Augenscheinlich und wahr?

Aphorismus zum Thema Wahrheit

von  Bluebird



                                    "Wir urteilen nicht nach dem äußerem Scheine,
                                              sondern wollen blicken tiefer
                                                  bis in der Herzen Grund"
Ja, stimmt das denn wirklich? Ist es nicht eher so, dass dieses hier angesprochene Bemühen eher die Ausnahme als die Regel ist? Wir doch lieber nach dem Augenscheine urteilen?

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (04.03.20)
Schon aus Zeitgründen muß man die sehr aufwendige und methodisch schwierige Erschließung der Hintergründe, des Gesichts hinter der Maske, stark einschränken.
Was man verlangen kann, ist das Bewußtsein, daß wir oft nur den Anschein wahrnehmen, weshalb wir uns der Unterstellung tieferer Motive enthalten sollten.

 LotharAtzert meinte dazu am 04.03.20:
Zum Enthalten fällt mir, o Wunder, das Enthalten ein:
Man kann nicht vom Enthalten reden, ohne daß es sich bei der Äußerung um einen verbalen Samenkoller handelt

Antwort geändert am 04.03.2020 um 14:08 Uhr
Aha (53) antwortete darauf am 04.03.20:
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 Graeculus schrieb daraufhin am 04.03.20:
Gleichwohl hat diese Deutung, inkl. die Mikroexpressionslesekunst, immer etwas Hypothetisches an sich. Aber vermutlich gilt das ohnehin für alles.

Eine alte Zen-Gesichte berichtet von drei Mönchen, die vereinbaren, eine ganze Nacht lang schweigend zu meditieren.
Mitten in der Nacht sagt Mönch 1 zu einem Hilfsmönch: "Die Lampe brennt herunter!"
Darauf Mönch 2: "Wir wollten doch schweigen!"
Und Mönch 3: "Ich bin der einzige, der sich an die Abmachung gehalten hat!"

Es ist schade für die Besserwisser, daß sie ihr besseres Wissen nicht an den Mann bringen können, ohne sich selbst der Enthaltsamkeit zu enthalten.

 Bluebird äußerte darauf am 04.03.20:
Graeculus läuft ja hier richtig zu höherer Form auf ... anscheinend liegt ihm das Philosophische mehr als das Erkennen christlich -religöser "Deutungskompetenz" :)

Antwort geändert am 04.03.2020 um 17:28 Uhr

 Graeculus ergänzte dazu am 04.03.20:
Ach, lieber Bluebird, ich glaube, religiös ist zwischen uns alles gesagt. Da unterhalte ich mich gerne mal über etwas anderes.
Ansonsten muß, wenn man darüber diskutiert hat, anschließend jeder sehen, wie er mit seiner - revidierten oder unrevidierten - Überzeugung lebt und stirbt.

 Bluebird meinte dazu am 04.03.20:
Gut gesagt!
Aha (53) meinte dazu am 04.03.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 04.03.20:
Nein, Überzeugung ist scheiße. Zu zeugen genügt, wo ein Empfangendes ist. Überzeugen=onanieren.
Mögen alle Dualisten der Erlösung teilhaftig werden. Und mögen alle Nondualisten das Sein sein lassen, wie es ist.
Aha (53) meinte dazu am 04.03.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 05.03.20:
Aha, es kann nicht darum gehen, was mir lieber ist, sondern was die Muttersprache unter dem Begriff "Überzeugung" versteht - und ob ich diese Bedeutung tatsächlich zum Ausdruck bringen will. (Nein!)
Was ein Zeugen ist, dürfte ja soweit klar sein. Wenn ich aber jemanden "über-zeugen" will, so bekommt das etwas Gewaltsames. Es ist eindeutig mehr, als nur ein Standpunkt-Erläutern. Gewalt lehne ich ab. Das bezeuge ich hiermit und muß niemand davon über-zeugen. Daß Menschen für Sprachbilder nicht mehr sensibel sind, darf kein Grund für unsereins sein, uns dem allgemeinen Sprachgebrauch zu unterwerfen, zumal alles auf Zerstörung der Bildsprache zugunsten der technischen Funktionsbegriffe hinausläuft. Wenn die Welt verroht, kann ich es nicht verhindern, aber mitmachen werde ich auch nicht. Das bißchen Vereinsamung - ist klar, daß man zum Außenseiter wird - betrachte ich als charakterfestigend.

-Nicht ich reagiere allergisch, sondern Überzeugenwoller sind übergriffig, sie wollen die Übernahme ihrer Ansicht, sorum läuft das.

Es genügt, etwas anzubieten. Wie beim Vogelhäuschen - wir packen es voll mit Körner und Knödel - aber ob Vögel kommen und fressen, bleibt ihnen überlassen, sie müssen auch nicht bestätigen, daß es die besten Körner ever sind
Aha (53) meinte dazu am 05.03.20:
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 Bluebird meinte dazu am 05.03.20:
Lieber Lothar,
wie gerne würde ich dich vom- aus meiner Sicht - richtigen (christlichen ) Pfad überzeugen wollen , aber wenn das möglich wäre, wäre mir das ja sicher schon längst gelungen.
So packe ich denn lieber ein kleines "Leckerli" in das Vogelhäuschen:  hier
Ich hoffe, dass es dir mundet! :)

