Zwischen Himmel und Erde

Erzählung zum Thema Grenzen/ Grenzen überschreiten

von  regenfeechen

Zwischen Himmel und Erde

Schwer krank liegt Anna im Krankenhaus. Mit ihren 75 Jahren hat sie schon viel erlebt und so viel geschafft. Den letzten Krieg hat sie überstanden und 8 Kinder groß gezogen. Ein Sohn ist im Krieg gefallen. Aber die anderen haben es alle geschafft. Sie haben jetzt alle ihr Einkommen und können gut leben.
Aber nur Maria und Elisabeth kommen manchmal hier im Krankenhaus vorbei, um zu schauen wie es ihr geht und ob sie etwas braucht.
Ihre jüngste Tochter ist gestorben als sie 30 Jahre alt war, sie war herzkrank. Aber sie war doch immer die liebste und die lustigste, so ein guter Mensch.
Und ihr Mann ist vor 3 Jahren gestorben, ganz plötzlich an einer Magenblutung, nun ist sie alleine.
Ja, sie hat so viel erlebt und jetzt liegt sie hilflos hier und kann sich kaum bewegen. Ihre Schwäche, sich nicht selber helfen können, auf andere angewiesen zu sein, das stört sie, das will sie nicht.
Und doch, sie kann nicht mehr. Das Herz arbeitet nicht mehr, der Körper macht einfach nicht mehr mit. Langsam aber sicher geht es rückwärts.
Der Arzt hat gesagt, ihr bleibt nicht mehr viel Zeit.
Die anderen Kinder, warum kommen sie nicht. Sie möchte sie doch alle noch mal sehen, bevor sie gehen muss. Sie ist traurig, eine Träne rinnt über das Gesicht.
In der Nacht träumt sie. Im Traum stehen ihre verstorbenen Eltern, ihr Mann und ihre jüngste Tochter an ihrem Bett. Sie wollen sie mitnehmen, sie abholen in ein neues Leben. Aber da steht noch ein junges Mädchen mit roten Haaren bei ihnen. Wer ist das, denkt sie noch.
Sie wird wach. Den ganzen Tag über beschäftigt sie nur ein Gedanke. Wer war das rothaarige Mädchen? Sie muss ja schon verstorben sein, sonst hätte sie nicht bei ihren anderen verstorbenen Verwandten gestanden. Es fällt ihr nicht ein, wer das sein könnte.
Anna geht es nicht gut, immer wieder setzt das Herz kurz aus, sie verliert kurz das Bewusstsein. Und doch rappelt sie sich wieder auf, sie kämpft. Ihre Tochter Elisabeth will doch heute Abend kommen.
Elisabeth kommt ins Krankenzimmer, geht ans Bett ihrer Mutter, umarmt sie.
Fragt wie es geht, dabei weiß sie es doch eigentlich schon. Der Arzt hat mit ihr geredet. Lange wird sie ihre Mutter nicht mehr haben.
Leise fragt Anna etwas und Elisabeth muss noch mal nachfragen.
Wer war das rothaarige Mädchen? Die Mutter erzählt von ihrem Traum in der Nacht.
Elisabeth wird kalkweiß im Gesicht. Kann das sein? Sie wollte es der Mutter doch nicht erzählen, es wär zu viel für sie gewesen. Nun muss sie es wohl sagen.

Gestern Abend ist die Enkelin von Anna verunglückt. Ein Auto ist in die Gruppe der Mädchen hinein gefahren und Cornelia war sofort tot.
Das rothaarige Mädchen im Traum ihrer Mutter war Cornelia.
Weinend erzählt sie ihrer Mutter was geschehen ist. Anna aber bleibt ganz
ruhig. Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht.
Dann holt Cornelia mich ab.
Ein kalter Schauer kriecht Elisabeth über den Rücken.
Zwei Tage später verstirbt Anna, sie ist ganz ruhig eingeschlafen.


Anmerkung von regenfeechen:

Zwischen Leben und Tod

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Kommentare zu diesem Text


 AvaLiam (01.08.20)
Hallo Feechen

Mir fehlt ein wenig die Kausalität.
Wieso erkennt Anna die Enkelin nicht?
Hat sie sie lang nicht gesehen?
Hatte sie im Traum eine andere Haarfarbe?
Kam ihr das Gesicht bekannt vor?
In welcher Beziehung stand Anna zu Cornelia?

Denn wenn man diese Geschichte so liest, stellt sich die Frage, warum die Oma ihr eigenes Enkelkind nicht erkennt.
Und fragt nach.

Bis auf diesen Stolperer gefällt mir die Geschichte gut.
Man hört und liest immer wieder von solchen Erfahrungen und Erlebnissen. Es birgt Traurigkeit - hält aber auch etwas Hoffnungsvolles bereit und Trost.

Herzliche Grüße - Ava

 regenfeechen meinte dazu am 02.08.20:
Liebe Ava,
Anna hat im Traum nur ein junges Mädchen gesehen und sie im Traum wohl nicht erkannt.
Weil die anderen Personen im Traum schon verstorben waren,
und sie von keinem jungen Mädchen wusste, welches schon verstorben war.
So konnte Anna sie nicht zuordnen.
So ist es wohl gewesen, denke ich.

Schön, das dir der Text gefällt- und Danke für deine Empfehlung

Liebe Grüße an dich
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