Okeanos und Tethys

Lyrischer Prosatext zum Thema Wirklichkeit

von  LotharAtzert

Melancholie ist keine geistige Verwirrtheit, wie die Ärzteschaft weismachen will, sondern die Segnung Saturns. Der wiederum ist kein Herrenausstatter, sondern stattet  mit dem aus, was du auf gar keinen Fall freiwillig wähltest: Dosierte Not - zum Wenden von Unwissenheit in Erfahrung. Die kriegt man solange als Schicksal, wie wir die Annahme der Lektionen verweigern. Als Hypothek schleppst du sie durch die Zeit, gehst damit den Leidensgenossen auf den Senkel, wie diese dir.

Nun gibt es welche, die haben weniger verdrängt, weniger verweigert - wofür sie selbst aus dem Bewußtsein von Verdrängern verschwinden - was soll ein Steinbock im kargen Hochgebirge auch verdrängen. Die paar Flechten in Eiseskälte?
Daß die Geißen sich heute mit dem Abgründigen paaren?
Abgrund und Verdrängung nähren Melancholie.

Gute Gefährtinnen sind rar. Zwei, drei Böcke noch auf anderen Bergspitzen kann ich erkennen. Alle allein. Salz lecken müssen Flechtenfresser, damit der Ziegenfisch weiter die alte Ordnung lehrt.

Vor kurzem sagte jemand, so hätte man bis ins frühe 19. Jh. gedacht. Da hat dieser Jemand freilich recht. Heute denkt, bis auf die zwei, drei Böcke, keiner mehr an das Wirkende, das ein Verwlrklicher durch sein Werk erwirkt: sich selbst als Raum und Zeit erfahrend. Causa finalis: du erwirktest, was du an Not zu Erfahrung wendetest.

Und weil das Nichterfahrene dem ganzen Planeten täglich mehr fehlt, wächst die Not zum Untergangsszenario heran.
Individualität stirbt aus, wird soziales Netzgewerkel.

Das Elend, das wir heute mehr und mehr als Naturkatastrophen erfahren, ist seit dem frühen 19. Jh. absehbar. Jetzt braucht die Vernichtung keinen Führer wie Adolf Hitler mehr, jetzt genügt es, einfach weiter zu machen mit dem immer ausschließlicheren Drang zum Funktionalismus. Ob demokratisch oder totalitär: es wird nur noch zugrunde geregelt. Die beiden Shelleys, Mary und Percy, zusammen mit Byron, hatten den Frankenstein für die neue Zeit verkündet: Die Staatsplünderer herrschen, indoktrinieren (Zwischen 40 und 80 Milliarden Dollar soll Putin an Privatvermögen besitzen. Milliarden, nicht etwa Millionen, wie die Bundeskanzlerin Merkel, deren geschätztes Vermögen sich  auf nur 15 Millionen belaufen soll). Auf jedem Kontinent gibt es ein paar von diesen Post-Tyrannosauriern,
Plato sah es noch früher voraus und wollte es verhindern. Und Charles Baudelaire schrieb "Die schönste List des Teufels ist es, uns zu überzeugen, daß es ihn nicht gibt."

Sobald ich an Schnee denke, kommen die Bilder von ausgelassenen Schneeballschlachten, sowie dem obligatorischen Schneemann mit den Kohleaugen und der Karottennase, sowie Opas Zylinderhut. Erst danach, wenn ich wieder allein war und die innere Hitze in den Händen spürte, begann ich etwas zu ahnen von der Polarität. Auch sah ich in den Flocken für kurz die Vollkommenheit aufblitzen. Vielleicht war es das, was das Zen Satori nennt.

Über mir Raum, unter mir Raum, in mir und um mich und in allen anderen ist das Raum-Element. Aber - verdammt! - keinerlei Ich. Keine Größe, kein Gewicht, nichts Beharrendes ... Der ewige Fluß, von dem Heraklit sprach, wird im Meer nicht unterbrochen, steigt in Wolkenzüge auf und fällt als Regen, als Schnee zurück nach der Tiefe. Oder wie Paulus es nannte: Er (-Christus als selbstleuchtender Zustand) muß wachsen, ich aber (-als vergängliches Wesen), muß schwinden.

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Kommentare zu diesem Text

Hannah (72)
(14.12.19)
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 LotharAtzert meinte dazu am 14.12.19:
Wunden und Wunder ja. Meine Plätzchen sind mir übrigens verschimmelt

Danke für die Wertschätzung.

Tashi delek
Lothar.

