Einsam

Kurzgedicht zum Thema Alleinsein

von  GastIltis

Ich spähe auf
den See hinaus.
Er ist vom Meer
der Stellvertreter.

„Spähst du zurück,
du altes Haus?“
Er kräuselt sich.
Und das heißt: „Später!“


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Sätzer, TassoTuwas, plotzn, BeBa, LottaManguetti, Jo-W., Didi.Costaire, EkkehartMittelberg, AZU20, TrekanBelluvitsh, Al-Badri_Sigrun, Cora, Jorge.
Lieblingstext von: LottaManguetti.
Kräuselt zurück!

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Kommentare zu diesem Text


 LottaManguetti (30.01.20)
Lieber Gil, nicht umsonst wird es einstmals von dir heißen: Seine Verse standen Gernhard und Erhard in nichts nach.

Wunderschön, deine Assoziationen!

Lotta, begeistert

 GastIltis meinte dazu am 30.01.20:
Danke Lotti,
was heißt einstmals? Nein, was soll es? Das Schicksal hat es so gefügt …
Natürlich hatte ich genau DEN See im Auge, von dem ich gehofft hatte, dass man darüber mal meine Asche, aber ich denke auch schon zu weit voraus! Und da fallen einem dann diese und keine anderen Formeln ein. Der See ist 9 km lang, und da, wo er bei mir im Blickfeld liegt, ungefähr 300 m breit. Und ringsum stehen Bäume und ab und zu lässt sich auch mal ein Adler sehen. Aber wem erzähle ich das alles? Natur hat eben etwas.
Danke für deine wunderbaren Zeilen und lass etwas ab.
Herzlich grüßt dich Gil.

 AchterZwerg (30.01.20)
Hallo Gil,
inhaltlich bin ich ähnlich angetan wie Lotta.
Sprachlich nicht.
Die Formulierung:

Er ist vom Meer
der Stellvertreter.

schmerzt in meinen Ohren.
Vielleicht:

Er gleicht dem Meer -
als (oder sein) Stellvertreter

LG
der8.

 plotzn antwortete darauf am 31.01.20:
Oder einfach:
Er ist des Meeres
Stellvertreter

Gut, das Versmaß wäre dann leicht "verrückt" und die Version

Ich spähe auf den See hinaus.
Er ist des Meeres Stellvertreter.

„Spähst du zurück, du altes Haus?“
Er kräuselt sich. Und das heißt: „Später!“

ist optisch breitgetreten...

(Ver)Zweifelnde Grüße,
Stefan

 GastIltis schrieb daraufhin am 31.01.20:
Hallo Stefan,
danke für deinen Versuch, mir die Ordnung der deutschen Sprache beizubiegen. Es stimmt natürlich, dass der Genitiv gegenüber der primitiven Dativform mit „vom“ sprachlich eleganter und auch richtiger ist. Dass ich an den Zeilen ein wenig gerungen habe, wirst du verstehen. Mit:
Ich spähe auf den See hinaus.
Er ist vom Meer nur ein/der Vertreter.
bis zu der Variante, die ich nun stehen habe. Ich gebe zu, dass ich in dem Fall weder über den Dingen stehe, noch richtig glücklich bin. Aber ich lasse es erst einmal trotz aller Bedenken so stehen, weil auch eine gewisse Unbeholfenheit, die in dem Ganzen steckt, nicht verloren gehen sollte.
Ich danke dir sehr herzlich für deinen sehr konstruktiven Beitrag und grüße dich. Gil.

