Widerstand und Erscheinung

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Nach seiner Bekehrung zum christlichen Glauben hatte der junge Rabi schwierige Zeiten zu durchleben:
Schnell verbreiteten sich die Gerüchte über uns im Städtchen und darüber hinaus. Zuerst glaubten die wenigsten, dass wir wirklich Christen geworden waren.
  So empfingen wir beständig Besucher, die der Sache selbst nachgehen wollten. Einige diskutierten aufgebracht mit uns. Andere schienen zu verblüfft, um noch etwas sagen zu können, und verließen kopfschüttelnd das Haus.
    Überraschung und Erstaunen aber schlugen bald um in Hass und tätigen Widerstand. Die Menschen, die sich früher vor mir verneigt hatten, schnauzten mich jetzt an und riefen mir Schimpfnamen nach. Maßlos erbittert waren sie darüber, dass wir die Götzen verbrannt hatten.

Es gab auch ernsthafte Versuche ihn wieder zum Hinduismus zurückzubringen. Aber er und seine Familie blieben standhaft. Sie hatten etwas Besseres gefunden:

Gerade die Leute, die die Toleranz der Hindus rühmten und behaupteten, der Hinduismus akzeptiere alle Religionen, wurden unsere bittersten Ankläger, weil wir Christus nachfolgten.
    Je mehr Überredungsversuche wir hörten, wieder zur Religion unserer Väter zurückzukehren, desto klarer erkannten wir, dass Treue zur Religion selten einem Verlangen nach Wahrheit, sondern vielmehr rein gefühlsmäßigen Bindungen an kulturelle Traditionen entspringt. …
    Es war zuerst schwierig, den Hass und Zorn gegen uns zu verstehen, den der Name Jesus in den Herzen von ehemaligen Freunden auslöste. Dann aber lasen wir in den Evangelien, dass Jesus seinen Nachfolgern verheißen hatte, dass die Menschen sie um seines Namens willen hassen würden. Und doch konnten wir nur schwer begreifen, wie man Jesus überhaupt hassen oder gar kreuzigen konnte. Er tat ja nur Gutes.
Als er wieder einmal zur Zielscheibe des Spotts seiner Mitschüler geworden war, beklagte er sich am Abend bitterlich bei Jesus und schlief danach kummervoll ein:
Etwa gegen 2 Uhr nachts schüttelte mich jemand wach. Verwundert schlug ich die Augen auf und sah jemandem in strahlendem Licht neben meinem Bett stehen. Es war Jesus … er streckte mir seine Hand entgegen und sagte: "Frieden! Meinen Frieden gebe ich dir!“ Nach diesen Worten verschwand er und im Zimmer wurde es wieder dunkel. … Lange Zeit lag ich auf dem Rücken mit den Händen unter den Kopf, schaute in den Himmel und freute mich in dem Herrn.

Gedankenimpulse:
Die Reaktionen seitens der Hindugläubigen sind durchaus verständlich. Er war - trotz seiner Jugend - ein schon angesehener Guru auf  Trinidad und auf einmal sagte er, dass der Hinduismus Lug und Trug sei und es nur einen wahren Gott gäbe. Das sich seine vormaligen Anhänger verletzt und verraten fühlten, liegt auf der Hand.
  Gerade wo viel geliebt wird, ist – bei Enttäuschungen - das Umschlagen in Hass eine häufig zu beobachtende Reaktion!

Was die Erscheinung angeht, die Rabi beschreibt, so habe ich Ähnliches selber am Tage vor meiner Erwachsenentaufe erlebt:  Der nächtliche Besucher
Natürlich bleibt es jedem selber überlassen, wie er solche Berichte beurteilt. Beweisen kann man so etwas nicht, schließlich war ja sonst niemand sonst zugegen. Aber ich möchte da noch einmal Shakespeare zitieren: Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als uns die Schulbildung weismachen will

Wir leben in einer Gesellschaft, wo das rational-wissenschaftliche Denken uns von Kindheit an in der Schule eingeimpft wurde. Das ist nicht folgenlos geblieben! Viele reagieren regelrecht allergisch auf solche Wunderberichte, halten sie für dummen Aberglauben oder gar bewusste Täuschungen der ewig Gestrigen!
  Dies ist wirklich bedauerlich, denn gerade solche Wundererfahrungen können das Leben so unendlich reicher machen und Hoffnung geben!


Anmerkung von Bluebird:

Folge 19 des  nacherzählten Lebensweges von Rabi Maharaj. Die Zitate entstammen aus seiner Autobiografie: Der Tod eines Guru

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (09.06.20)
erkannten wir, dass Treue zur Religion selten einem Verlangen nach Wahrheit, sondern vielmehr rein gefühlsmäßigen Bindungen an kulturelle Traditionen entspringt.
Eine gute Einsicht!

Die Zitate unterscheiden sich von den Bemerkungen drumherum auch dadurch wohltuend, daß jene sprachlich einwandfrei sind.

Zu Shakespeare:
Man kann jemanden auch zu Tode zitieren. Hast du das wenigstens schonmal im Kontext oder gar im Original nachgeschaut bzw. -geprüft?
Vielleicht bezieht Shakespeare das auf Magie und Zauberei?

 Dieter Wal meinte dazu am 09.06.20:
http://www.william-shakespeare.de/hamlet/hamlet1_5.htm

 Bluebird antwortete darauf am 09.06.20:
Bei Zitaten ist wie mit eigenen Kindern ... mit der Zeit gehen sie ihre eigenen Wege

Der Shakespearevers ist von einer allgemein gültigen Richtigkeit, die weit über den ursprünglichen Textzusammenhang hinausgeht

 Regina (10.06.20)
Ein angesehener Guru tritt zum Christentum über.
Lass einen angesehenen Kardinal in einen Ashram überlaufen und jene Gottheiten anmeditieren. Seine Glaubensbrüder überschlagen sich vor Toleranz.

 Terminator (10.06.20)
Wer Christ ist, sollte unbedingt "Abermals krähte der Hahn" lesen. Bevor man über Götzen und den einen wahren Gott und Lug und Trug urteilt.
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