Vier Jahreszeiten

Gedicht zum Thema Ende

von  RainerMScholz

Im Januar
war der Frost so klar,
die Toten stapelten sich gläsern meterweis´,
und der Schnee fiel aus dem Himmel so leis´
in die Katakomben unserer Gedanken.
Im Februar,
als es so war,
banden wir uns bunte Schals
um den rauen Hals;
wir waren Schlottern und Wanken.
Im Märzen
der Bauer mit Schmerzen
sah über sein Feld
und weinte und pflügte sich selber
darunter; es brüllten die Kälber.
April ward`s,
die Leichen,
die wollten nicht weichen.
Die Bäume schlugen nicht aus.
Wer konnte blieb stumm im Haus.
Mailachen
ertönte von Narren,
die nicht glaubten und sahen
des Endes Nahen
von Allem.
Im Juni ging,
wer noch nicht hing
am nächsten Baum,
hinaus zum Saum der Stadt.
Die Walzen bügelten die Leiber glatt.
Ein heißer Juli,
es starben die Alten;
statt Speiseeis
lutschten die Kinder die Kalten
und fraßen Fritten mit Lust.
So im August,
als die Hundstage kamen
und die Armen die Armen
umbrachten und starben,
um nicht mehr zu darben;
denn der September
erweckte die Mörder,
die Reichen und Schönen,
um dem Grab zu versöhnen
ihr Erbe und Abbild.
Oktober,
ockergelbschwer,
es war keiner mehr hier,
um die Farben zu betrachten
und die Regeln beachten.
November,
so leer,
verwaist ist der Teer,
die Himmel sind blau und klar;
und was mit den Menschen war
sieht die Kreatur Dezember:
hier ist nichts.
Vergangenes ist vergangen,
wie die Altvorderen sangen,
ist weg.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (28.08.20)
ein apokalyptisches jahr
quasi seit januar.

super, gerne gelesen!

lg
henning

 RainerMScholz meinte dazu am 28.08.20:
Ragnarök, schöne Grüße,
es fällt uns auf die Füße.
Schönen Dank,
Peter Pank

 FrankReich (28.08.20)
Ich möchte diese Pizza nicht essen, bitte! 😋

 RainerMScholz antwortete darauf am 31.08.20:
Ich habe es nicht gleich verstanden. Pizza und so. Weil ich an die Hotelkette dachte bei dem Titel. Und dachte mir auch einiges bei dem Kommentar.
Gruß + Dank,
R.

 RainerMScholz schrieb daraufhin am 31.08.20:
Ich nehme eigentlich immer die à la chef mit Anchovis vom Inder, das ist ohnehin die einzige, die man da essen kann. Früher bin ich zu Olbia, das war die beste Pizza in der ganzen Rohrbachstraße, inklusive nachgemachten Mafiosi mit Seideninnenjacket und abgewetzten Lackschuhen und Sonnenbrille nachts um elf am Stehtresen.

Antwort geändert am 31.08.2020 um 23:18 Uhr
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