Sachsen: Die Leere nach dem Sieg

Prosagedicht zum Thema Ziele

von  Terminator

Die Anfänge sind bescheiden: kleine Gruppen von Kriegern erreichen vor 1500 Jahren von Bremen und Bremerhaven aus die britische Küste, helfen den Einheimischen nach dem Rückzug der Römer in der Zurückschlagung unmittelbarer Nachbarbarbaren und übernehmen erst nach einigen Generationen die Herrschaft, nein, nicht in Britannien, sondern lediglich im heutigen England. Geschlagen und getreten von den Dänen, erobert von den Normannen, im Angevinischen Reich französisch dominiert: die Sachsen, die auf die Insel kamen, waren in den ersten Jahrhunderten ihrer Geschichte kein großen Volk, auch zahlenmäßig nicht. Selbst im 18. Jahrhundert beherrschte die britische Marine die Meere mit einer im globalen Vergleich verschwindend geringen Gesamtbevölkerung zu Hause.

Erst nach dem Hundertjährigen Krieg, dem Startkonflikt der Neuzeit, emanzipierte sich England vom kulturell erdrückenden Frankreich und suchte sich fast 250 Jahre selbst. 1688 beginnt der Sachsenstaat den Kampf um die Weltherrschaft. Die noch zur Frankenzeit daheimgebliebenen Sachsen werden im vereinten Germanien aufgehen, welches aber durch preußisch-baltische Dominanz eine ganz andere Entwicklungstrajektorie bekommt. Hegels germanisches Zeitalter als vorläufiges Ende der Geschichte lässt sich nach dem Namen der Sieger auf ein sächsisches Zeitalter vergenauigen. Der WASP, white anglo-saxon-protestant, der Herr der Weltmacht USA, ist, um Volker Pispers zu zitieren, die Orchidee unter den Menschen.

Nach dem Endsieg fehlt den heroischen, solaren Sachsen ein Ziel. Nicht ohne Grund ist die angelsächische Welt im Ultradekadenz-Zeitalter der Vorreiter des Nihilismus, des Transhumanismus und des Antinatalismus (der in anderen Kulturräumen nur religiös-implizit einen Platz hat, es jedoch nie zu einem philosophisch diskutierten Thema schafft). So ist es heute mit den (Angel-)Sachsen: They conquered the world, and now they go MGTOW.

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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (23.07.20)
Vage kann ich mich an einen Satz erinnern. Möchtest Du jemanden zerstören, so lasse ihn nur oft gewinnen. Er wird dann überheblich, prahlerisch, größenwahnsinnig, ja gotteslüstern, und wird letztlich das Schicksal des Ikarus erleiden.

Ave

 Terminator meinte dazu am 24.07.20:
Das Fiese ist, niemand hat die Sachsen gewinnen lassen. Der Sieg war echt. Aber an der Leere danach ändert das nichts.
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