Anstrengende Tage in Rinteln

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Die Praktikumszeit in der Bremer Pfingstgemeinde war auf drei Monate beschränkt. Es gab einige Pflichttermine ( Bibelstunden und Gottesdienste) für mich, aber im Allgemeinen hatte ich freie Hand. Konnte ich meine Zeit nach Gusto gestalten.
  Und so tauchte ich hier und da überraschend auf, je nachdem wie es mir in den Sinn kam.

Eines Abends war ich in einem Hauskreis bei dem Ehepaar G., wo ich mich auf Anhieb gut mit den Leuten verstand. Ich kam in ein längeres Gespräch mit Heribert G. und am Ende lud er mich ein, als Betreuer an einer christlicher Ferienfreizeit in Rinteln  teilzunehmen. Spontan sagte ich zu.
  Tatsächlich hatte auch Pastor G. später nichts dagegen einzuwenden, denn diese Ferienfreizeiten für Kinder waren ein Zweig der Gemeindearbeit.
    Hätte ich allerdings geahnt, wie sehr mich diese zwei Wochen an meine Grenzen bringen würden, so hätte ich mir die Sache vielleicht noch einmal überlegt. So aber freute ich mich auf ein wenig Abwechslung.
  Und schließlich hatte ich auf diesem Gebiet ja schon einige Vorerfahrungen. Was also sollte da schiefgehen?

Die Jugendherberge in Rinteln war eigentlich sehr schön in der Natur gelegen. Für zwei Wochen war sie für uns sechs Betreuer und 30 Jugendlichen (zwischen 9-14 Jahren mit teilweise schwierigem familiären Hintergrund) unser Zuhause. Und es wurde - alles in allem - doch eine recht gute Freizeit.
  Natürlich stand in erster Linie Spiel und Spaß auf dem Programm. Schließlich waren das ja die Sommerferien der Kids, und wenn da Langeweile oder Unzufriedenheit aufkommt, dann hat man etwas falsch gemacht.
  Aber wir verloren auch nicht unser missionarisches Anliegen aus den Augen. Eine morgendliche Kurzandacht nach dem Frühstück gehörte zum Pflichtprogramm, was übrigens auch den Eltern auf einem Vorbereitungsabend mitgeteilt worden war. Sie hätten also noch Gelegenheit gehabt, ihre Kinder abzumelden, wenn sie solche Unterweisungen nicht gewollt hätten.

Diese Andachten waren kurz und kindgerecht, und wurden auch gut aufgenommen. Kinder in diesem Alter sind oft noch recht offen für solche spirituellen Themen, im Gegensatz zu vielen Erwachsenen. Aber wir passten schon auf, die Kids da auch nicht zu bedrängen oder zu überfordern.
    Ich kann mich entsinnen, dass einmal mit einem älteren Jugendlichen auf der Wiese hinter dem Haus stand. Er hatte bislang immer recht verschlossen gewirkt beim Thema glauben.
   Doch plötzlich sagte er: "Gestern habe ich den Stubenschlüssel hier auf der Wiese verloren. Ich habe sie wie eine Stecknadel im Heuhaufen gesucht, wirklich jeden Zentimeter abgesucht. Er war wie vom Erdboden verschluckt! Da fiel mir plötzlich ein, dass ihr gesagt habt, dass man für alles beten kann. Und das habe ich dann auch gemacht!" Ich schaute ihn an: "Und?"
   Er lächelte: "Zwei Sekunden nach meinem Gebet sah ich den Schlüssel zwei Meter neben mir auf dem Boden liegen. An einer Stelle, die ich mehrfach abgesucht habe. Unglaublich!"
"Tja", sagte ich, " so etwas nennt man eine wohl eine schnelle  Gebetserhörung!"

Ich muss schon sagen, dass ich recht froh war, als die zwei Wochen vorbei waren. Der permanente Umgang mit Kinder geht schon an die Substanz, wie jeder weiß, der solche Freizeiten schon mal mitgemacht hat.
   Interessant fand ich, dass am letzten Abend vor der Abreise ein paar Schachspieler in der Jugendherberge auftauchten. Einen von ihnen  kannte ich flüchtig, und so schaute ihnen eine Weile beim Blitzschach zu.
   Noch einige Jahre zuvor war das Schachspielen mein Lebensinhalt gewesen, aber nun hatte ich - Gott sei Dank - etwas Besseres gefunden. Trotzdem fand ich es schön, eine Weile dabei zu sitzen und zuzuschauen.

Als wir die Kinder am nächsten Tag wieder in die Obhut ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten übergeben hatten, gingen wir sechs Betreuer noch in ein Bremer Cafe. Egbert, den Leiter, kannte ich ja schon vorher vom Hauskreis. Corinna, Roswitha, Ralf und Andreas hatte ich nur flüchtig aus der "Arche" gekannt, wo sie wohnten und arbeiteten. "Komm uns doch mal besuchen," sagte Corinna zum Abschied. "wir würden uns freuen!"
  


Anmerkung von Bluebird:

Rinteln 1988

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (21.02.20)
"Fereinfreizeiten"?

 Bluebird meinte dazu am 21.02.20:
Ja .. ach so .. Fehler ..danke!

Antwort geändert am 21.02.2020 um 12:59 Uhr
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