Selbstlos

Aphorismus zum Thema Wirklichkeit

von  LotharAtzert

Der Anteil am Selbstlosen ist des Freigiebigen Kapital in der Zwischenwelt. Es zeugt hingegen von Unreife, sich ein illusorisches Selbst als loszulassendes vorzustellen.

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Kommentare zu diesem Text

Hannah (72)
(01.12.19)
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 LotharAtzert meinte dazu am 01.12.19:
Ja. Es klingt paradox, aber das Leichte ist immer am schwersten. Einfach präsent sein ist selbst für Geübte nur zeitweise möglich. Sogar Nakhai Norbu, Lehrer dieser Praxis, gestand einmal, daß ihm dies nicht 24 Stunden durchgehend gelänge.

Dankesgruß (falls Gigafxx erlauben)
Lothar

 AchterZwerg (01.12.19)
Hallo Lothar,
ich wünsche mir oft, dich besser versehen zu können. Du sprichst leider (!) in einer Fremd- oder Szenesprache zu mir.

Deshalb versuche ich an dieser Stelle mal, den Text für mich herunterzubrechen:

In der Zwischenwelt akkumuliert der Freigiebige (s)eine Selbstlosigkeit.
Es zeugt jedoch von Unreife, sich die Illusion eines Selbst als etwas vorzustellen, das losgelassen werden soll oder kann.
Dem wiederum entnehme ich, dass du unter der Zwischenwelt den Übergang zwischen Leben und Tod meinst. Oder?

Ist es das, was du meinst?

Fragende Grüße
der8.

 LotharAtzert antwortete darauf am 01.12.19:
Freue mich immer, wenn ich mal eine ordentliche Frage bekomme und das ist eine.

Zwischenwelt - das tibetische Wort ist Bardo, wie Bardo Tödol, das tibetanische Totenbuch - ist nicht nur zwischen Leben und Tod, sondern natürlich auch zwischen Tod und Leben - Wiedergeburt. Kurz, alle Übergänge von diesem zu jenem Zustand. Zum Beispiel ist auch zwischen den Atemzügen ein Umschaltmoment, oder zwischen den Gezeiten.
Es gibt verschiedene Bardos, die zu meistern sind, sonst kann es passieren, daß die Wiedergeburt eine ungünstige wird. Am besten ist es aber, in der Lebenszeit so viel Mitgefühl wie möglich, im Idealfall für alles Leben zu entwickeln, das ist der optimale Schutz - was aber nicht deswegen getan werden sollte, was ja Selbstsucht pur wäre.

Du hast es dir im großen Ganzen also richtig erklärt.
Im Totenbuch steht minutiös, was nach dem Tod passiert - erst ist es wunderbar, aber später taucht unser Verdrängtes als Projektion auf und fordert das, was wir ihm verweigerten und wer das nicht versteht, (Zugang zum Gehirn und Außenwelt existiert keine mehr) gerät in Panik, die zuletzt darin gipfelt, in einem kopulierenden Paar Zuflucht zu finden, ohne spätere Erinnerung. Wenn die Not groß ist, nimmt man vielleicht die nächstbeste - und wenn da grad ein Eber und eine Sau Sex haben ...
Der gemeine Westler glaubt gern, die Tibeter glaubten dies, aber die davon reden, sind allesamt bewußt wiedergeboren (und haben eine Ausstrahlung, die von Gewissheit zeugt - siehe Dalai Lama.)

Ich danke dir für die Frage, 8
Gruß
Lothar

Antwort geändert am 01.12.2019 um 17:58 Uhr

Antwort geändert am 01.12.2019 um 18:03 Uhr

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 01.12.19:
Wikipedia:

1. Shinay-Bardo, der natürliche Zustand des Geburtsortes (tibetisch རང་བཞིན་སྐྱེ་གནས་ཀྱི་བར་དོ་ Wylie rang bzhin skye gnas kyi bar do, Sanskrit चण्ड अन्तर्भाव IAST jāti-antarābhava)
Hier ist der Zustand des „normalen“ Wachbewusstseins gemeint, welcher dem Menschen gemeinhin als der bekannteste gilt. Die diesem Bardo zugeordnete, erwünschte Haltung erwirbt der Praktizierende durch Achtsamkeits-Übungen, die ein geschärftes Seinsgefühl hervorrufen sollen. Im Shinay-Bardo ist das Anhaften an Konzepten und Materiellem besonders stark ausgeprägt und sollte aufgegeben werden.

