Göttliche Zeichen?

Dokumentation zum Thema Schicksal

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Karl VII, der junge französche König, zeigte sich recht beeindruckt von Johannas ersten Auftritt am Königshof und einem anschließenden privaten Gespräch mit ihr. Aber er gehörte zu den vorsichtig-wankelmütigen Naturen, die sich ungerne festlegen. Und so ordnete er an, dass Johanna noch einmal von einem erlesenen Kirchengremium auf Herz und Nieren geprüft werden sollte.
 
Johanna war davon wenig angetan und hielt das Ganze für einen unnötigen Zeitverlust. Aber sie musste sich wohl oder übel der königlichen Anordnung fügen und wurde ein paar Wochen lang in Poitiers einer strengen Prüfung durch ein kirchliches Komitee unterzogen.
    Dort schlug sie sich trotz ihrer mangelnden Bildung recht achtbar. Man war hin- und hergerissen, ob man ihr glauben sollte oder nicht. Schließlich kam es zu folgendem Dialog zwischen einem Kirchenoberen namens Seguin und Johanna:

S: "Glaubst du an Gott?"
    J: "Ja, besser als du!"
    S :"Aber Gott will nicht, dass dir geglaubt wird, es sei denn es kommt ein Zeichen, das zeigt, dass wir dir glauben sollen. Wir können dem König nicht den Rat geben auf eine einfache Behauptung hin dir zu vertrauen und Soldaten in Gefahr bringen. Hast du sonst nichts zu sagen?"
    J: Im Namen Gottes! Ich bin nicht nach Poitiers gekommen um Zeichen zu geben. Aber bringt mich nach Orleans und ich will Euch Zeichen geben, warum ich gesandt bin."
Der Rat forderte also ein Zeichen, Johanna forderte Vertrauen. Eine klassische Pattsituation!
  Schließlich soll sie aber in einem privaten Gespräch mit dem König - im Beisein eines Kardinals -  ein Zeichen gegeben haben, was ihn endgültig von ihrer göttlichen Sendung überzeugte.
 
Über dieses Zeichen ist viel gerätselt und spekuliert worden. Am Plausibelsten erscheint die Version, dass sie dem König eine Sache mitgeteilt hat, die nur er selber wissen konnte. Angeblich soll es sich um ein besonderes Gebet handeln, dass er in seiner Privatkapelle gesprochen hatte und das Johanna bezüglich Zeitpunkt  und Inhalt richtig wiedergab.
    Und es soll noch ein weiteres Zeichen  geschehen sein. Als man für Johanna nun eine Waffenrüstung anfertigte, bestand sie auf ein Schwert, welches sich in der Kapelle der heiligen Katherina befinden würde. So hätten ihr es die Stimmen gesagt.     
  Man forschte nach dem Schwert und fand es tatsächlich eingegraben hinter dem Altar.. Der König war tief beeindruckt und schenkte ihr eine Scheide für das Schwert.

Dann endlich war es soweit. Am 29. April 1429 brach Johanna, auf einem schwarzen Hengst mit der Fahne in der Hand,  an der Spitze eines Heeres in Richtung Orleans auf. Ihre eigentliche Mission konnte beginnen.

Gedankenimpuls:
Wir denken ja heutzutage, dass die Menschen der Antike und des Mittelalters ungebildet und naiv gewesen sein, und deshalb irgendwelchen Wundergeschichten geglaubt hätten.
  In der ganzen Johanna-geschichte zeigt sich aber, dass man ihr durchaus mit gehöriger Skepsis begegnete und von ihr Beweise für ihre göttliche Sendung verlangte.
  Als aber glaubhafte Beweise geliefert wurden, legte man dann auch auch die Skepsis ad acta und glaubte ihr! Ob das die wissenschaftsgläubigen Skeptiker von heute wohl auch getan hätten?
 


Anmerkung von Bluebird:

Teil 5 meiner analytischen Dokumentation des Lebens von Johanna von Orleans

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Jorge (11.05.20)
Ein sehr interessanter Text über die Johanna von Orlean.
LG
Jorge
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