Schwemme

Gedankengedicht zum Thema Selbstverwirklichung

von  FrankReich

Diese durch einen Schrei
beschnittene Stille,
in überfüllte Lücken
blutiger Ungeduld
gewälzte Gegensätze,
welche das ewige Feuer
in den Kristallen des Eises verspiegeln.

Vergängliche Wogen
unendlicher Augenblicke,
Tautropfen in schlummernden Gedächtnissen,
den Strom der Dunkelheit
beschleunigend,
erblindete Gefühle
in entzündlicher Asche.

Beseelendes Schweigen,
die der Sinne
auflauernden Ärgernisse löschend;
noch liegen jene Tage wach,
an deren Enden
Trauer und Freude
im Rauch verglimmen..


Anmerkung von FrankReich:

Eineinhalbfaches Sonett.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (10.02.20)
Ich empfehle Benns "Probleme der Lyrik" und hoffe gleichzeitig, dass es sich bei diesem Werk um einen satirischen Beitrag handelt.

Jessasmaria!

 loslosch meinte dazu am 10.02.20:
der lyriker muss nüstern haben! beben sie nicht?

 FrankReich antwortete darauf am 10.02.20:
Ich bin ja weder Lyriker, noch habe ich mich bisher sonderlich um Pferde gekümmert, aber Versuch macht klug, danke Kinder.
Stelzie (55)
(10.02.20)
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 FrankReich schrieb daraufhin am 10.02.20:
Hallo Kerstin,

danke für Deinen Kommentar und Deine Empfehlung, Kerstin. Eigentlich bezieht sich der Text auf die Zeit, die einem Menschen zur Verfügung steht, um zu sich zu finden, bzw. sich selbst zu verwirklichen, denn die Handicaps Kindheit, Erwachsenenalter und Tod sind offensichtlich, jeder ist so beschäftigt damit, dass diese noch wach liegenden Tage, an denen sich das Selbst verwirklichen lässt, kaum ins Gewicht fallen.
Zwerg und Loschi haben übrigens recht, handwerklich ist das Gedicht tatsächlich eine Katastrophe, wenigstens aber ist der Titel satirisch gemeint. :D

Ciao, Frank

P.S.: Die erste Strophe (Gegensätze = Mann/Frau) behandelt das Menschsein/werden zwischen Geburt und Pubertät, die zweite das Erwachsenenstadium und die 3. das Greisenalter. Ich hatte zwischenzeitlich das "liegen" durch "halten" ersetzt und bin jetzt schon wieder am Schwanken.

 Artname äußerte darauf am 10.02.20:
Ich empfehle Benns "Probleme der Lyrik" und hoffe gleichzeitig, dass es sich bei diesem Werk um einen satirischen Beitrag handelt.
Die Literatur ist voller Literatur über Literatur.

Lieber Zwerh, Benns Essay hat viele Seiten. Bevor ich jetzt alle bekannten Dichter aufzähle, die er darin kritisiert ( es sind einfach zu viele) frage ich mal: Was genau willst du uns 2020 sagen?

lg

 FrankReich ergänzte dazu am 10.02.20:
Sorry Arty,

aber Du bist in der Kommentarleiste verrutscht. Ich versuche es einmal kurz anzureißen, denn Unrecht hat der Zwerg nicht. Die Wortwahl "Schrei, blutig, Gegensätze, Feuer, Eis, usw. sind schon sehr klischeehaft, und das vor allem in dieser Häufung, 2. und 3. Strophe stehen dem in nichts nach. aber Zwergin hoffte ja, dass es satirisch gemeint sein könnte, und wenn Du den Titel auf "Schwulst und Geschwurbel" im Text beziehst und das weiter auf den Inhalt, passt das ja auch, denn wer hat bei so viel Mist um sich herum schon Zeit, sich der Selbstverwirklichung zu widmen?
Danke für Dein Interesse, vielleicht solltest Du Deine spezielle Frage aber noch einmal in obiger Kommentarleiste stellen.