2. Milam-Bardo, der Zustand des Träumens (tibetisch རྨི་ལམ་གྱི་བར་དོ་ Wylie rmi lam gyi bar do, Sanskrit स्वप्नअन्तर्भाव IAST svapnāntarābhava)
Der den meisten Menschen zweit-geläufigste Bewusstseinszustand ist der des Träumens. Er tritt üblicherweise während der sogenannten REM-Schlafphasen auf. Durch spezielles Training soll erreicht werden, dass Denken und „Handeln“ auch im Traum bewusst gesteuert werden können (Klartraum). Das Loslassen des Konzepts eines eigenen Körpers mit den durch Rezeption und Motorik einhergehenden Beschränkungen zu Gunsten einer Fokussierung auf Kognition und Assoziation lassen im Geist die Dreiheit von Subjekt, Objekt und Aktivität verschmelzen.

3. Samten-Bardo, der Zustand des ekstatischen Gleichgewichtes während tiefer Meditation (tibetisch ཏིང་ངེ་འཛིན་བསམ་གཏན་གྱི་བར་དོ་ Wylie ting nge ’dzin bsam gtan gyi bar do, Sanskrit समाधि अन्तर्भाव IAST samādhi-antarābhava)
Dieser Zustand ist am ehesten vergleichbar mit einer formlosen Seins-Erfahrung klaren Gewahrseins.

4.Tschikhai-Bardo, der (schmerzvolle) Zustand im Augenblick des Todes (tibetisch འཆི་ཁའི་བར་དོ་ (འཆི་ཁ་སྡུག་བསྔལ་གྱི་བར་དོ་ Wylie ’chi kha’i bar do), sanskrit IAST-Transliteration mumūrṣāntarābhava)
Bei diesem Zustand geht es um die Zeit kurz vor, während und kurz nach dem medizinischen Tod. Die unterschiedliche Erfahrbarkeit dieser Periode ist wesentlich determiniert durch die Festigkeit des vorab verinnerlichten Wissens darüber. Sehr weitgehende, simulative und dadurch für das leibliche Wohlbefinden nicht ungefährliche Meditationstechniken erlauben es, sich schon während der Lebensspanne mit den Umständen dieses Bardos vertraut zu machen. Schwerpunkte dabei sind zum einen die Fähigkeit zur angemessenen, eigenen Vorbereitung auf den unmittelbar bevorstehenden Tod, zum zweifelsfreien Erkennen (Todesanzeichen) des Eintretens desselben, sowie die „richtige“ Verhaltensweise danach.

5. Tschönyi-Bardo, der Zustand des Erlebens der Wirklichkeit (tibetisch ཆོས་ཉིད་བར་དོ་ Wylie chos nyid bar do, Sanskrit धर्मअन्तर्भाव IAST dharmatāntarābhava)
Endgültig vom lebenden, menschlichen Körper getrennt, sieht sich die verbleibende Entität innerhalb von symbolischen 14 Tagen zahlreichen Herausforderungen der Konfrontation mit vom eigenen Geist geschaffenen positiven sowie negativen Aspekten bzw. Archetypen (im Tibetischen Totenbuch: 42 friedvolle und 58 zornige Gottheiten) seiner selbst gegenübergestellt. Diese als selbstgeschaffene Illusion zu erkennen, ist ein wesentliches Ziel dieses Bardos.

6. Sipa-Bardo, Wiederverkörperung in Saṃsāra (tibetisch སྲིད་པའི་བར་དོ Wylie ་’srid pa’i bar do, Sanskrit भावअन्तर्भाव bhavāntarābhava)
Falls die im Tschönyi-Bardo auftretenden Phänomene nicht als Projektionen des eigenen Geistes erkannt werden, manifestiert sich im Sipa-Bardo (Bardo des Werdens), die Wiedergeburt in einem der Sechs Daseinsbereiche. Nach einem Totengericht unter dem Vorsitz von Yama durchläuft der Verstorbene die durch sein Karma erzeugten Phänomene dieses Bardos. Yama soll als Projektion des eigenen Geistes erkannt werden um Befreiung zu erlangen. Die Qualia während des Sipa-Bardo reichen je nach Karma von sehr angenehm bis alptraumhaft. Der Sipa-Bardo endet immer mit der Wiedergeburt entweder in den Milam-Bardo, bei Eintritt in einem Mutterleib, oder den Shinay-Bardo bei einer spontanen Geburt in einen Götter- oder Höllenbereich. Die kurz vor der Wiedergeburt stehende Person wird aufgrund ihres Karma entweder als Kind ihrer zukünftigen Eltern oder spontan in einem der Sechs Daseinsbereiche wiedergeboren. Die Qualia des Verstorbenen beim Wiedereintritt in den Shinay-Bardo oder den Milam-Bardo entsprechen denen des Sterbeprozesses in umgekehrter Reihenfolge. Die letzte Wahrnehmung an der Grenze des Sipa-Bardo ist identisch mit der des Tschikhai-Bardo: „Und so beginnt das Leben wie es endet: Mit der Wahrnehmung des Klaren Lichts.“

