kurz übrigens.
LG von Gil.

 AchterZwerg meinte dazu am 25.11.19:
Du schwindelst, Gil,
die Nächte werden derzeit immer länger!
Macht aber nix, solange John nicht den Epilog einläutet ...

Vielen Dank für deinen Besuch
der8.

 GastIltis meinte dazu am 25.11.19:
Der Text!

 eiskimo (26.11.19)
Ich hab eine ähnliche literarische Begegnung gehabt (natürlich nicht so gewichtig) mit Francoise Sagan.
Du ahnst, wie das endete: Bonjour, tristesse!
C´est la vie
Eiskimo

 Oggy (13.04.20)
“...zerbrach unsre Bettstatt an diesem
gewichtigen Dreier.“

Enttäuschend!
Auch im Zwergenreich nichts als Sodom und Gomorrha.

LG,
Oggy

 AchterZwerg meinte dazu am 13.04.20:
Na,
dafür geht es derzeit ja recht anständig zu, Oggy! :)
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