Ciao, Frank

 Artname meinte dazu am 10.02.20:
Ich hab auf meinem Ipad die Grafik des Forums falsch gelesen. Stimmt. Ändern kann ich nun leider nicht mehr.

Dann gehe ich eben auf Dich ein. Benn schrieb ( soweit ich mich erinnere) im erwähnten Artikel aber nicht über Kitsch, sondern generell über das Zurücktreten der Außenwelt hinter die Gefühlswelt der Dichter.

Eine Sicht, die vor 70 Jahren veröffentlicht wurde. 202O trennt allemal das Haiku die Außenwelt von den Empfindungen der Autoren. Würde man Benns damaligen Maßstab an hiesige Gedichte anlegen, würde mE KEIN EINZIGES (Foren-) Gedicht bestehen!

Bevor ich mich also mal wieder mit Benn beschäftige, könnte es ja sein, dass ich die Zwergin falsch verstehe ....

 FrankReich meinte dazu am 10.02.20:
Ich habe mir gerade einen Eindruck über Benns Arbeit verschafft, und muss sagen, dass er, soweit ich das auf die Schnelle beurteilen kann, anhand von Textstellen anderer, zumeist schmierenkomödiantischer "Lyrik", deren Problematik hervorhebt, und sich tatsächlich auf viele "Fehler" bezieht, die ich in obigem Gedicht "mache". Ich denke, es geht ihm um die Position der Lyrik als Kunstprodukt, bzw. dass ihr das nicht anzusehen sein darf.
Tatsächlich verwende ich in diesem Gedicht nur drei "echte" Verben, der Rest sind Partizipien und Adjektive, kombiniert mit Wortketten, die ebenfalls eine flüssige Rezeption behindern.
Das Semikolon allerdings beendet diesen Reigen mit dem einzigen Adverb des gesamten Textes am Ende des viertletzten Verses.
Vielleicht gelingt mir ja eines Tages das perfekte Gedicht, an obiges jedoch erhebe ich den Anspruch erst gar nicht.

Ciao, Frank

 Artname meinte dazu am 10.02.20:
Ich denke, es geht ihm um die Position der Lyrik als Kunstprodukt, bzw. dass ihr das nicht anzusehen sein darf.

Lieber Frank, du liegst mE meilenweit weg vom Inhalt des Werkes von Benn. In dieser Beziehung kannst du der Zwergin die Hand reichen. - Na gut, lasst mich in eurer Mitte der Dritte sein...:D

Von der Hilflosigkeit der Mitte schreibt Benn nämlich tatsächlich!

lg
Hannah (72)
(10.02.20)
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 FrankReich meinte dazu am 10.02.20:
Hallo Babette,

danke für Deine Empfehlung, besonders aber für Deinen Deutungsversuch, der deshalb gar nicht schlecht ist, weil er wie die Strophen trimetrisch aufgebaut ist.
Eigentlich geht es hier nicht um die Selbstverwirklichung, sondern um die Zeit, die uns Menschen dafür bleibt.
Ein passendes Beispiel dazu brachte vor ca. 15 Jahren einmal ein Arbeitskollege von mir, der noch ca. 5 Jahre vor seiner Pensionierung stand. "Wenn ich einmal sterbe", meinte er, "dann bitte bei der Arbeit, mit dem Schädel die Schreibtischplatte durchschlagen und Schicht im Schacht."
Das meinte er wirklich ernst, aber mal ehrlich, wenigstens die Zeit ab der Rente bis zum Tod könnten wir doch wenigstens nutzen, um uns über uns selbst klar zu werden. Warum jedoch geschieht das nicht? Meines Erachtens nach ist das eine Frage der Konditionierung. Die meisten Menschen leben offensichtlich nicht um ihretwillen, nicht einmal dann mehr, wenn sie die Zeit dazu hätten.

Ciao, Frank
Hannah (72) meinte dazu am 10.02.20:
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