Pflanz einen Garten

Bild zum Thema Innenwelt

von  Bella

Pflanz einen Garten
in dir selbst.
Hör zu.

Dein Atem liest,
was in ihm wächst,
biegt sich in das, was
seufzt und singt.

Ein Puls schlägt
Luftwurzeln im Takt
deiner Berührbarkeit.

Du riechst am Zittern in den Büschen.
Springst aus dem Dickicht, da -
ein Brombeerspinner trägt den Traum
ins Licht.

Auch deine Dornen waren grün,
alle Gefühle sprossen.
Du bist verwunschen, lebst umschlungen
von Wasser, Luft und Sonnenlicht.

Ins Blätterdach erhebst du dich, siehst nie
zu viel und nie zu wenig.
Dein Baum hat große große Hände
greift in den Wind, der pfeift
dir zu:

Pflanz einen Garten
in dir selbst.

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Kommentare zu diesem Text


 BeBa (30.11.19)
Hallo Bella,

mir gefallen diese Phantasien. Ein wenig Traum, ein wenig aber auch realer Ratschlag.

 Bella meinte dazu am 30.11.19:
Hallo zurück an dich, BeBa!

Schön, dass du in deiner Fantasie mitgärtnern konntest! Ja, die Mischung macht's

Danke dir!

 TrekanBelluvitsh (30.11.19)
Ich denke, das ist ein typischer Bellatext. Und das ist ein Kompliment. Für die, die das nicht verstehen.

 Bella antwortete darauf am 30.11.19:
Danke, Trekan! Ein bisschen Wiedererkennungswert kann ja nicht schaden. Und danke, dass du mich erkennst und immer wieder bei mir liest.
Bella
una (56)
(30.11.19)
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 Bella schrieb daraufhin am 30.11.19:
Das freut mich sehr, una! Das Miterleben ist mir wichtig. So schön, dass du dich darauf eingelassen hast! Danke!
Viele Grüße
Bella

 Dieter Wal (30.11.19)
"Du bist verwunschen, lebst umschlungen
von Wasser, Luft und Sonnenlicht.

Ins Blätterdach erhebst du dich, siehst nie 
zu viel und nie zu wenig.
Dein Baum hat große große Hände
greift in den Wind, der pfeift
dir zu:

Pflanz einen Garten 
in dir selbst."

Im Prinnzip ein wundervolles Gedicht in zwei Teilen.

Anfangs filigrane Girlanden und fantasievolle Subjekt-Objekt-Transzendierungen, wobei die Innenwelt-Außenwelt-Perspektiven assoziativ wechseln und kein System erkennen lassen. Die linke intuitive Gehirnhälfte scheint die Kontrolle über das lyrI zu haben.

Im zitierten Teil 2 crescendiert der Text von piano, pianissimo zu forte und plötzlich übernimmt die rechte rational dominsnte Gehirnhälfte das Gedicht und es wird stringent erzählt.

Kommentar geändert am 30.11.2019 um 16:47 Uhr

 ViktorVanHynthersin äußerte darauf am 30.11.19:
Hier schließe ich mich an.
Herzlichst
Viktor

 Bella ergänzte dazu am 01.12.19:
Hallo Dieter, hallo Viktor!

Vielen Dank für eure Kommentare und das aufmerksame Lesen, Hineindenken!

Die Zweiteilung würde ich zwar nicht so streng sehen, aber doch ist sie da, ich stimme zu.
Am Anfang dominiert das Zuhören im Sinne des Sich-selbst-Findens, seinem Atem lauschen, herausfinden, ob der Puls der eigene ist, sich hingeben, hineinbegeben ins Innere. Später geht es um die Selbsterkenntnis, die sicher auch etwas "Rationaleres", aber vor allem etwas Ermächtigendes hat. So erklärt sich auch, dass eine Art Erzählung daraus wird. Die eigene Erzählung.

Ich freue mich darüber, wenn das sichtbar wurde.

