Reise nach Vineta

Prosagedicht zum Thema Nachdenkliches

von  AvaLiam



Bernsteinfarbenes Haar
gleitet mir
durch die Finger der Zeit.

Verbrannte Liebe,
dem Grunde entwogen.

In den Sand gespült
quellen Muschelsplitter
aus den Augen ihr.

Und ab und zu
blitzt eine Perle auf.

Blasentang streift ihren Leib.
Es wachsen Algen ihr
aus allen  Gliedern.

Aus ihrer Stimme rauscht
das Meer.

Ebbenbürtig
sinkt mein Stolz
und ich übergebe mich
klagend
des vergällten  Sonnenuntergangs
den Wellen...
den Wellen...

Dem Albatros gleich
Erinnerung schwingt
über Treibholz und Strandgut,
Hoffnung
und versandeten Träumen.

Ausgespuckt
und aufgeschäumt.

Der Rotz verstaubter Jahre
tropft
wie ein geschlachtetes Kalb.

Zu früh zu spät.

Und ich werfe
den wütenden Tränen
vergilbte
Illusionen hinterher.

Nebel nimmt
die letzte Klarheit mir,
spuckt Geister mir
ins Bild windiger Leere.

Ich laufe...

gerade aus.
Schiffern
dem unsteten Hafen,
aller Wasser umspült
und spüre...

...es nicht,
bevor es
in streichelnden Wogen
versöhnlich
über mir
zusammen fließt
und mich

- wieder frei -

selig atmen lässt.


Illustration zum Text
(von AvaLiam)
Illustration zum Text
(von AvaLiam)
Illustration zum Text
(von AvaLiam)

Anmerkung von AvaLiam:

Gedanken auf einer Strandwanderung nach einer Buchvorstellung zum Thema: Vineta

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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (18.07.20)
Sehr bilderstark, alle Sinne ansprechend. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich den Strand als schön oder eklig empfinden sollte - "und ich übergebe mich klagend ... den Wellen", da hat mich erst einmal irritiert...
LG
Eiskimo

 AvaLiam meinte dazu am 18.07.20:
So war es gedacht - lieber Eiskimo...
...stolpern lassen, um über das Bild 2 mal nachzudenken...

Insgesamt waren mir hier klare unklare Bilder wichtig.

Interessant, dass du den Strand so empfunden hast.
Ich meine, das hab ich auch in meinen, diesen Gedanken - nur konnte ich das nicht in eine klare Emotion bringen.
Danke für diese Ergänzung und auch Antwort auf meine eigene Vorstellung.

Sicher wird er dem Prot beides gewesen sein.

Vergangenheit und Gegenwart.
Schön und schaurig.
Krieg und Frieden.

Auf dem Weg in die Zukunft.
In sein Vineta.

Liebe Grüße ins Wochenende - Ava.

 eiskimo antwortete darauf am 18.07.20:
Danke, und Grüße zurück, lieber mit schönen Aussichten als schaurigen!
Eiskimo
Sätzer (77)
(18.07.20)
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 AvaLiam schrieb daraufhin am 20.07.20:
Ich danke dir.

LG - Ava

 Moja (18.07.20)
Die untergegangene Schöne verführt Dich, liebe Ava,
umspült Deine Gedanken mit Bildern, Bernstein blitzt auf, streift alte Träume, zieht auch mich an den Strand, zum Wellensaum, um mal zu schauen.

Aus der Perspektive des Fotos wirkt der Schaum wie der warme Rücken blasiger Tiere - aufgeschäumte Wale - aus vergessenen Winden.... da komme ich ins Träumen

Herzlich,
Moja

 AvaLiam äußerte darauf am 20.07.20:
Die untergegangene Schöne...

...mir scheint, da kennt jemand Vineta.


Ich freue mich sehr, dass du mit mir am Strand verweilt bist und dir Visionen ins Gedankengut spülen konnte.


Liebe Grüße - Ava

 AchterZwerg (18.07.20)
Liebe Ava,
für mich sind das eher Bilder & Gedanken einer Läuferin als die einer Wandernden.
Sie entsprechen so ganz und gar dem Rhythmus des Laufens - und dem der spielenden Wellen. Der aukeimenden Euphorie, vielleicht der verarbeitenden Trauer - und der Entspannung.

Wanderer schätze ich in dieser Hinsicht phlegmatischer ein ...
Aber wer weiß das schon,

;-)

 AvaLiam ergänzte dazu am 20.07.20:
Mein lieber Achter...

...ja, dein Beruf hat es wohl in sich... (was eigentlich für einer? :D )

Ich betrachte 12 Kilometer in 2,5 Stunden jetzt auch nicht unbedingt als gemütliche Strandwanderung.
(Vor allem nicht wenn man allein eine halbe Stunde fürs Fotografieren subtrahiert. :D )

In dieser Zeit ging mir viel durch den Kopf...und durchs Herz...

Und in der Tat - der Weg zurück fühlte sich leichter an.
Das lag ganz sicher nicht nur am Rückenwind.

Nur schneller war ich nicht - das Tippen ins Handy unterwegs hält ganz schön auf.
(Sprachnachrichten im Sturmwind an der See machen wenig Sinn. :D )

Ich danke dir.
Liebe Grüße - Ava
Al-Badri_Sigrun (61)
(18.07.20)
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 AvaLiam meinte dazu am 20.07.20:
Liebe Sigi,

wir bleiben was wir sind... zumindest wenn man unseren Ursprung betrachtet.

Wir kommen aus dem Meer.... und wenn wir uns in den Wirren des Lebens verlieren, so finden wir uns am Meer immer wieder...

Ich freue mich sehr, in dir jemanden zu wissen, der diese tiefe Verbundenheit zum Meer spürt.

Wir waren wohl einst kühne Meerjungfrauen. :D

Ich grüße dich mit einer herzlichen Umarmung.
Deine Andrea
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