Niemals ohne mich.. aber ich war voll dabei

Kritik zum Thema Täter/Opfer

von  eiskimo

Meine Mutter war eine echte Kölnerin. Klar, dass der Tatort aus Köln da bei mir schon einen Bonus hat. Diesmal brauchten Ballauf und Schenk aber keinen Bonus – sie trafen mit ihrer Jugendamt-Story auch so voll ins Schwarze.

War es das realistische Thema  um Alleinerziehende, ausbleibende Unterhaltszahlungen und zerrissene Familien; waren es die heillos zerstrittenen Erwachsenen und ihre verwundeten Kinder – toll gespielt! -, war es der ungeschönte Einblick in die Jugendamtsbürokratie und die daraus erwachsenden Konflikte? Ich weiß es nicht. Jedenfalls kam das, was wir da als Zuschauer miterleben mussten, sehr authentisch und mitreißend ´rüber. Warum? Weil dieser Tatort nicht aus Blut- und Ekelszenen schöpfte und perverse Killer vorführte, sondern die alltäglichen Abgründe unserer Lebenswelt aufgriff. Dabei zeigte er mit ganz stillen Bildern die Dramatik, die kaputte Beziehungen erzeugen können:  Das verzweifelte Reagieren der zum Spielball gewordenen Kinder.
Vielleicht war es mehr Sozialdrama als Krimi. Vielleicht war der am Ende als Täter entlarvte Jugendamtsleiter in sich nicht ganz schlüssig. Aber richtig gutes Fernsehen war es allemal. Ich war gebannt. Und natürlich auch ein bisschen stolz auf die Kölner.

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (23.03.20)
Stimmt, einer der besten Tatorte seit langem.
Das ließ keinen kalt!

LG TT

 AchterZwerg meinte dazu am 24.03.20:
Und allemal spannender als verstümmelte Frauenleichen, die wohl an die 90 % der Motive hergeben.

 niemand (23.03.20)
Ich habe diesen Krimi zwar nicht gesehen, aber Du packst hier eine gute Thematik an. Eine Thematik, welche "Sozialkrüppel" zeugt, aufgrund der voll egoistischen "no limit" Haltung vieler in dieser Gesellschaft. Da werden Kinder in die Welt gesetzt und plötzlich haben die Eltern keinen Bock mehr aufeinander, sondern auf andere. Wenn es dabei wenigstens bliebe, aber nein, die Herrschaften müssen weitere Kinder, mit weiteren Partnern in die Welt setzen, weil "Patchwork-Familien" ja so toll sind und alle haben sich soooo lieb, und alles ist so problemlos etc. Die Leidtragenden sind immer die Kinder, aber die fragt ja solch ein Männchen, oder Weibchen in seiner Selbstverwirklichungsphase nicht. Da wird hin und her geschoben, da wird von Kindern Verständnis erwartet, da müssen junge Personen erdulden, was alte ihnen eingebrockt haben. Manchmal wäre es besser, solche alten Ego-Typen würden ihren Dödel in eine Röhre stecken, zum Abreagieren.
Tut mir leid, aber es ist schwierig anders zu denken, wenn man solches liest, oder sieht. LG niemand

 eiskimo antwortete darauf am 23.03.20:
Du hast den Tatort doch gesehen... oder kennst "Tatorte" dieser Art schon.
Jedenfalls triffst Du genau díe Botschaft!
lG
Eiskimo

 niemand schrieb daraufhin am 23.03.20:
Den Tatort habe ich wirklich nicht gesehen, aber ich kenne Leute,
die im Jugendamt arbeiteten und welche die dort noch arbeiten.
Das ist eine Elend ohne Ende.
LG niemand

 Dieter_Rotmund (23.03.20)
Mich stört, dass sich immer wieder dieses alte, hässliche Großkirche ins Bild drängen muss. Ansonsten: Schon bessere Tatorte gesehen, aber auch schon schlechtere. Herrliche Szene: Wo Schenk und Ballauf mürrisch und schweigsam bei Regen in diesem Truck sitzen.

 eiskimo äußerte darauf am 23.03.20:
So eine Truck-Szene, wo gefühlt eine Ewigkeit nichts passiert, das funktioniert nur in einer drum herum bärenstarken Story.
Und das bisschen Dom solkl stören? Schau dir mal einen Istanbul-Krimi an

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 23.03.20:
Diese ARD-Serie "Mordkommission Istanbul" ist so schrecklich hölzern, da habe ich nie ein ganz Folge durchgehalten. Ich mag halt keine Krimis mit so aufdringlichen Lokalkolorit. Die Kölner Würstchenbude steht übrigens normalerweise woanders und nicht so, dass die Großkirche gut zu sehen ist.

 Graeculus meinte dazu am 23.03.20:
Köln: In Düsseldorf, meiner Heimatstadt, spricht man von "unseren Nachbarn mit der großen Kirche".
Serafina (36)
(23.03.20)
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 AZU20 (23.03.20)
Stimme zu, wenn auch die allerletzte Szene vielleicht nicht nötig war. Oder? LG und bleib gesund

 eiskimo meinte dazu am 23.03.20:
Die letzte Szene führt zurück zum Anfang und sagt: Seht, es gibt keine Versöhnung, es gibt nur eine Eskalation bis hin zu diesem finalen Knall.
Schrecklich, aber in sich logisch, finde ich.
vG
Eiskimo
Al-Badri_Sigrun (61)
(23.03.20)
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