Früh übt sich, wer ein Meister werden will!

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Der zehnjährige Rabi war schon recht geübt in der religiösen Praxis seines Hinduglaubens: 
Morgens stand ich früh auf und repetierte sogleich das entsprechende Mantra an Vishnu und huldigte inwendig unserem Familienguru. In tiefem Ernst sprach ich das Morgengebet, … in welchem ich beschloss das Tagewerk unter Vishnus Führung zu erledigen.....Darauf folgte vor Sonnenaufgang das rituelle Bad, ein Akt der Reinigung, der mich für die Anbetung vorbereitete. Es folgte die Andacht  im Gebetsraum .. . vor dem Altar sitzend verbrachte ich gewöhnlich eine Stunde in tiefer Meditation. Danach ging ich hinaus um eine Stunde lang die Sonne anzubeten.
Wohlgemerkt, dies alles vor dem Frühstück und dem anschließenden Schulbesuch. Früh übt sich, wer ein Meister werden will!

Der schon erwähnte dreimonatige Aufenthalt in einem Hindutempel bedeutete dann noch einmal eine Intensivierung dieser religiösen Praxis:

Der Tag begann sehr früh. Während des letzten Achtels der Nacht wurde die glücksbringende Leuchtenzeremonie, um Vishnu, die Gottheit des Tempels, aufzuwecken. Nachdem man sein Bild gebadet hatte, versammelten wir uns um halb sechs, um die Veden zu hören, die laut in Hindi vorgelesen wurden. Darauf verbrachten wir zwei oder drei Stunden in der Meditation.

Der ganze Tag war angefüllt mit religiösen Aufgaben, bevor dann Vishnu in einer abschließenden Leuchtenzeremonie Schlafen gelegt wurde. Anspruchslosigkeit und Selbstverleugnung waren täglich praktizierte Tugenden.

Das Zimmer, dass ich mit einem kaum zwanzigjährigen Mann teilte, war sehr einfach ...jeder hatte eine äußerst schmale, niedrige Holzpritsche. Ich aß schon immer sehr bescheiden, aber während jenen drei Monaten im Tempel lernte ich eine noch tiefergehende Selbstverleugnung.
In jener Zeit machte aber auch tiefgehende spirituelle Erfahrungen:
„Nichts war uns wichtiger als unsere täglichen transzendentale Meditation, das Herz des Yoga … in der täglichen Meditation begann ich psychedelische Farben wahrzunehmen, hörte überirdische Musik und besuchte sogar geheimnisvolle Planeten, wo die Götter mit mir sprachen und mich ermutigten, nach noch höheren Bewusstseinsstufen zu streben … zuweilen begegnete ich auch schreckenerregenden Dämonen, die in Hindu-, Buddhisten- und Shintotempeln abgebildet sind.“
Dies mag sich für mitteleuropäische Ohren jetzt alles ein wenig bizarr anhören, aber man sollte doch vorsichtig sein, dies alles als Unsinn abzutun. Es gibt da sicher mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unser naturalistisch geprägtes Denken so meint.
  Nach Abschluß dieser dreimonatigen Lehrzeit war sich der nun elfjährige Rabi seiner Bestimmung noch gewisser als zuvor: Die Kräfte, die meinen Vater geleitet hatten, leiteten nun mich!


Anmerkung von Bluebird:

Folge 4 des  nacherzählten Lebensweges von Rabi Maharaj ... die Zitate entstammen aus seiner Autobiografie: Der Tod eines Guru

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Regina (28.04.20)
Diese Autobiografie ist sicherlich interessant zu lesen, wenn man sich mit dem Vergleich von Christentum und Hinduismus beschäftigen will. Aber was bezweckst du mit der Nacherzählung?

 Bluebird meinte dazu am 28.04.20:
Was ich "bezwecke"? Vielleicht .... inspirieren, unterhalten, informieren, belehren, mich im Schreiben üben/ausprobieren, Aufmerksamkeit bekommen, Widerspruch ernten, mich gut fühlen ... meinem Herrn, der Wahrheit und auch ein bißchen der eigenen Eitelkeit dienen ... wer kennt schon alle seine Motive? :)

Antwort geändert am 28.04.2020 um 11:02 Uhr

 LotharAtzert antwortete darauf am 28.04.20:
Bist du sicher, daß du deinem Herren dienst, solange du ihn als gnadenlos darauf beharrend, daß nur ein Christ ins Himmelreich gelangen kann darstellst? Also einem solchen Kleinkrämer würde ich nicht folgen können.
Gnadenlos. ich sag das gern immer wieder, ist das Haus des Todes - der Hades ist dort Chef.

Tashi delek

 Bluebird schrieb daraufhin am 28.04.20:
Lieber Lothar,
man ist immer dem gegenüber verpflichtet, was man erkannt zu haben glaubt ... ansonsten wäre man ein "Heuchler"!
Das andere die Dinge oft etwas anders sehen als man selber, ist eine häufig anzutreffende Realität, wie du ja selbst aus eigener Erfahrung wissen wirst
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