Mai 2020

Elegie zum Thema Entwicklung(en)

von  Didi.Costaire

Dieser Text ist Teil der Serie  Choronik
Das Dasein scheint fremd, die Gefühlslage seltsam
nach etlichen Wochen Corona-Beschränkungen,
mit Ängsten vorm Virus und ob wir das Geld ham,
und was uns noch droht an Verlust und Verrenkungen.
 
Man lockert die Vorschriften nunmehr in Schritten,
doch vieles, was rauskommt, wirkt keineswegs locker.
Was eigentlich Spaß bringt, reißt kaum mehr vom Hocker,
die Rechte des Einzelnen bleiben beschnitten.
 
Man darf sich nicht frei so wie üblich entfalten
und wird um persönliche Daten gebeten.
Geschäfte muss jeder mit Masken betreten,
dann läuft man im Slalom, um Abstand zu halten.
 
Kultur sieht man online, zu deutsch an der Leine,
alleine zuhause verharren bleibt's Beste.
Es gibt kein Theater und auch keine Feste
im Land der noch immer recht vielen Vereine.
 
Das Volk hat inzwischen schon Gold auf den Hüften
nach über zwei Monaten sportlichem Sitzen.
Nun öffnen sich Pforten, um wieder zu schwitzen
und sich statt zu duschen beim Heimgehn zu lüften.
 
Der Fußball rollt nur in den oberen Ligen
und kaum, wie verlautet, der Fanschar zum Wohle.
Es geht um die Stakeholder und um die Kohle,
die Profivereine vom Fernsehen kriegen.
 
Bei Geisterspieln hat sogar Hopp endlich Schonzeit
und alternativlos als Meister ist Bayern,
denn anderswo würde man zügellos feiern.
In München sind Titel die reinste Gewohnheit.
 
Doch Leute sind längst auf die Straße gegangen,
vor allem Extreme und Aluhutträger.
Die glauben nicht an den Corona-Erreger
und wittern die Möglichkeit, Seelen zu fangen,
 
denn jeder im Lande schluckt mancherlei Kröte.
Es gibt neben Spinnern die tragische Seite:
Um Leben zu retten, gehn einige pleite
und viele geraten ganz schuldlos in Nöte.
 
Ich rede hier nicht von den Autokonzernen.
Es sind doch die Öffis, die tatsächlich leiden,
und jedes Lokal, das die Gäste nun meiden.
So gebt den Kommunen sowie den ›Tavernen‹!

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (27.05.20)
So langsam fehlen selbst uns Schreibenden die Worte um diese einmalige Misere zu beschreiben. Noch nie sah ich die Welt in solcher Unsicherheit. Masken oder und face Shields bestimmen weltweit das öffentliche Leben. Mittlerweile interessieren sich die Menschen weder für Zahlen von Johns Hopkins oder Klopapier, sie sehnen sich einfach nach Fortbestand ihres Lebens. Kaum einer ist stolz alt geworden zu sein. Viele Altersgefährten blicken dennoch mit Genugtuung auf ein reiches und erfülltes Leben zurück und runzeln die Stirn vor kommenden Zeiten.
saludos
Jorge

 Didi.Costaire meinte dazu am 27.05.20:
Danke für deinen fundierten Beitrag, Jorge. Im Kampf ums Überleben darf die Lebensqualität nicht den Bach runtergehen. Hoffen wir das Beste!
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg (27.05.20)
hallo Didi, Corona ist wirklich ganz außerordentlich. Sie hat es geschafft, dass du elegisch schreibst. Das Eigentümliche ist, dass diese Elegrie auf mich objektiv wirkt.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire antwortete darauf am 27.05.20:
Hallo Ekki
und danke für deinen Kommentar. Es freut mich, wenn ich mit meinen Zeilen die Realität getroffen habe.
Liebe Grüße,
Dirk

 AZU20 (27.05.20)
Das trifft die Realität. LG

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 27.05.20:
Danke für die Bestätigung, Armin.
Beste Grüße, Dirk

 AchterZwerg (28.05.20)
Am Anfang war das Grauen.
Ein allgemeines, ein ehrliches wohl, das nun durch Vereinnahmung durch verschwörungstheoretische Gruppierungen, aber auch durch politische Machenschaften den Alltag bestimmt.
In der Tat elegisch.

Liebe Grüße
der8.

 Didi.Costaire äußerte darauf am 28.05.20:
Das stimmt irgendwie. Am Anfang war es noch das pure Grauen...

Danke und beste Grüße,
Dirk

 gitano (28.05.20)
Du magst mit Deinen inhaltlichen Beobachtungen recht haben Didi...
Aber mir geht es wie vielen anderen:
Ich kanns einfach nicht mehr hören!
gitano

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 28.05.20:
Recht hast du! Es wird dringend Zeit, dass Corona mal eine Pause einlegt.
Danke und beste Grüße,
Dirk

 plotzn (29.05.20)
Entwicklungen sind ja eigentlich das Gegenteil von Verwicklungen, aber nicht in diesem Fall!

Gut be- und geschrieben, Dirk!

Liebe Grüße,
Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 29.05.20:
Danke Stefan! Man muss ja heutzutage immer aufpassen, sich nicht einwickeln zu lassen.

Liebe Grüße, Dirk

 TassoTuwas (05.06.20)
Hallo Didi,
es gibt Zeiten für Komödien und Zeiten für Dramen.
Jetzt stellen wir mit Erstaunen fest, dass wir nicht den Spielplan bestimmen,
Die Frage ist, wem zeigen wir jetzt die rote Karte?
Besinnliche Grüße
TT

 Didi.Costaire meinte dazu am 05.06.20:
Hallo Tasso,
ich wüsste ja schon einige, denen ich gerne die Rote Karte zeigen würde...
Ansonsten bleibt als taktische Maßnahme die gute alte kontrollierte Offensive, verbunden mit der Hoffnung, dass auch Dramen glücklich enden können.
Danke fürs Kommentieren
und beste Grüße,
Dirk

 harzgebirgler (31.08.20)
so geht durch ne fatale zoonose
weltweit jede menge in die hose.

exzellent verdichtet & gerne gelesen!

beste grüße
henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.09.20:
Ich kannte das Wort "Zoonose" noch nicht,
doch hab es erwähnt dann im nächsten Gedicht,
in dem ich choronische Auswüchse schilder.
Der Ursprung des Virus war schließlich ein wilder.

Danke dir und beste Grüße,
Dirk
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