Herzliche Grüße

 Dieter_Rotmund (30.11.19)
Das ist astreiner Metaphernkitsch, meine Hochachtung!
Paulila (55)
(30.11.19)
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 Bella meinte dazu am 01.12.19:
Liebe Paulila,

zuerst ein großes Danke an dich für diesen langen Kommentar und für deine ausgiebige Beschäftigung mit den Bildern und den Gefühlen, die sie bei dir auslösen. Und für deine offene Kommunikation darüber!
Ich merke, dass mein Text bei dir auf jeden Fall ganz andere Gefühle auslöst, als bei mir/als "beabsichtigt"/als bei anderen. Das gibt mir auch nochmal zu denken bezüglich der einen oder anderen Stelle.
Zu den von dir genannten Punkten kann ich jeweils etwas sagen und werde das hier auch so kurz wie möglich tun. Ich denke aber, dass es sehr subjektive Empfindungen sind, die ich dadurch bei dir auch nicht auflösen kann(?). Es ist ein sehr emotionales und assoziatives Gedicht.
1. biegen hat für mich auch etwas tänzerisches. Die Kraft (das Wachsen) kommt von innen, es findet also eine Kraftausübung statt.
2. Der Puls ist an diesem Punkt noch nicht zugeorndet, lyrDu hört zu, aber ist es wirklich seiner?
3. "am Zittern riechen" ist - ich gebe zu - irgendwie ungewöhnlich. vielleicht kann ich "lauschen" verwenden stattdessen. Aber das Riechen ist für mich etwas, das noch basaler, "tierischer" ist, es symbolisiert das mit allen Sinnen Hineinkriechen in den inneren Garten.
4. Das lyrDu ist nun ganz drinnen, im Selbst, unbewusst springt es aber wieder heraus ("aus dem Dickicht") wie ein wildes Tier und sieht dabei seine eigenen Träume ins Licht fliegen. An dem Punkt setzt Selbsterkenntnis ein.
5. Die Dornen und die Gefühle als Zusammenhang sind wohl wirklich schwer verständlich. Ich denke nochmal drüber nach. Meine Assoziation dazu ist, dass Dornen als äußere Schutzinstanzen auch mal grüne Sprosse waren, wie Gefühle, die sich nach außen verhärten.
6. Der pfeifende Wind hat für mich etwas fröhlich-freches und Starkes. Er ist das letzte ermächtigende Element hier im Gedicht. Jetzt geht es nicht mehr um Zuhören, sondern um Anfangen.

Zu deinem Wunsch nach Zartheit als rotem Faden: Ich kann es verstehen, aber mir geht es da ganz anders. Ich finde erst die Verbindung von Zartem und Rauem und die Zerissenheit zwischen beidem - so wie ich auch die Natur, Menschen, das eigene Innenleben empfinde - als wirklich spannend. Und damit auch als spannend für meine Suche nach einer Sprache, die das Innere nach außen bringt.

Ich hoffe ich konnte das Gedicht ein bisschen verständlich machen ...
Liebe Grüße.
Paulila (55) meinte dazu am 01.12.19:
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 Bella meinte dazu am 01.12.19:
Ich finde es wirklich toll, dass du dich so ausgiebig mit meinem Text beschäftigt und dich auch in meine Sichtweise hineingedacht hast! Es freut mich natürlich sehr, dass ich dir meine Bilder sogar ein bisschen verständlicher machen konnte. Das ist auch mehr als ich gehofft habe
Nein, ich habe deine Kritik an keiner Stelle als respektlos empfunden oder als Versuch, mich zu überzeugen, eher kam dein Kommentar bei mir wie eine offene Beschreibung deiner eigenen Wahrnehmung an. Das ist gut so, es erweitert meine eigene Perspektive auf den Text.

Ich gehe natürlich von vielen subjektiven Perspektiven aus und trotzdem fällt es mir naturgemäß schwer, meine eigene zu verlassen, wenn es um meinen Text geht. Zumal ich gerne ohne "objektive Regeln" schreibe. Damit mache ich mich aber auch ein Stück weit angreifbar aus diesen subjektiven Perspektiven heraus. Mir ist die assoziative Ebene, die Gefühlsebene und der Klang sehr wichtig beim Schreiben, das birgt aber eben auch das Risiko, dass der Text wirklich ganz anders ankommt als gedacht. Manchmal wird das dann auch einfach als "gefühlsduselig" abgewertet. Für mich ist es das Gegenteil - der (sicherlich immer auch ein wenig unbeholfen bleibende) ernsthafte Versuch, innere Wahrnehmungen auszudrücken, eine Gefühlssprache zu finden. Ich danke dir, dass du dich darauf eingelassen hast!

