Rasse & Dichtung

Erzählung zum Thema Faschismus

von  toltec-head

"Strange as it may seem, the topmost proof of a race is its own born poetry." (Walt Whitman in: Poetry today in America)

So seltsam es scheinen mag, aber der Hauptbeweis einer Rasse ist die aus ihr hervorgegangene Dichtung. Was bleibt, das stiften die Dichter. Was bleibt, ist immer nur Rasse oder besser: Rassigkeit. Und der ganze Rest ist immer bloß menschliches Elend.

Ein alter, weißer Mann (war es Jan Hofer, oder vielleicht doch eher Claus-Erich Boetzkes?) gestern in der Tagesschau zur Streichung von "Rasse" aus dem Grundgesetz, Worte, die ihm vermutlich irgendein gutmeinendes ARD-Fräulein in den Mund gelegt hat: Es gebe keinerlei Beweise, dass irgendwelche Unterschiede zwischen Europäern und Afrikanern genetisch verankert wären. Hm... Keinerlei genetische Verankerung etwa verschiedener Hautfarben? Alles eine Definitionsfrage von "Europäern" und "Afrikanern", würde unser ARD-Fräulein wohl antworten, und dass man sich wohl hüten müsse, rassistische Definitionen zugrundezulegen. Ist das zur besten Sendezeit eigentlich schon der viel beschworene Lügenäther oder einfach doch nur gute alte Volksverdummung?

Es mag ja wirklich  gut gemeint sein, aber man darf sich dann nicht wundern, wenn die Leute Trump wählen (oder in Deutschland gerne jemanden wie Trump wählen würden). Wohlmöglich, dass der Traum derartiger "antirassistischer Vernunft" noch viel schlimmere Ungeheuer als Trump gebären wird.

Was an Rassisten und Antirassisten gleichermaßen sucks, ist ihre Denkfaulheit. Die einen reduzieren alles auf Gene, die anderen leugnen einfach das Offensichtliche, dass es natürliche Unterschiede zwischen Menschen und Gruppen von Menschen gibt.

Dass alles auf die Dichtung ankommt, dass Rasse Dichtung ist, dass es ohne Hölderlin keine Deutsche gibt, wird man nie in der Tagesschau hören, auch dann nicht, wenn der Wind wie üblich alle 50 Jahre sich wieder dreht, und statt der Antirassisten wieder die Rassisten die Oberhand gewinnen.

Aber was geht das eigentlich uns gute Internetforenpoeten alles an?

"Let him who is without my poems be assassinated!"

Solle doch alle, die denken, Politik, Wirtschaft, Kunst oder Religion seien wichtiger als mein Geschreibs hier, bitterlich verrecken!

"Je suis nègre." (Rimbaud)

Fuck you!  Möchtergern-Neger, dem es gelungen ist, sich mit seiner Antiliteratur in die Literatur einzuschreiben.

Alle Texte außer dem Text, den ich hier gerade schreibe, wirklich alle, auch alle meine anderen Texte, die keiner mehr liest, nicht einmal ich selbst noch lese, sind mir Chinesen. Ich möchte, dass ab sofort alle anderen Texte verschwinden und nur dieser eine Text, den ich nun beende, bleibt. Es gibt nichts in der Welt außer meinem Text. Die Welt ist mein Text und mein Text die ganze Welt.

Fuck you! Autoren. Es gibt nur mich. Ich bin meine eigene Rasse. Meine Rasse ist mein Text.

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Kommentare zu diesem Text

Konkret (54)
(17.06.20)
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 toltec-head meinte dazu am 18.06.20:
Habs wirklich ganz gelesen, fällt mir eigentlich nur Paul Valéry zu ein: "Was gibt es tieferes als die Haut?".

Der Wikipedia-Eintrag etwas differenzierter mit Hinweis auf den steigenden Gebrauch des Begriffs in der Medizin seit 2010. Wenn es hart auf hart kommt...

 AchterZwerg (17.06.20)
Hat sich der (ansonsten) göttliche Rimbaud nicht in späteren Jahren seine Kohle als Sklavenhändler verdient?
Ich mein ja nur ...

 toltec-head antwortete darauf am 18.06.20:
Ja, in Abessinien. Danke.

 RainerMScholz (11.08.20)
Na ja, steht ja da: Fuck you!
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