Vernunft-IQ

Protokoll zum Thema Politik

von  Terminator

Jeder kennt den jedem bekannten Intelligenzquotienten, den IQ. Dann gibt es noch den phantasmagorischen Emotionalitätsquotienten, den EQ. Nicht von schlechten Eltern ist der Beauty-Quotient, der BQ. Aber im Ernst: Den gemeiniglich geläufigen IQ kann man den Verstandes-IQ nennen, denn in den fließt Urteilskraft möglicherweise vielleicht, aber Vernunft in keinster Weise mit ein. Deshalb sollte ein Vernunft-IQ eingeführt werden.

Die Vernunft ist die Fähigkeit, das Ganze zu sehen, richtige Schlüsse zu ziehen, alles Mögliche tiefgründig zu verstehen. Die meisten Menschen haben einen sehr niedrigen Vernunft-IQ, womit sich auch erklären lässt, warum sie sich viel klüger fühlen als sie sind. Wenn der Verstandes-IQ den Vernunft-IQ deutlich übersteigt, fühlt man sich sehr schlau. Ist der Vernunft-IQ höher, fühlt man sich wie ein Idiot. Während Hochbegabung mit dem (Verstandes)-IQ von 130 anfängt, sollte Genialität wie gehabt mit einem IQ von 160, jedoch einem Vernunft-IQ in Zusammenhang gebracht werden. Ein Rechenmeister mit einem IQ von 160 und einer schwachen Vernunft ist kein Genie. Ein Normalhochbegabter mit einem Vernunft-IQ von 160 ist der Genialität schon deutlich näher.

Dass Menschen mit einer hohen (Verstandes-)Intelligenz dumm sein können, stellt z. B. Kant in der Kritik der reinen Vernunft fest: "Der Mangel an Urtheilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen. Ein stumpfer oder eingeschränkter Kopf, dem es an nichts, als an gehörigem Grade des Verstandes und eigenen Begriffen desselben mangelt, ist durch Erlernung sehr wohl, sogar bis zur Gelehrsamkeit auszurüsten. Da es aber gemeiniglich alsdann auch an jener (der secunda Petri ) zu fehlen pflegt, so ist es nichts Ungewöhnliches, sehr gelehrte Männer anzutreffen, die im Gebrauche ihrer Wissenschaft jenen nie zu bessernden Mangel häufig blicken lassen."

Scheiße ist, wenn man es mit einem Kommentator zu tun hat, dessen Verstandes-IQ vielleicht bei 115 liegt, das aber bei einem Vernunft-IQ von 45. Dieser wähnt sich dann allwissend, ist aber ignorant und gedankenlos und gibt nur Belanglosigkeiten von sich.

Der Vernunft-IQ ist nicht der primitive Intelligenzquotient, sondern der anspruchsvolle Reflexionsquotient. Zu den Grenzwerten einzelner Standardabweichungen finden sich beim Bewusstseinsphilosophen Ken Wilber coole Bezeichnungen:

55: archaisch

70: magisch

85: mythisch

100: rational

115: existentialistisch

130: heilig-like

145: weise und so

160: voll vollkommen

Politische Identitäten lassen sich mit dem Reflexions-IQ easy peezy lemon squeezy ausrechnen:

55: Idiot (im alten Wortsinn: unpolitisch, zu dumm/ignorant für Politik)

70: Schaf (führ- und verführbar von jedem Führer, fickbar für jeden Verführer)

85: konservativ (Republikaner in den USA, CDUsten in der BRDDR)

100: zentristisch (Egoisten, Opportunisten, FDPisten)

115: linksliberal (Gammas, Snowflakes, SJWs)

130: libertär (die, die für Waffenbesitz und Todesstrafe sind)

145: rechts (wie Hjalmar Schacht oder Gottfried Curio)

160: ideational (wie Dschingis Khan)


Alles natürlich voll hypothetisch. Oder, um Willie Madisha zu zitieren: "I withdraw this truth".Ab einem IQ-Unterschied von 25 Punkten wird normale Kommunikation schwierig. Es ist wie die Diskussion zweier Kinder, von denen eines schon auf der formal-operationalen und das andere noch auf der konkret-operationalen Bewusstseinsstufe ist.

Verstanden zu werden ist wichtig, aber mir persönlich ist Verstehen noch wichtiger. Ich (IQ 130+, runden wir auf rund 130) kann Intelligentere nicht durch Denkanstrengungen verstehen, dafür bin ich zu dumm. Um ihre Gedanken dennoch nachvollziehen zu können, bediene ich mich der Intuition (intuitiver Verstand im Deutschen Idealismus, der laut dem Denkabsolutisten Kant für Menschen nicht möglich ist).

Klügere verstehe ich durch Intuition, wie verstehe ich Dümmere? Durch Empathie. Aber auch einfacheres Denken hilft, indem ich die gewohnten Denkstrukturen verlasse und mir vorstelle, ich müsste einem Fünfjährigen etwas erklären.

Klügere durch Empathie und Dümmere durch Intuition verstehen, das ist auch möglich, aber schwieriger. Erfahrungsgemäß werde ich z. B. von einem sehr empathischen Menschen verstanden, der meine Intelligenz nicht erreicht. Alles, was ich mit dem Denken lösen kann, löse ich mit dem Denken, und habe deshalb keine Erfahrung im Verstehen weniger komplexer Geister durch Intuition.


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