Wirrwarr

Kurzgedicht zum Thema Eigene Welt

von  plotzn

Täglich an der Spielkonsole,
fünfundzwanzig völlig hohle
Egoshooter-Ballerspiele,
World of Warcraft, grenzdebile
Action Games samt "run & fight" –
wirrtuelle Wirklichkeit.

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Kommentare zu diesem Text


 Omnahmashivaya (30.05.20)
Gutes Gedicht mit Wortspiel und Hintergrund. Gefällt mir. Auch wenn das Thema ja traurig/ bedenklich ist. LG

 plotzn meinte dazu am 31.05.20:
Danke, Omnahmashivaya!

Am Anfang war das Wort(spiel). Der traurige Rest hat sich drumrumgerankt.

Liebe Grüße
Stefan

 monalisa (31.05.20)
Hallo Stefan, du kennst dich aber gut aus mit dem virtuellen Wirrsinn, schon deine Zeilen machen mich ganz wirr. Kein Wunder dass jene, die sich dem tagtäglich hingeben, den Bezug zum RL mehr und mehr verlieren, nicht ungefährlich für alle, wenn die Ballerspiele die Seite wechseln!

Liebe Grüße
mona

 plotzn antwortete darauf am 31.05.20:
Servus mona,

das scheint nur so, bei Computerspielen hatte ich bisher hauptsächlich mich Schachprogrammen zu tun. Ballerspiele halte ich nicht für gefährlich, aber sie sind, wie jedes andere Hobby, dem man alleine in seinem Zimmer nachgeht, sozialen Kontakten nicht gerade förderlich.

Liebe Grüße,
Stefan

 Melodia (31.05.20)
Immer schön, wenn sich Menschen einem Thema annehmen oder es kommentieren, zu dem sie offensichtlich keine persönlichen Erfahrungen haben ...

 monalisa schrieb daraufhin am 31.05.20:
Hi Melodia, meinst du, wenn man gewisse Computerspiele nicht oder nur vom Hörensagen kennt, hat man keine Erfahrung mit dem Thema? Vielleicht nicht bezüglich der Innensicht des Spielers, aber man nimmt sehr wohl wahr, wie sich ein Spieler verändert, der exzessiv eben diesen Spielen nachgeht. Und natürlich gibt es auch andere, sehr spannende Strategiespiele etwa, sind nicht alles gewaltverherrlichende Ballerspiele, aber viele doch schon? Und nur um die geht’s hier, denke ich. Es soll niemandem sein Feierabendvergnügen miesgemacht werden, das vielleicht wesentlich anspruchsvoller ist als der übliche, ebenfalls gewaltangereicherte Krimimix im Fernsehen.

Liebe Grüße
mona

 plotzn äußerte darauf am 31.05.20:
Servus Melodia,

Volltreffer! Mit Ballerspielen habe ich (außer ein paar Mal Moorhuhnschießen vor sehr vielen Jahren) keinerlei praktische Erfahrung. Woran merkt man das? Ist WoW als Beispiel daneben?
Oder geht Dir die Herabwürdigung von Schießspielen ganz allgemein gegen den Strich?

Liebe Grüße,
Stefan

 Melodia ergänzte dazu am 01.06.20:
@moanlisa: Ich weiß nicht genau, was für Spieler du kennengelernt hast, aber ich habe in meiner Jugend (ab 13/14 Jahren) regelmäßig und viel gespielt (selbst heute noch gelegentlich). Auch gemeinsam mit Freunden und Bekannten. Eine LAN-Party mit 20 Leuten pro Monat war normal.
Keiner dieser Menschen hat irgendwelche Folgeschäden etc. davongetragen. Mit den meisten bin ich auch heute noch sehr gut befreundet. Alles Familienmenschen mit Jobs, um mal die andere Klischeeseite zu bedienen.


@plotzn: Im Grunde geht mir alles daran gegen den Strich. Vermutlich auch deshalb, weil ich diese leidige Diskussion nun seit Jahren führe. Sobald irgendetwas passiert, was Jugendliche und brutaler Gewalttat kombiniert, sind (Baller)spiele Schuld. Alternativ dazu auch Metal-Musik. Actionfilme oder Gangsterrap werden interessanterweise nie erwähnt.

