Eine tränenreiche Umkehr

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Im Juni des Jahres 1958 intensivierte David Wilkerson seine Bemühungen mit den Straßenkids New Yorks in Kontakt zu kommen. Sie respektierten ihn, viel mehr aber auch nicht!
    Als er wieder einmal durch die Straßen von „Spanish Harlem“ zog, hörte er ein Evangeliumslied in spanischer Sprache aus einem Hause kommen. So geriet er in Kontakt mit einer kleinen spanischsprechenden Christengemeinde, was sich für ihn als ein wahrer Glücksfall herausstellen sollte.
  Als er ihnen von seinem verspürten göttlichen Auftrag für die Straßenkids New Yorks erzählte, informierten die kurzerhand die anderen spanischsprechenden Gemeinden New Yorks, und kurz darauf wurde eine siebentägige Evangelisation speziell für diese Straßenkids in einer großen Boxkampfarena organisiert.
    Über mehrere Wochen ergingen an die Gangs persönliche  Einladungen:

Ich besuchte wiederholt die Banden, die ich kennengelernt hatte, die Rebels, die GGIs, die Chaplains und die Mau-maus, um sie zu der Versammlung einzuladen. Aber überall hörte ich das gleiche: „Ihr werdet mich nicht „anschlagen, Prediger, und nicht zum Heulen bringen!“
Dann kam der erste Evangelisationsabend und nur wenige Jugendliche verloren sich in der Boxarena, die 7000 Menschen fassen konnte. Am vierten Abend waren es knapp 100 Straßenkids, die sich aber über alles lustig machten, herumjohlten und überhaupt nicht groß zuhörten. Das ganze drohte zu einem Fiasko und einer peinlichen Blamage zu werden.
    Dann am fünften Abend tauchten auf einmal die Mau- Maus mit ihren Anführern Israel und Nicky Cruz auf. Was aber nichts am bisherigen Verlauf änderte. Während Wilkerson und seine Mitarbeiter versuchten eine halbwegs vernünftige Veranstaltung über die Bühne zu bringen, amüsierten sich die 12-14 jährigen Straßenkids königlich.
    Plötzlich, mitten in seiner Predigt, hielt Wilkerson abrupt inne, senkte sein Haupt und begann innerlich zu beten. Anfangs machten sich die Kiddies auch darüber lustig, dann aber sprach Israel ein Machtwort: „Ruhe jetzt!“ Und es kehrte tatsächlich trat Ruhe ein.
    Drei lange Minuten stand Wilkerson schweigend und betend vor den den Jugendlichen, als plötzlich jemand laut vernehmbar zu weinen anfing. Es war Israel. Wenig später weinte auch – erkennbar gegen seinen Willen - Nicky.

Ich wusste, dass es nun Zeit war zu reden. Mit lauter Stimme sagte ich: Nun habt ihr Ihn gespürt. Wenn ihr wollt, dass eure Leere verwandelt wird, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“
An diesem Abend bekehrten sich die ganze Mau-Maugang und 30 Jugendliche aus anderen Gangs.

Gedankenimpuls:
Man könnte jetzt das alles natürlich rein psychologisch deuten. Innerlich aushöhlte Jugendliche, drei Minuten schweigend mit ihrem Elend konfrontiert, brechen in Tränen aus. Ein - bewusst oder unbewusst - kluger Schachzug des Predigers!
    Aber war es wirklich so oder hatte der Prediger vielleicht doch Recht, wenn er sagte: "Ihr habt Ihn jetzt gespürt!"?

Bei meiner Bekehrung ging es übrigens auch recht  tränenreich zu:

Im ersten Stockwerk befand sich tatsächlich ein kleiner Raum, an dessen Türe ein Pappschild mit der Aufschrift “Gebetsraum” angebracht war. Zum Glück war er leer. Wir setzen uns und schwiegen für einen Moment. Ich hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte. Da sagte der alte Mann plötzlich: "Du kannst jetzt dein Gebet sprechen."
    Ich weiß nicht genau, was in diesem Moment in mir vor sich ging. Aber ich konnte nicht sprechen.  Stattdessen liefen mir Tränen über das Gesicht, ohne dass ich sie zu stoppen vermochte.


Anmerkung von Bluebird:

Folge 9 meiner kommentierten Nacherzählung von "Das Kreuz und die Messerhelden"

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