 AchterZwerg äußerte darauf am 31.01.20:
Bei allem Respekt, Jungs; ich stelle mich auch nicht folgendermaßen vor: "Ich bin vom Schneewittchen der Sohn!"
Oder?
Verstehe oft nicht, wie lieblos ihr mit den eigenen Werken umgeht.
Manchmal dauert es eben ein paar Tage oder Wochen bis die einzig richtige Formulierung durchs Hirn schießt ...

der8.
Cora (29) ergänzte dazu am 31.01.20:
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Jo-W. (83)
(30.01.20)
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 GastIltis meinte dazu am 30.01.20:
Danke Jo für dein Verstehen.
Weißt du, dass ich in einer Straße aufgewachsen bin, die den schönen Namen „An der Aue“ trägt. Und dass zu der Aue natürlich ein Auenwald mit mächtigen Eichen und Linden gehört und Altarmen des Flusses, der mit zu den fünf größten deutschen Nebenflüssen der Elbe gehört. Nein, kannst du nicht. Aber du kannst dir vorstellen, und dazu benötigt man keine kindliche Fantasie, was da alles möglich war und ist. Ja, und das Gefühl, mein lieber Jo, wenn es mir gelingt, das zu vermitteln, bereitet mir eine riesige Freude.
Herzlich grüßt dich dein Freund Gil.

 Didi.Costaire (30.01.20)
Ja, so späht er. Oder wie der Angelsachse sagt: Hie Luchs.

Elegante Zeilen mit hübscher reimtechnischer Irreführung, lieber Gil, sehr gerne gelesen.

Schöne Grüße, Dirk

 GastIltis meinte dazu am 30.01.20:
Lieber Dirk,
mit der ersten Zeile steckst du fast schon in meinem nächsten Gedicht. Aber erstmal Schwamm drüber! Übrigens war ich fast geneigt, alle Zeilen in der dritten Person zu verfassen, weil dann mit dem Satzbeginn: „Späht er zurück?“ und dem Ende: „Später!“ die Irreführung noch kompletter gewesen wäre, aber dann hätte ich insgesamt umbauen müssen. Und du weißt ja, man soll am Spontanen festhalten.
Danke und viele liebe Grüße von Gil.

 EkkehartMittelberg (30.01.20)
Lieber Gil,
wer die Sprache der Natur versteht, ist nie ganz einsam.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 30.01.20:
Lieber Ekki,
mit dem Verstehen ist es so eine Sache. Als wir an dem Ort, von dem ich Lotta schrieb, anfingen zu bauen, was mehr als ein halbes Menschenleben her ist, hörte man noch die Bekassinen oder die Rohrdommeln. Jetzt nicht mehr. Liegt es am Gehör, oder haben sich die scheuen Vögel im wahrsten Sinn des Wortes verflüchtigt? Jedenfalls haben die Wildschweine schon wieder ganze Bereiche umgepflügt. Im Frühjahr, wenn es wieder so richtig losgeht, werden wir wohl noch so manche Überraschung erleben. Ich bin gespannt, wann wir den ersten Wolf begrüßen dürfen.
Danke für deine Zeilen und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 AZU20 (30.01.20)
Prima. LG

 GastIltis meinte dazu am 30.01.20:
Danke Armin, bis später. Herzlich Gil.

 TrekanBelluvitsh (30.01.20)
Es hätte auch schlimmer kommen können, z.B. wenn es "eigentlich sollten wir mal..." bedeuten würde.