Vergleich (aus eigener Erfahrung):
Durch PC-Spiele sowie durch harte Musik, habe ich Englisch gelernt, das Lösen von komplexen Problemen (und da zähle ich die Komposition von Metal-Liedern allemal dazu), verbessertes Reaktionsvermögen, geschichtliche Ereignisse sowie logisches, politisches Denken. Von effektiven Frustabbau mal ganz angesehen. Man macht etwas aktiv, dass Spaß macht: spielen, musizieren, tanzen, schreien.
Bei Filmen lasse ich mich meist berieseln und erst meine jahrelange Arbeit im Kino haben mir ein Sinn für Bilder sowie gute Drehbücher nahegebracht. In der Jugend fand ich es einfach nur gut, wenn es Action gab.
Und bei Gangsterrap bin ich sicher etwas voreingenommen, aber, wenn man in Texten z.B. liest, wie Frauen behandelt und/oder tituliert werden (am besten dazu noch mit dem Musikvideo!) …dass so etwas nachmittags in der Flimmerkiste läuft …nicht das Videos von Popsternchen viel besser wären.

Ich schweife ab.
Kurzum: ich finde es unangepasst sich zu etwas zu äußern, von dem man keine Ahnung hat. Die ganzen Möchtegernvirologen derzeit reichen mir eigentlich.
Wenn ich dir/euch jetzt zu nahegetreten bin, tut es mir leid. Ist einfach ein Trigger.

LG

 plotzn meinte dazu am 02.06.20:
Servus Melodia,

nee, kein Problem. Zu nahe treten kann man mir nur, wenn man persönlich wird, nicht, wenn man meine Texte kritisiert.
Bezüglich der Ballerspiele als Auslöser für Amokläufe etc. sind wir auf einer Linie. Das ist mir als Erklärung nicht schlüssig. Das war aber auch nicht (beabsichtigter) Inhalt meines Gedichts.

Trotzdem halte ich Spiele für unethisch, bei denen man aus der Ichperspektive recht realitätsnah Menschen erschießt. Bei dem, was ich von solchen Spielen gesehen habe, erlaube ich mir dazu ein Urteil, ohne selbst stundenlang gespielt zu haben.

Die "wirrtuelle Realität" hat mich in erster Linie als Wortspiel gereizt, das Gedicht habe ich "drumherumgeschrieben". Dabei war die Vereinsamung in der virtuellen Welt gemeint, wenn die realen Kontakte verkümmern. Es hätte jede Form von Computerspielen sein können, die man alleine im Zimmer spielt, aber die Ballerspiele schienen mir am plakativsten.

Liebe Grüße,
Stefan

 Melodia meinte dazu am 03.06.20:
So erschließt sich mir dein Beitrag schon eher.
Das man sich eine eigene Meinung bildet, ist auch vollkommen verständlich; in den letzten Jahren verschwimmt leider allzu oft die Grenze zwischen „Meinung haben“ und „Meinung sagen“. Das ist nicht spezifisch auf deinen Text gemünzt, zumal die Erklärung zu dessen Entstehung, ein etwas anderes Licht darauf wirft.

Kann verstehen, dass Menschen Ballerspiele skeptisch sowie ablehnend gegenüberstehen. Oder eben als unethisch betrachten. So ergeht es irgendwie vielen Dingen, die ich mag.
Vermutlich ließe sich auch darüber streiten, wo man die Grenze des Ethischen zieht. Ist es brutaler, wenn ein 15jähriger daheim virtuelle Figuren erschießt (was durchaus realistisch aussehen kann), ein Sportschütze mit einer echten Waffe auf Pappschilder von Tieren feuert oder man sich regelmäßig Horror-Splatter-Filme anschaut (die auch jemand kreiert hat)?