Antwort geändert am 05.03.2020 um 08:38 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 05.03.20:
Hallo ihr lieben Liebenden,
um was geht es? - Laut Überschrift um "Augenscheinlich und wahr" - nicht aber, oder doch nur unter ferner, um unsere eigene Befindlichkeit dabei. Es geht ums Prinzip und somit auch um Disziplinierung - Steinbocktugenden. Wo kommen wir hin, wenn jeder Begriffe so benutzt, wie sie ihrem Bild nach nicht gemeint sind, aber eine "gefühlte" Übereinkunft im Volk besteht, sie falsch zu benutzen?
Ein weiteres Beispiel oft begangener "Vor-Stellungs-Versumpfungen" sind die Begriffe richtig und wahr. Richtig bezieht sich immer bloß auf Richtung und wahr auf Währendes - eigentlich unverwechselbar. Und doch muß man immer erst erspüren, was Sprechende meinen könnten. Ebenso ist es mit fühlen und empfinden - auch unverwechselbar - wird wild durcheinander gemixt. So kann man eine Sprache auch innerhalb weniger Generationen zerstören und was das Schlimme daran ist: die Sprechenden merken es nicht mehr.

Eine gute (alte) Sprache* zeichnet sich dadurch aus, daß sie ihre Sprechenden mit erleuchtenden Gedanken versorgt, deshalb auch "Mutter-Sprache": Sie ist nach dem Bild des Baumes dreifach: Wurzel, Stamm und Krone. Da kann man sich drauf verlassen - ich merke grad, daß das zu lange wird und hier jetzt auch nicht geklärt werden kann. Darum nur noch abschließend folgender Gedanke: der Begriff Überzeugung gehört in die Rubrik Ideologie und diese lässt wenig Raum für Freiwilligkeit und deshalb gehe ich da auf Distanz.

*Altgriechisch, Latein, Sanskrit. Hebräisch, Altdeutsch - die Fünfe gerade
@ Bluebird - was hältst du denn vom Nondualismus? Unterscheidung ist was feines. Sie ist jedoch nur möglich, weil es einen Nichtunterschied gibt. Wir reden vom selben und benutzen nur andere Begriffe. Spring doch mal über deinen Schatten.

 LotharAtzert meinte dazu am 05.03.20:
Ihr lieben lieben …
Statt "ich bin davon überzeugt/ ich glaube das" etc. wäre ein "ich habe es so erfahren" geeigneter. (Allerdings nur, wenn man es auch erfahren hat.) Ansonsten ist Zurückhaltung nie verkehrt.
Die Überzeugung/der Glaube ist Causa formalis; die noch nicht erfahren ist. Erfahrung, als vollzogene, ist dagegen Causa finalis oder "das Erwirkte".

Gieb deine Schönheit immer hin
ohne Rechnen und Reden.
Du schweigst. Sie sagt für dich: Ich bin.
Und kommt in tausendfachem Sinn,
kommt endlich über jeden.

Rainer Maria Rilke, 14.7.1899, Berlin-Schmargendorf

Antwort geändert am 05.03.2020 um 13:54 Uhr
Aha (53) meinte dazu am 05.03.20:
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Cora (29) meinte dazu am 05.03.20:
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una (56)
(04.03.20)
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 Bluebird meinte dazu am 04.03.20:
Bei mir ist die Anfangsfassung selten auch die Endfassung ... in diesem Sinne ... schaun mer mal und ...danke für deinen Tipp!

Antwort geändert am 04.03.2020 um 16:57 Uhr

 EkkehartMittelberg (04.03.20)
In welchem Umfang sich jemand am äußeren Schein orientiert ist altersbedingt. Wer häufiger damit reingefallen ist, wird vorsichtiger.
Dein Zitat erscheint mir sofort als Abgrenzung gegen die Blendung durch äußeren Schein.
Servus
Ekki

 LotharAtzert meinte dazu am 04.03.20:
Was? Was soll denn das Alter damit zu tun haben? Das wäre ja noch schöner, wenn man bloß aufs Älterwerden zu warten bräuchte.
Die "Blendung durch äußeren Schein" ist sehr subtil. Sich einzubilden, man durchschaue das (was impliziert, daß man sich selbst durchschaut), ist eher ein Zeichen, daß das Gegenteil der Fall ist.
Auch ist Abgrenzung gegen den Schein Dualismus pur. Ohne den Schein der Sonne beispielsweise gäbe es gar kein Leben. Und ohne Erscheinung gäbe es nicht das, was die Erscheinung bewirkt.
Servus
Lothi

 DanceWith1Life meinte dazu am 04.03.20:
Ich muss Loki kurz rechtgeben, bevor es jemand anders tut, lach, als wir "jünger" waren, konnten wir ein Lied davon singen, worin sich die "Alten" täuschten.
inflationäre Gedadadankenweltsgrüsse
Der mit zwei Wölfen tanzt

 LotharAtzert (04.03.20)
Augenscheinlich und wahr
Wahr ist, was währt.
Was nicht währt, ist auch nicht wahr.

Zeitlos Währendes als Zustand übersteigt jede Vorstellung. Es ist allgegenwärtig, doch bleibt es ungeboren in Zeit und Raum.

Ach, Entschuldigung, hab wieder die falsche Abzweigung genommen … servus

 loslosch (04.03.20)
und was meint der kleine prinz dazu?

"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

 Bluebird meinte dazu am 04.03.20:
Yes!
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