Ein ungewöhnlicher Zwischenfall

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Gerade aus Cuxhaven zurück, wurde mir mitgeteilt, dass ich in der Bremer Pfingstgemeinde am Abend eine Bibelstunde zu halten hatte. Ich beschloss – angesichts knapper Zeit – mich nicht groß vorzubereiten, sondern auf die göttliche Inspiration zu bauen. Den die hatte ich ja in Cuxhaven in recht bemerkenswerter Weise erlebt.
    Der Abend kam und ich trat vor etwa 50 meist ältere Leute, die vor der Bühne saßen. Und sagte ihnen, dass ich aus Zeitmangel mich nicht vorbereiten konnte und nun auf eine göttliche Inspiration warten würde. Und so schloss ich einfach die Augen und wartete.

Es mochten vielleicht 30 Sekunden vergangen sein, als mir plötzlich eine Predigt von Bruder Ulonska einfiel, die er an einem Abend in Cuxhaven gehalten hatte. Es ging kurz gesagt darum, dass ein Diener Gottes sich nach Möglichkeit so eng wie möglich an die Fingerzeige Gottes halten sollte. Ich bin nicht mehr ganz sicher, aber es könnte an diesen Vers angelehnt gewesen sein: Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; denn er ist mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben.(Psalm 16,8)
    Und so referierte ich im Grunde genommen nur die Predigt, sie hier und da etwas ergänzend.
 
Nach 20 Minuten begann auf einmal eine Frau laut zu klagen. Sie wisse nicht mehr ein noch aus. Sie bete, bekäme aber keine Antwort von Gott usw.
    Ein sehr ungewöhnlicher Vorfall, der äußerst selten bei solchen Veranstaltungen vorkam. Ich unterbrach meinen Lehrvortrag, verließ die Kanzel und setzte mich neben die Frau. Sie klagte weiter, ich stellte ab und an eine Zwischenfrage. Schließlich fragte ich sie, ob ich für sie beten dürfte. Sie war einverstanden.

Die Unterbrechung dürfte vielleicht fünf Minuten gedauert haben. Ich kehrte auf die Bühne zurück, rechtfertigte mich kurz:“ Die Not ist dringlicher als das Lehren!“ und setzte dann meinen Vortrag fort.
    Damals war das für mich ein ganz normaler Vorgang, heute nach so vielen Jahren kann ich mir vorstellen, dass manche(r) darüber durchaus nicht positiv gedacht hat. Was mich damals aber auch nicht interessiert hätte. Ich machte halt das, was ich für angemessen und richtig hielt.


Anmerkung von Bluebird:

Bremen 1988

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (19.02.20)
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Eine einfache Bibelstunde von der Kanzel herab? Wo macht man den sowas? Und: Dürfen da nicht ausschließlich geweihte Kleriker hoch???

Kommentar geändert am 19.02.2020 um 19:28 Uhr

 Bluebird meinte dazu am 19.02.20:
Ich war damals Bibelschulpraktikant in einer Bremer Pfingstgemeinde

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 19.02.20:
Achso, evangelikale Freikirche. Ja, da geht es immer schon etwas extremer zu als anderswo, ich verstehe.
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