 GastIltis meinte dazu am 30.01.20:
Hallo Trekan,
das kann man so sehen. Als ich vor zwei Jahren mit meiner kleinen Enkelin, da war sie sechs, quer über den See geschwommen bin, und sie nach dreiviertel der Strecke meinte, sie kann nicht mehr, half nur gutes Zureden. Wieder am Strand fragte sie sofort, wo denn nun die Feier wäre. Im vorigen Jahr mit ihrem Bruder hat es aus zeitlichen Gründen nicht gereicht, d.h. es hat uns eine Woche Training gefehlt. Jetzt hat der Junge in der Schule kein Schwimmen mehr, Fußball auch nicht, die Klassenlehrerin hat Burnout, also, viel schlimmer geht es kaum. Wiesenburg bei Bad Belzig im Fläming, ein abgehängter Ort in einer fast schon untergegangenen Gegend, wäre da nicht ein inzwischen privat restauriertes (wahrscheinlich billig erworbenes) Schloss vorhanden. "eigentlich sollten wir mal..." nach dem Rechten sehen. Links um die Ecke!
Danke und LG von Gil.
Al-Badri_Sigrun (61)
(30.01.20)
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 GastIltis meinte dazu am 30.01.20:
Liebe Sigrun,
fein, wie du aus ein paar Zeilen das wenige, was zu deuten ist, sofort herausfilterst, um es mit Leben und Gefühl auszustatten. Dein „Wir sehen uns wieder …" hat dabei etwas Besonderes.
Vielen Dank und sei herzlich gegrüßt von Gil.
Cora (29)
(30.01.20)
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 GastIltis meinte dazu am 30.01.20:
Danke Cora,
dass du diesen Kreislauf, den letztlich jeder Tropfen Wasser nimmt, noch einmal mit ganz anderen Worten umreißt. Ganz elegante Formulierungen hast du dir da einfallen lassen, muss ich sagen. Nun muss ich aber lange als Späher unterwegs sein.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Jorge (30.01.20)
Ein Blick über kleines Wasser findet immer Landhorizont.
Das fehlt mir meerverwöhnten Naturliebhaber häufig.
Kräuseln hätte nicht so viel zerstört in den letzten Tagen in meiner Wahlheimat. Wir hatten 8 bis 14m hohe Wellen.
LG
Jorge

 GastIltis meinte dazu am 31.01.20:
Hallo Jorge,
schön, auch mal wieder etwas von dir zu lesen. Leider hatten wir bei unserem Ver- bzw. Besuch an der Ostsee auf Usedom über Weihnachten etwas Pech. Nicht mit Wetter und Wellen, sondern mit der Gesundheit. Da stand uns das Sehen in die Ferne nicht gut zu Gesicht. Mit verquollenen Augen und überhaupt in verquaster Verfassung lässt sich eigentlich nichts so recht genießen. Wäre uns wahrscheinlich in Spanien nicht so ergangen?!
Danke für deine Ansichten dazu.
Herzlich grüßt dich ein daheimbleibender Gil.

 TassoTuwas (31.01.20)
Hallo Gil, wieder ein Text, der deine Sympathiewerte anschwellen lässt. Woran liegt das, wie schaffst du das? Ganz einfach, an den Worten, die von vielen eiligen Zeitgenossen überlesen werden, nicht von mir, z.B "Stellvertreter". Jeder, der diese Position bekleidet, fühlt sich anerkannt. Da ist nichts Herablassendes, nichts Dünkelhaftes, alles ohne Häme. Denn sind wir nicht alle Stellvertreter? Muss ich jetzt noch über "spähen" oder "kräuseln" sprechen? Mitnichten! Wir verstehen uns. So sei herzlich gegrüßt
von deinem alten Freund TT.

 GastIltis meinte dazu am 31.01.20:
Ach Tasso!

Die Gicht lässt alle Glieder schwellen,
wenn man so will, ich meine fast.
Das mit den Werten könnt erhellen,
falls der Vertreter einem passt.

Dankbare Grüße für deine versteckten Hinweise von Gil.

 BeBa (31.01.20)
Ich staune immer wieder und wusste gar nicht, dass du seeisch sprichst. Hut ab!

LG
BeBa

 GastIltis meinte dazu am 31.01.20:
Danke BeBa,
du weißt doch, dass man im Leben viele Talente entwickeln muss. Früher war meine Frau der festen Überzeugung, dass ich alle (!) Instrumente spielen könne. Heute ist sie froh, wenn ich keins spiele. Letztens im Auto meinte sie, ich erzähle jetzt sehr viel während der Fahrt, was ich früher nie getan hätte. Ob das gegen das Vergessen wäre??? Jetzt kommen Fähigkeiten zum Vorschein, die man selten genutzt hat. Geht es dir nicht ähnlich?
Herzlich grüßt dich Gil.

 BeBa meinte dazu am 31.01.20:
>>Geht es dir nicht ähnlich?

Woher weißt du denn das schon wieder?

 GastIltis meinte dazu am 31.01.20:
Weiß ich nicht, ist doch nur eine Frage.
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