Mikado

Kurzprosa zum Thema Zerrissenheit

von  Dreamer

Es war ein trüber Tag. Ich war übelgelaunt, missmutig, angepisst von beruflichem Ärger und ohne jeglichen Plan, wie es in der nächsten Zeit weitergehen sollte. So stand ich am Fenster, beobachtete das Schmuddelwetter, die Regentropfen, wie sie gegen die Scheibe klatschten, die Nachbarn unter ihren Schirmen, Hunde die sich schüttelten und was auch immer.

„Du könntest mit dem Rauchen aufhören“ sagte Mutter.
„Wir könnten heiraten“ sagte Ute.
„oder Mikado spielen“ sagte Max.

“Manchmal kommt es mir vor…“ sagte ich nachdenklich
„…als wäre das ganze Leben ein Mikado-Spiel.“
„Ach ja?“ staunte Max. „Wer sind denn dann die Stäbchen?“
„Wir Menschen“ sagte ich. „Alle Menschen.“
„Ach ja?“ kam es von Max. „und wer sind die Spieler?“
„Der Teufel und der liebe Gott.“ sagte ich.

Ute warf mir einen bösen Blick zu, dem man entnehmen konnte, dass ihr ein solches Gesprächsthema nicht unbedingt passend schien für ihren neunjährigen Sohn. „Musst du den Jungen jetzt auch noch mit deiner schlechten Laune anstecken?“ giftete sie.

„Was glaubst du, wer gewinnt?“ fragte Max.
„Ich weiß es nicht, aber ich befürchte, der Teufel.“

„Jetzt habe ich keine Lust mehr, Mikado zu spielen.“ sagte Max und griff nach seinem Nintendo.
„und ich auch keine Lust mehr zum Heiraten.“ maulte Ute.
„Du könntest mit dem Rauchen aufhören“ sagte Mutter.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (18.09.21)
Die Textabschnitte könntest du kürzen, dann wärs noch kürzere Kurzprosa.
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