 Regina (14.12.19)
Christliche Esoterik: Er, der andere in mir, muss wachsen, ich aber muss untergehen. heute von dir. Den Superreichen ist das egal. Geld ist Macht. Da stellt sich die nächste Frage, die ich noch interessanter finde: Wo investiert er? Wofür gibt er Geld aus? Wen oder was unterstützt er? Putin, Trump, Gates? Schönen Sonntag. Gina

 LotharAtzert antwortete darauf am 14.12.19:
Das findest du interessant, wo die investieren? Waffen. Drogen, Prostitution, Fußballclubs etc.
Lieber in die Präsenz investiert.

Danke und auch dir einen schönen Sonntag
Lothar

(Wieso Esoterik - ist die Bibel jetzt auch schon esoterisch?)

Antwort geändert am 14.12.2019 um 23:09 Uhr

 AchterZwerg (14.12.19)
Lieber Lothar,
es fällt mir schwer, etwas zu diesem ausgefeilten Text zu schreiben. Deshalb mache ich das Übliche und sage: "Super."
Und zitiere Homer:

Denn ich geh’ an die Grenzen der nahrungsprossenden Erde,
Dass ich den Vater Okeanos schau’, und Thetis die Mutter […
Diese geh’ ich zu schaun, und den heftigen Zwist zu vergleichen.
Denn schon lange Zeit vermeiden sie einer des andern
Hochzeitbett und Umarmung, getrennt durch bittere Feindschaft.

Tja.
Der8.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 14.12.19:
Ja da war doch was mit Troja, hab's aber alles vergessen, schlimm schlimm.
Ich verstehe das mit dem antworten, es geht mir oft ähnlich, umso mehr weiß ich es zu schätzen. Und ein Super ist ja auch nicht so schlecht.

Dankeschön sagt
Lothar
Fisch (55)
(14.12.19)
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 AchterZwerg äußerte darauf am 14.12.19:
@ Fisch
Was ficht dich an?
Hast du deine kleidsame Weihnachtsmannmütze etwa aus wilder Wut fortgeschleudert?
Ich, als kleiner Bildungsvampyrist, nehme gern (!) eine artfremde Sichtweise zu Kenntnis. - Das fördert mein Wachstum.
Ob Saturn diesen Text abnickt oder nicht, ist mir dabei relativ wurst. - Er ist in sich schlüssig und aus meiner Sicht gut geschrieben. :)

 LotharAtzert ergänzte dazu am 14.12.19:
Wahr gesprochen, 8. Was kümmern mich Sardinen, wenn ihnen die Blechbüchse nicht gefällt.
Vor vielen Jahren befragte ich mal das I-Ging und es abtwortete mir im Kommentar zur Entscheidung: "Zu Fischen und Schweinen wird er predigen."
Ja ja!
fey (51)
(15.12.19)
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 LotharAtzert meinte dazu am 15.12.19:
Was bei der Betrachtung vielleicht in Vergessenheit gerät, ist, daß wir alle den Steinbock irgendwo stehen haben - wie die restlichen 11 Zeichen natürlich auch, folglich geht es immer um alle.
Einen weiteren Hinweis möchte ich noch einflechten: man kann natürlich nicht ewig verdrängen: nachdem Krankheiten "chronisch" geworden sind und man immer noch weiter macht, verschiebt sich die Angelegenheit von Saturn zu Uranus - die plötzliche Veränderung durch Gliederamputation oder Unfälle etc. Macht man dann wie gewohnt immer noch weiter, greift Neptun ein: Siechtum oder Wahnsinn.

Das Ziel meiner Arbeit wäre der Einblick in die eigene Natur des Lesers. Da sind die Widerstände noch groß.

Vielen Dank und ebenso unvoreingenommene Grüße zu dir.
Lothar
fey (51) meinte dazu am 15.12.19:
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aliceandthebutterfly (36)
(15.12.19)
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 LotharAtzert meinte dazu am 16.12.19:
Vielen Dank, liebe Stefanie,
ja, inzwischen ist der Text schon wieder aus den Augen und aus dem Sinn.
Irgendwie identifiziert man sich als (astrologisch vorgebildeter) Steinbock immer mit dem Saturn: harte Arbeit, karger Lohn und nur die mit dem guten Instinkt (wozu oft Fische gehören) ahnen das Bedeutsame. Dabei darf man nicht vergessen, wie bei fey schon erwähnt, daß jeder Mensch alle 12 Zeichen hat, aber das weißt du ja.
Bei Jupiter im Steinbock fürgen sich die Dinge nur gut, wenn sie auch ordentlich vorbereitet sind. Früher wunderte ich mich manchmal, wie oft ein Jupitertransit vorüber ging, ohne daß etwas geschah - das nichts geschah, war dann schon das Optimum.
Liebe Grüße ins (verschneite?) Wien
Lothar
aliceandthebutterfly (36) meinte dazu am 16.12.19:
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 LotharAtzert meinte dazu am 16.12.19:
Nix hoffen, Schicksal annehmen.
Saturn gibt die Anweisung an Jupiter: "füge das und das zusammen."
Wenn die notwendende Maßnahme Saturn aber nicht angenommen wurde, hat der Jupiter nichts zu fügen.
"Das regeln wir schon", sagt darauf der Zwillingsmerkur, aber der kann nur das regeln, was irgendwann mal gefügt wurde. Ansonsten produziert er Prothesen. Die ganze Welt ist inzwischen Prothese. Wenn die schlagartig verschwände, würde alles wie ein Kartenhaus zusammenklappen.