Allen Bardos gemeinsam ist der Lehre nach, dass sie mehr oder weniger offensichtliche und unterschiedliche Möglichkeiten der Befreiung bieten, die jedoch aktiv vom Individuum ergriffen werden müssen.

 Augustus (01.12.19)
hä?

 LotharAtzert äußerte darauf am 01.12.19:
buh!

 FrankReich ergänzte dazu am 01.12.19:

 Oreste (01.12.19)
Lothar, drück Dich doch mal so aus, daß auch der Kanalarbeiter aus Wanne-Eickel Dich versteht.

 keinB meinte dazu am 01.12.19:
Du bist ein Kanalarbeiter aus Wanne-Eickel?

 Oreste meinte dazu am 02.12.19:
Im Geiste ja.

 LotharAtzert meinte dazu am 02.12.19:
Kacke, die heute am dampfen,
tat gestern fürbaß ich noch mampfen.

- so in der Art?

 Oreste meinte dazu am 02.12.19:
Das ist verständlich. Aber eklig.

- also jein.

 AchterZwerg (02.12.19)
Lieber Lothar,
deinem ersten Antwortkommentar konnte ich gut folgen, dem zweiten nur in Teilbereichen.
Die Sache mit den Zwischenwelten, die sich im Kleinen wie im Großen als ein Punkt (oder eine Phase) des Umschaltens offenbart, leuchtet mir ein.
Naürlich ist Mitgefühl allem Lebenden gegenüber etwas Erstrebenswertes. Schwierigkeiten habe ich bei dem Gedanken, mir die Formwerdung einer Wiedergeburt als eine Art "Belohnung" für vorheriges menschlich-mitfühlendes Verhalten vorzustellen.
Wer rechnet hier was auf?
Buchhaltung - entschuldige bitte diesen schnöden Begriff - spielt in (fast) allen Religionen eine große Rolle. Gleichsam als Fortführung eines wenig schönen (oder ganz wunderbaren) Lebens.
Und fällt es dem Begüterten, Geschützten nicht viel leichter als dem Hartz IV-Empfänger ein "gutes" Leben zu führen?

Gern räume ich aber ein, dass sich mich mit dem Buddhismus viel zu wenig beschäftigt habe und über deine Erläuterungen deshalb besonders froh bin.

Vielen Dank :)
der8.

 LotharAtzert meinte dazu am 02.12.19:
Hm, hm, da ist jetzt noch ein großes Mißverständnis, das nach Auflösung schreit, wie bei Frau Holle: "Rüttle mich. schüttle mich …"
"Schwierigkeiten habe ich bei dem Gedanken, mir die Formwerdung einer Wiedergeburt als eine Art "Belohnung" für vorheriges menschlich-mitfühlendes Verhalten vorzustellen."
- Die Wiedergeburt ist keine Belohnung, sondern der Super-GAU.
Im Mittelpunkt steht die Befreiung aus jedweder Abhängigkeit. Und zwar schon während des Lebens. Gelingt das nicht, greifen dann die Möglichkeiten durch die einzelnen Bardos.

Der Begriff Mitgefühl ist doch auch nur für uns Unerleuchtete.
Sobald man die Einheit des Universalen erfährt - da ist niemand mehr zum Mit- (egal was). Beispiel: wenn das Hühnerauge juckt, hab ich da Mitgefühl mit dem Zeh? Nein, ich tue nur, was in dem Fall zu tun ist.

Als Mensch wiedergeboren zu werden, bietet die beste Möglichkeit, weiter an der Befreiung von Abgängigkeiten zu arbeiten. Das Schwein im Stall hat diese nicht. Nicht zuletzt wegen der Brutalität so genannter "Menschen". Es geht nicht um Belohnung (oder gar Sentimentalität), sondern um das Ergreifen von allen Möglichkeiten, die sich bieten, um frei zu werden.
Vielleicht sollte ich daraus einen neuen Thread machen.

Gern geschehen
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