es geht auch anders

Gedicht zum Thema Assoziation

von  Moja

ES geht wie es geht so oder anders / droht herr ANDERSCH / ehe es
sich bewegt / auflöst / zerlegt in eene meene muh / summ summ //
es trägt einen hut / geht es ihm gut //ANDERSCH macht einen langen
hals / immer sollen andere sich ändern // es wird fuchsienrot bei
zittriger wut / tränengesprenkelt übertritt es sich / rollt übergangslos
ins vergissmeinnicht der ätherblauen wiese & macht peinlich kleine
muster in geblümte rieselnde sträucher //

GEHT bewegt / rezitiert & emigriert mit bloßen füßen ins
mohnblumenfeld zwischen pfingstrosen & graugrüner minze / in
dumpfer dramatik holt es aus im wiesenkanal //

AUCH bleibt es / wo es ist / bedeutet nichts / bedeutet nicht mehr als
es bedeutet / bedeutet mehr als wenn es eine oberfläche gibt oder
eine ausnahme / eine teilung vielleicht / wann immer es schweigt
oder schneidet in die schwarzlila fliederbüsche //

ANDERS geht es voran // wie & wohin bloß / treibt es im schatten /
versöhnt mit ANDERSCH im glitzernden schneegefieder //

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Kommentare zu diesem Text


 franky (31.07.20)
Hi liebe Moja!

Weiß nicht, die vielen Schrägstriche bringt meine Sprachausgabe schön ins Schwitzen;-)
Deshalb kommt dein Text für mich etwas zerfleddert herüber.

Liebe Grüße

Von Franky

 Moja meinte dazu am 01.08.20:
Oh, weh, lieber Franky, da habe ich Dir etwas zugemutet und auch noch bei der Hitze, kühlende Grüße!

Moja

 DanceWith1Life (31.07.20)
Erinnert an eine Zugfahrt / die Landschaft eilt vorbei / oder wie viel Schönheit kann man in Frage stellen / wenn es anders ist als man hoffte. Aber halt nur, wenn man das Buch nicht gelesen hat. Lach, passiert uns das öfter...?... dass uns gelesenes nicht nur eine andere Perspektive schenkt, sondern auch eine mögliche nimmt?

Kommentar geändert am 31.07.2020 um 20:02 Uhr

 Moja antwortete darauf am 01.08.20:
Auch eine Lesart, Dancer!
Der wütende Andersch tobt sich innerlich aus, ob ihn die Natur letztendlich befriedet?
Wir können wohl immer nur eins ums andere denken - und ehe wir uns versehen, ist es längst zu spät, wofür auch immer, ahnt Moja.

 AchterZwerg (31.07.20)
Wie kann man bei der Hitze nurso gute Gedichte schreiben! *groll

Denn hätte Andersch anders geschrieben, gäbe es keinen hessischen Dialekt. Auch hätte mein boshafter Liebling Reich-Ranicki nicht folgendermaßen auf einen Leserbrief antworten müssen:

Ich habe kürzlich „Die Rote“ von Alfred Andersch gelesen und fand es grauenhaft und kitschig. Der Roman gilt doch als ein wichtiges Werk der deutschen Nachkriegsliteratur. Oder?
Ernst Schmied, Braunschweig

Marcel Reich-Ranicki: Mit dem Leser in Braunschweig bin ich gern und ganz einverstanden. Das Urteil über die „Rote“, die ich vor genau fünfzig Jahren ausführlich (leider!) besprochen habe, lautet auch bei mir (damals und heute) „grauenhaft und kitschig“. Dass der Roman „ein wichtiges Werk der deutschen Nachkriegsliteratur“ sei, ist Mumpitz und Humbug. [quote/]

Es geht tatsächlich auch anders.

Der8.
(der Andersch nicht so übel findet)

 Moja schrieb daraufhin am 01.08.20:
Mein Gedächtnis ist wie ein Sieb, durch die Löcher quellen Namen, Schemen, Umrisse.
Was taucht bei Andersch auf? Seine Gedichte, vermutlich "Sansibar oder der letzte Grund", blieb was hängen? Kästner, Gruppe 47, seine Vorliebe für Arno Schmidt teile ich, stieß heute auf ein Zitat, Andersch bezeichnet Thomas Wolfe als "gehetzten Reporter seines eigenen Lebens".
"Die Rote" kenne ich nicht, und mit unserem grummelnden Literaturpapst - Friede seiner Seele - mag ich mich nicht anlegen
Seltsam, wie das Unterbewusstsein arbeitet, jedenfalls anders als man denkt.

Sende kühle Grüße durchs offene Fenster
über den See hinüber zum 8. Zwergenhain,

Moja

 FrankReich (30.09.20)
Die letzte Erzählung von Alfred Andersch "Der Vater eines Mörders" ist tatsächlich die bemerkenswerteste, weil sie zeigt, dass der Feind meines Feindes eben nicht zwangsläufig als Freund gehandelt werden sollte.
Eine Assoziation zwischen dem Schriftsteller und Deinem Gedicht lässt sich für mich ohnehin nicht knüpfen, ich schätze eher, dass hier der Wortspielcharakter im Vordergrund steht, der die Symbiose zwischen Adverb und Eigenname nicht zuletzt durch das Akrostichon unterlegt.
Interessant auch der Einsatz von Virgeln und Doppelvirgeln, die zu Beginn und während der frühen Neuzeit als Vers-, bzw. Strophenunterteilung galten, aber auch das Komma ersetzten.
Ciao, Frank

 Moja äußerte darauf am 30.09.20:
Um Andersch, dem Autor, ging es mir nicht, der Name geriet unbewusst hinein, den Text schrieb ich rein intuitiv, inspiriert von Elke Erbs 5-Minuten-Notaten, ihrem Buch "Sonanz",
seitdem kann ich von dieser Art zu schreiben, nicht mehr lassen.
Schon bald zeigen sich Grundmotive, der Klang eines Worts lockt ein anderes hervor, ein irritierender Prozess, der sich verselbständigt – Sprache unter der Sprache. Gelingt es, nicht bewusst einzugreifen, eröffnet es einen inneren Zugang, es ist mehr als ein poetisches Spiel - bedeutet nichts oder bedeutet, was es bedeutet – Als Vorbilder nenne ich Gertrude Stein, Friedericke Mayröcker, Elke Erb.

Studierst Du eigentlich Literatur oder frönst Du Deinen Vorlieben, wenn ich das fragen darf?

Ich danke Dir für Deine aufschlussreiche Beschäftigung mit meinem Text, vielerlei Grüße,

Moja

 FrankReich ergänzte dazu am 01.10.20:
Klar darfst Du, und nein, mein Studium brach ich vor sechs Jahren aus gesundheitlichen Gründen ab, an den Folgen der Chemotherapie laboriere ich immer noch, und ja, solange, bis ich wieder auf dem Damm bin, fröne ich meinen Vorlieben. 🥳

Gern geschehen, allerdings ist es ja nicht so, dass ich durch Deine Antwort nichts gelernt hätte, danke gleichfalls. 😂

Ciao, Frank

 Moja meinte dazu am 02.10.20:
Dachte ich es mir doch, ein Literatur-Besessener vom Fach.

Pass gut auf Dich auf & lieberhaupt,
Moja
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