Das Problem liegt meistens schon beim Uranus. Wenn der Ursprung (Originalität) verweigert wurde, wofür es immer Plausibilitäten gibt, was soll der Saturn anweisen?
Es kann sogar schon beim Neptun losgehen, Intellektuelle verdrängen ja gern den Instinkt, wodurch (-das ist Münchner Rhythmenlehre!) der Mars scharf wird, der alles das zu zerstören hat, was nicht mit dem Himmel übereinstimmt.

Ein wunderbarer Sinn ist in all dem, auch wenn uns nicht immer alles schmeckt. Schade, daß die meisten Menschen zu verschlossen dafür sind. Aber besser der Mars zerstört alles, als daß das Falsche ewig herrschte.

Den Mars mag man auch nur, wenn er sich unterwirft. (=Mars-Pluto Ich habe das - ich könnte das ganze kV aufmischen, wenn ich angepasster wäre, aber dann wäre ich verloren). Wir Kinder Neptuns gehören auf der Erde nirgendwo dazu.
aliceandthebutterfly (36) meinte dazu am 16.12.19:
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 LotharAtzert meinte dazu am 20.12.19:
Keine Sorge, es hat nur Vorteile, nicht dazuzugehören: man kann sich unvoreingenommen den Dingen widmen, die bei einem selbst noch nicht stimmen.
Bei mir ist es der Saturn. Und weißt du warum? - Wegen Uranus-Jupiter. Dazwischen fehlt der Saturn, also kann dieser keine Anweisung geben, was Jupiter fügen soll. Also springt der Merkur ein und da steckt das eigentliche Problem: der Merkur (bei mir Haus 12 - dem Jenseitigen zugewandt) muß dem Saturn dienen, also ordnen, indem er da hinten rausschaufelt was ich mit meinen Schriften immer wieder (vergeblich bezogen auf andere, "normale" Menschen ) versuche.

Ja, es hängt alles zusammen. Und je mehr man versteht, umso leichter wird es … irgendwann mal ...
aliceandthebutterfly (36) meinte dazu am 21.12.19:
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 LotharAtzert meinte dazu am 22.12.19:
Danke, dir auch dasselbe, liebe Stefanie.
Es ist eine Uranus-Jupiter-Opposition, die ist schwieriger, als die Konjunktion, wo sich das Originale eher fügt. Döbereiner hatte das,

Lilith kenne ich nur als erste Frau Adams, die ihm zu magisch war und vertrieben wurde, nachdem Eva auftauchte.
Sie konnte ihre Augen einzeln herausnehmen, heißt es und sie sah dann dort, wo jene lagen - sozusagen der erste Überwachungsgedanke im Altertum.

 IngeWrobel (22.12.19)
Lieblingswort in dem Kontext: das Wirkende.
Fast bin ich versucht, über diese Ambivalenz einen kleinen Text zu schreiben...
Insgesamt ein toller Text, der mir gut gefällt.
Liebe Festtagsgrüße
Inge

 LotharAtzert meinte dazu am 22.12.19:
Ja schreib nur, Inge, bin froh, angeregt zu haben.
Danke sehr.
Das Wirkende - Prinzip des Daseins, der 4. Quadrant
Festtagsgrüße auch Dir
Lothar

 IngeWrobel meinte dazu am 22.12.19:
Die Ambivalenz sehe ich in dem Wort, wenn man es trennt oder die zweite Silbe betont: das Wirkende = aktiv, Wirk-Ende = passiv, schlimmer: tot.
Es gibt noch mehr solche Wörter ... hier fiel es mir aus irgendeinem Grund auf.
Bestes für 2020!
Inge : )

 LotharAtzert meinte dazu am 27.12.19:
Das Wirk-Ende als Erwirktes ist zugleich immer ein Neubeginn in der "Wirklichkeit".
Meine Lieblingsassoziation ist ja die Fahrt: Fährte-Gefahr-Gefährte-Erfahrung.
Danke nochmal. Auch dir nur das Beste für 2020!

Gruß
Lothar
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