Wenn auf der Talfahrt die Bremse versagt

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Seit seiner Rockermitgliedschaft und seiner Lebensübergabe an Satan ging es in Gerhard Bauers Leben steil bergab:
Er wurde ein anderer. Er trug nur noch vergammeltes Leder und wusch sich höchstens alle vier Wochen. In seiner „Wohnung“ hingen Skelett, Totenköpfe und Ketten an den Wänden.Schnell stiegt er in der Gruppenhierarchie auf.
    Wie bei allen seinen Mitstreitern war auf der linken Hand der Schriftzug „Rocker“ zu lesen, auf der rechten Hand war seine Beförderung tätowiert: „RocKo“, was so viel hieß wie „Rocker-Kommandant“. In der Folgezeit kam es zu schweren Einbrüchen, Diebstählen, Körperverletzungen mit Todesfolge.
  Schließlich wurde er festgenommen. Aber er hatte Glück:
Als es zur Verhandlung kommt, fällt der Richter aufgrund der Bautzener Haft ein überraschend mildes Urteil: „Zwei Jahre auf Bewährung.“ Seine Begründung: „Ihre achteinhalb Jahre Straflager haben Sie so geprägt, dass es so kommen musste.“

Manche hätten dies vielleicht zum Anlass genommen, vom falschen Wege umzukehren. Nichts so Gerrhard B., den alle jetzt nur noch „Rocky, den Irokesen“ nannten. Er war eine gefürchtete Größe auf dem Hamburger Kiez geworden:

Rocky braucht Geld, aber er fragt nicht mehr, woher das Geld kommt. Es fließt ihm zu. Er strahlt so viel Gewalt aus, dass ihm viele Bürger aus Angst ihre Brieftaschen, Ringe und Uhren hinhalten mit den Worten: „Nur bitte nicht schlagen!“ Wenn er am Bahnhof steht, stecken ihm manche aus purer Angst Geld zu.
Ein Bekannter  berichtete über seinen Eindruck von dem Rocky jener Jahre:
„Wenn ich ihn gesehen habe, hab ich lieber ́nen großen Bogen um ihn gemacht. Rocky, das war für mich das Sinnbild für Gewalttätigkeit und beste Beziehungen in führende Kreise der Unterwelt, seien es Zuhälter, Killer oder Dealer. Rocky, das war jemand, der keine Grenzen kannte.
Eigentlich überflüssig zu erwähnen:
Auch im zwischenmenschlichen Zusammensein galten für Rocky nun die Regeln einer anderen Welt... In der Beziehung zu Männern und Frauen zählte nur der augenblickliche Sex.
Ich denke, dass diese wenige Zitate genügen um aufzuzeigen, auf welch hochgradig selbstzerstörerischen Weg sich Gerhard Bauer damals befand. Es erinnert mich an eine Fahrradtour in den Bergen. Mitten auf einer kurvenreichen Talfahrt versagte plötzlich die Bremse. Da rast man dann ungebremst einer Katastrophe entgegen.  Irgendwie habe ich es damals dann aber doch geschafft. 
    Wie "Rocky" die Kurve bekam, darüber beim nächsten mal mehr.

Gedankenimpuls:
Wenn auf der Talfahrt die Bremsen versagen, hast du ein echtes Problem!


Anmerkung von Bluebird:

Folge 8   der Lebensgeschichte des Gerhard Bauer in Anlehnung an  von ihm gegebene Interviews  und dem Buch "Udo, Rocky und das ewige Leben"

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Konkret (54)
(04.07.20)
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 Bluebird meinte dazu am 04.07.20:
Nee, da liegst du falsch ... zumindest vorerst :)
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