Antwort geändert am 01.12.2019 um 23:22 Uhr
Paulila (55) meinte dazu am 02.12.19:
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 Bella meinte dazu am 02.12.19:
Ich freue mich sehr darüber, dass wir diese Ebene gefunden haben, von der du schreibst. Ich empfinde diesen Austausch auch als eine Bereicherung. Danke!

So schön, dass du die Ernsthaftigkeit wahrnimmst. Ich fühle mich geehrt, wenn du weiter bei mir liest, mit deinem ganz eigenen Blick und so schöne, weise Kommentare schreibst :)))

 EkkehartMittelberg (01.12.19)
Hallo Bella,
ein schönes Bild. Wer einen Garten in sich selbst pflanzt, hat die Aussicht auf Wachsen und Gedeihen, wenn er sorgsam damit umgeht.
Liebe Grüße
Ekki

 Bella meinte dazu am 01.12.19:
Hallo Ekki!

Ich danke dir herzlich für deinen schönen Kommentar! Ja, so sehe ich das auch. Zuallererst hilft es, dem nachzuspüren, was da vielleicht schon wächst. Auch wilde Gärten können sehr sehr schön sein.

Liebe Grüße zurück!

 juttavon (04.12.19)
Sehr schön!
- auch Deine Gedanken dazu...

HG Jutta

 Bella meinte dazu am 05.12.19:
Wie toll von dir, dass du auch die Gedanken dazu verfolgt hast! Danke, Jutta! Ganz herzlich!

 jorgetraum (16.12.19)
Dieser Text hat in mir einen "Nostalgie-Anfall" ausgelöst. Vor vielen Jahren haben wir in einem kleinen Schwarzwalddorf gewohnt. Da hatten wir zirka zehn Jahre lang einen schönen großen Garten.

Viele deiner "Zustandsbeschreibungen" kann ich gut nachvollziehen. Ich hatte damals keine Zeit, über meine Arbeit im Garten zu reflektieren.

Und wie werde ich jetzt diese Wehmut wieder los, die dein Text in mir hervorgerufen hat?!?

Ganz einfach - indem ich zuhöre und in mir selbst zu gärtnern beginne...

Die zeit habe ich jetzt dazu.

Danke für deinen Text, Bella.
Er hat mich bewegt.

 Bella meinte dazu am 17.12.19:
Auch wenn ich noch nie einen eigenen Garten hatte, kann ich die Wehmut auf meine Art nachvollziehen. Manche Bilder der Erinnerung nisten sich einfach sehr stark und sehr tief in uns ein - und kommen ganz plötzlich zum Vorschein. Ich zum Beispiel habe manchmal wehmütige Erinnerungen an alte Häuser mit großen wilden Gärten und großen Bäumen... ich glaube, das sind eher Erinnerungen meiner Eltern an Orte aus ihrer Kindheit, aber ich kenne ähnliche Orte, habe die von ihnen erzählten Bilder damit verbunden und sie wie eine kleine, unheimliche Heimat in mir vergraben.
Es ist so schön, dass du dir deine Zeit zum inneren Gärtnern nehmen möchtest - ich freue mich sehr über dein Berührtsein und habe mich von deinem Kommentar zurückberühren lassen. Danke!

 Frau.tinte (29.01.20)
Dieser Text wirkt schön beruhigend auf mich.
Ich sehe mich nahezu mit geschlossenen Augen im Garten sitzen, die Sonne im Gesicht, und in mich hinein horchen😊

 Bella meinte dazu am 30.01.20:
Das klingt gut und freut mich! Nur harmonisch war der Text nicht gemeint, eher als eine innere Wachstumsreise. Aber positiv auf jeden Fall! Danke für deine Rückmeldung!
Hilde (62)
(21.03.20)
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 Bella meinte dazu am 22.03.20:
Marie, danke! Wunderbar, dass du bei mir mitliest. :-*
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