Spiegel

Kurzprosa zum Thema Reflexion

von  Moja

Immer brauchte ich Spiegel im Leben. Schaufensterscheiben, Zugfenster kamen mir gerade recht. Gesichter zeigten mich nicht. Eitelkeit wurde mir unterstellt, doch es war anders. Ich traute meinem Dasein nicht. Der Drang hineinzuschauen wurde zur Obsession. Mein Überleben hing von Spiegeln ab. An keinem Spiegel kam ich ungesehen vorüber. Ich hängte sie in jeden Raum außer ins Schlafzimmer, im Traum wollte ich mir selbst entkommen. Einmal blickte ich im Traum in einen Spiegel, ich sah meinen Hinterkopf und erschrak. Tief verunsichert trat ich jedes Mal vor den Spiegel, ängstlich erwartete ich seine Antwort: eine Entstellung, Verzerrung, eine Fratze meiner selbst zu sehen oder eine leere Stelle. Jedes Mal gab der Spiegel Mich zurück, doch wie kann ich mir jemals sicher sein?

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Kommentare zu diesem Text


 unangepasste (15.06.20)
Interessante, sehr extreme Perspektive - aber ich mag solche Zuspitzungen.
Im Traum in einen Spiegel zu schauen, ist ein sehr interessantes Experiment. Habe ich auch schon versucht. Ich war seltsam unstatisch, meine Augen verschoben sich, und alles war äußerst surreal.

 Moja meinte dazu am 16.06.20:
Irgendwann fiel mir auf, wie Leute sich in Scheiben spiegeln,
manchmal wunderte ich mich über die Verzerrungen in Zugscheiben oder gewellten Spiegeln, ein beliebtes Spiel in der Kindheit.
Danke für Deinen Kommentar!

Lieben Gruß,
Moja
Agnete (66)
(15.06.20)
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 Moja antwortete darauf am 16.06.20:
Diesen Traum hatte ich tatsächlich vor Jahrzehnten, an das Erschrecken kann ich mich noch erinnern. Zum Glück brauche ich kaum Spiegel.

Danke, lieben Gruß,
Moja

 EkkehartMittelberg (15.06.20)
Hallo Monika, ein Spiegel kann das Werkzeug von Narzissten sein. Aber er dient auch der Selbstvergewisserung sensibler Seelen, die starker Veränderung unterworden sind. Um Letzteres geht es hier.
Liebe Grüße
Ekki

 Moja schrieb daraufhin am 16.06.20:
Du greifst einen interessanten Gedanken auf, lieber Ekki! Dieses Phänomen beobachtete ich häufig bei Menschen, die sich ihrer selbst nicht sicher waren und immer wieder Bestätigung suchten, sei es durch Spiegel oder in den Augen anderer. Merci!

Lieben Gruß,
Moja
wa Bash (47)
(15.06.20)
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 Moja äußerte darauf am 16.06.20:
...ach, das ist ja eine dolle Geschichte! Ich habe mich im Traum noch nie gesehen, nur mit Erschrecken meinen Hinterkopf, ähnlich einer Todesahnung. Es ist auch seltsam, wenn man sich im Film sieht, gerade weil man sich ja nie wirklich von außen sehen kann.

Danke Dir!
Lieben Gruß,
Moja
Sätzer (77)
(18.06.20)
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Schneewittchen (40)
(08.07.20)
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 Moja ergänzte dazu am 09.07.20:
Schneewittchen sind sensible Geschöpfe, einmal verzaubert, erliegen sie immer wieder dem Zauber, bis sie ihn auflösen.
Sich selbst spüren können ist kein einfacher Vorgang, wenn man "verzaubert" wurde.

Liebe Grüße,
Moja
Schneewittchen (40) meinte dazu am 10.07.20:
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