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es damals, wie du durchaus richtig angedeutet hast, eine Art Flucht aus der Realität war. Dinge tun, die man im Alltag nie tun würde/könnte. Da gehörten auch Strategiespiele (in denen Krieg geführt wird) sowie Rollenspiele (in denen man meistens Monsterhorden jagt) genauso dazu.
Ich bin mir sicher, dass ein Kind aus dem Irak oder aus Syrien kein Interesse daran hat, ein Ego-Shooter zu spielen.
Aber wir hier in Europa, im „Westen“, sind etwas abgestumpft. Alle Medien transportieren Krieg und Zerstörung in unseren vier Wände und gleichzeitig ist es so weit weg.

Ist es unethischer davon zu berichten, oder den Krieg zu unterstützen? Das Spiel zu spielen, oder es zu entwickeln/veröffentlichen? Den Film zu schauen, oder ihn zu drehen? Den Thriller zu lesen, oder ihn zu schreiben?

An und für sich eine Interessante Debatte. Deine Intention kam nur falsch rüber in deinem Text. Es klang eben so, als seien alle Spieler doof bzw. realitätsfern. Klar gibt es einige, die darin „versumpfen“. So wie es diese Personen überall gibt. Man schaue sich die ganzen „Smombies“ an. Da bleibt es sogar einigermaßen beim selben Medium.

LG

 plotzn meinte dazu am 04.06.20:
Oh ja, die Liste der unethischen Dinge ist lang, wie Deine Beispiele zeigen, und man kann trefflich darüber streiten, was davon nun noch unethischer ist als das andere

Vielleicht mit Ausnahme der (rhetorischen?) Frage: "Ist es unethischer davon zu berichten, oder den Krieg zu unterstützen?"

Danke Dir für die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Gedicht!

Liebe Grüße,
Stefan

 Melodia meinte dazu am 04.06.20:
Da hast du (leider) Recht.

Zu deiner Frage: Es wird wohl davon abhängen, wie darüber berichtet wird. Oder um es salopp auszudrücken, wenn die BILD darüber schreibt, ist es sicher unethisch. Wobei es dann u.U. bereits als Unterstützung durchgehen könnte, was selbstverständlich unethischer ist, in meinen Augen. Hatte es allerdings auch im aktiven Sinne (finanziell, Waffenlieferungen etc.) gemeint.

Ja, sehr gerne! Schön zu sehen, dass man doch noch konstruktiv Diskutieren kann.

LG

 TassoTuwas (31.05.20)
Wie wahr

Liebe Grüße
TT

 plotzn meinte dazu am 31.05.20:
Ist das die weiche Aussprache von Wirrwarr?

Dank Dir, Tasso, und liebe Grüße!
Stefan

 gitano (03.06.20)
hallo plotzn & Melodia
ich lese oben im Text:
grenzdebile
Action Games
und
völlig hohle
Egoshooter-Ballerspiele,

also zumindest im Text werden die Spiele - nicht die Spieler direkt angegangen...ob dies als Symbolik zu lesen ist, kann natürlich nur der Autor oder die Schar der Textkritiker anmerken.

Stilistisch finde ich die Enjambements gut gesetzt und gelungen.

Zu eurem Disput in Sachen Gaming & Gamer möchte ich beiden gratulieren...so respektvoll und trotzdem kontrovers....machen dies nicht viele....
...und jede Art von Medien befeuert mMn die Hysterie, über die sie sich dann beklagen...( da ist alles dabei womit man Kohle machen kann - und jede Grenzverletzung der Persönlichkeit / Ethik ist scheinbar recht)

KV...vielleicht noch nicht so dolle *zwinker*

Weitermachen & Grüße zu euch
gitano

Kommentar geändert am 03.06.2020 um 13:17 Uhr

 plotzn meinte dazu am 04.06.20:
Servus gitano,

ich hatte schon beides im Blick, die Spiele und die Spieler ("Täglich an der Spielkonsole"). In sechs Zeilen lässt sich nicht viel erklären und es sollte auch keine sozialwissenschaftliche Abhandlung werden Daher ist Raum für Interpretation, auch wenn meine Abneigung gegenüber Egoshooter spielen wohl nicht zu übersehen ist.

Dank Dir und liebe Grüße!
Stefan
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