Tag 51: Sonntag, der 3.5.

Tagebuch zum Thema Aktuelles

von  Manzanita

Der Tag beginnt. Ich stehe auf. Irgendein Mechanismus in meinem Kopf weißt mich darauf hin, dass ich heute Geburtstag habe. Eigentlich. Eigentlich ist der Tisch voll mit Geschenken für mich und ich wäre schon vor einer Stunde aufgestanden um mein eigenes Schokofondeu vorzubereiten. Aber daraus wird nichts. Warum auch? Was wäre denn dieser Geburtstag, wenn nicht ein Tag wie jeder andere? Nichts, und deswegen habe ich entschieden, den Tag zu verlegen, erst mal bis September, vielleicht geht es ja auch schon früher. Heute gibt es nur ein paar Schokomuffins nachmittags.

Ich gehe zu meinen Eltern, sie stehen auch schon auf. Meine Schwester erinnert mich sicherheitshalber daran, dass ich heute Geburtstag habe, denn es ist mir schon mal vergessen (ich war einmal sehr verwirrt, als ich auf einer Nachtwanderung zum Klo die Geschenke auf dem Frühstückstisch sah). Aber diesmal hatte ich mich daran erinnert. Da ich aber den Geburtstag nachfeiern möchte, habe ich entschieden, jetzt noch davon auszugehen, ich wäre noch 13.

Wir essen Frühstück. Zwar habe ich mich heute von meinem Geburtstag erinnert, doch habe ich vergessen, dass wir heute das erste Mal wieder zu unserem kleinen angemieteten Mini-Feld fahren wollen. Ein solches mieten wir jährlich zur Sommersaison, also von 1. Mai bis Ende Oktober, wenn alles geernet sein muss, und zu diesem werden wir heute das erste Mal fahren. Allerdings werden wir dazu das erste Mal in 50 Tagen wieder ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen müssen: die S-Bahn. Ich bin gespannt.

Nach dem Frühstück bereiten wir uns intensiv darauf vor, alles für die erste Fahrt zum Feld mit S-Bahn und Fahrrad zu unternehmen. Wir fahren die paar Minuten zum Bahnhof mit dem Fahrrad und steigen dort in die S-Bahn ein. Mit Maske, natürlich. Wenn ich ehrlich bin, wird mir ein bisschen übel. Aber nur ein bisschen, schnell passt sich mein Körper wieder an das Eisen zu Eisen Verhältnis an. Wie schön, mal wieder Bahn zu fahren. Ich hätte nie gedacht, dass ich es ganze 50 Tage nicht tun würde.

Wir kommen nach pünktlichen neun Minuten an der Station an, ab der wir ungefähr eine halbe Stunde mit dem Fahrrad zum Feld fahren werden. Dort schauen wir uns an, was der Bauer schon mal vorgesät hat, denn jeder bekommt ein Stückchen von einem großen, bereits mit Gemüsesesorten vorgepflantztem Feld. Dann fahren wir zu einem Laden, wo wir Pflanzen für das Wunschbeet kaufen, dass noch frei ist.

Als wir wieder nach Hause kommen, merke ich, wie schön dieser Vormittag vergangen ist. Wie gesagt, der Tag ist (fast) wie jeder andere, aber dass ist alles andere als negativ! Zum Mittagessen gibt es etwas besonderes, was nur meine Mutter und ich mögen: Pilzsuppe (ja, soetwas gibt es tatsächlich). Denn Geschmack der Suppe zu beschreiben ist extrem einfach, wenn man den eines Champignons kennt. Genauso. Es ist ein sehr starker Geschmack und er macht sehr schnell voll. Wenn er zu stark ist, muss man die Suppe in sehr kleinen Häppschen essen, damit man nicht lange Pausen machen muss.

Ich gebe zu, dass ich in den letzten Tagen mehr OMSI gespielt habe, als früher. Wahrscheinlich wird mir langsam doch langweilig, immer nur mit meiner Familie zu interagieren. Ja, wahrscheinlich liegt es daran. Deswegen möchte ich auch heute das gestern gespeicherte Szenario fortsetzen. Vorraussetzung dafür ist natürlich, dass sich das die Speicherungen auf dieser Map funktionieren, denn auf anderen tun sie es nicht. Glücklicherweise kann ich die Fahrt fortsetzen, im Nachtbus in Berlin Spandau. Ich mag die Map, erstens weil sie zum Grundspiel gehört und daher besser funktioniert als manche Erweiterungen und damit kostenlos zum Spiel mit passenden Bussen kommt, und zweitens, weil ich Straßen und Haltestellennamen von Besuchen wiedererkenne. Sogar die ein oder andere Ecke kann ich einem Geschäft zuordnen. Dabei spielt die Map in 1994!

Ich höre mit dem Spiel auf, als Zeit für die Muffins ist. Wir machen eine besondere Art. Es sind Schokomuffins, aber wir backen sie nicht durch. Ein ganz kleines bisschen fehlt für ein richtigen Muffin noch. Deswegen ist ein Teil der Schokoladenmasse im inneren noch leicht flüssig, und das schmeckt echt lecker. Die Leckerei ist schnell zubereitet und jeder kriegt zwei ab.

Der Tag ist bald schon vorbei und wir hören nur noch ein Wissenschaftsprogram im Radio und schauen die erste Hälfte von einem Film, bevor es Abendbrot gibt. Aber eine schlechte Sache darf man nicht vergessen: Wir erfahren, dass der 8. Mai doch nur in Berlin Feiertag ist. Weil „Experten“ sich „nicht sicher“ sind. Idioten! Wie ist Hitler denn dann gestorben, wenn nicht von Selbstmord? Naja, was erwartet man schon von einer Christlich-Demokratischen-Union? Dass sie nicht christlich sind? Deutschland, Deutschland…

Ich glaube, der Abend von einem Geburtstag war noch nie so fröhlich. Ich muss gestehen, es fehlen noch 365 Tage bis zum nächsten Tag, aber nur noch x – 1 (x ist nicht 365!) Tage bis zu den Geschenken und bis zum „falschem Geburtstag“.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (05.05.20)
Hitler ist nicht am 8. Mai, sondern am 30. April gestorben.
Ich weiß nicht, was die in Berlin meinen, aber die deutsche Kapitulation hat zweimal stattgefunden: am 8. Mai gegenüber den Westmächten und am 9. Mai gegenüber der UdSSR. Deshalb wird in Rußland der 9. Mai gefeiert.

 Manzanita meinte dazu am 05.05.20:
Mir ist egal, an welchem Tag, aber die Ablehnung eines Feiertags ungefähr am 75. Jahrestag von Hitlers Tod empfinde ich als Nazi-Denken. Das soll also kein Rassismus sein?
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