Psychopolitische Phasen der Neuzeit
Drabble zum Thema Entwicklung(en)
von Terminator
Anmerkung von Terminator:
Phasendominanz in der abendländischen Hochkultur
Gründungsphase (14.-15. Jh.): italienische Stadtstaaten
Machtexplosion (frühes 16. Jh.): Spanien
Kulturelle Hochphase (spätes 17. Jh. bis ca. 1750): Frankreich
Spätkultur (1750-1830): Deutschland
Zivilisation (19. Jh.): Großbritannien
Impressionistische Dekadenz/romantisch (spätes 19. Jh.): verteilt (Westeuropa)
Expressionistische Dekadenz/titanisch (frühes 20. Jh.): USA/Deutschland
Ultradekadenz/kybelisch-chthonisch (spätes 20. Jh.): Anglowelt
Kommentare zu diesem Text
Der Wille zum Nichts beginnt ja in der Neuzeit eigentlich mit Schopenhauer, der ab 1850 zum bürgerlichen Modephilosophen wurde (ich erwähne Richard Wagner).
Auch Georg Büchner müßte man da nennen und Edgar Allan Poe ("The Raven"). Oder Lord Byron ("Euthanasia"):
Und er hat - ich weiß, das ist nicht die von Dir hier behandelte Ära - einen Vorläufer im sog. griechischen Pessimismus, z.B. dem berühmten Chorlied aus dem "Ödipus auf Kolonos" des Sophokles, der damit ein damals weit verbreitetes Sprichwort variiert hat.
Aufmerksam machen möchte ich Dich auf den Philosophen Ἡγησίας ὁ πεισιθάνατος (Hegesias der zum Tode überredet).
(Theognis von Megara)
Und mehr als 1000 Jahre vorher:
- "Das Gespräch eines Mannes mit seinem Ba" (Ägypten) [große Literatur, übrigens]
- "Der Dialog zwischen Herr und Diener" (Mesopotamien):
Auch Georg Büchner müßte man da nennen und Edgar Allan Poe ("The Raven"). Oder Lord Byron ("Euthanasia"):
Count o’er the joys thine hours have seen,
Count o’er thy days from anguish free,
And know, whatever thou hast been,
‘Tis something better not to be.
Count o’er thy days from anguish free,
And know, whatever thou hast been,
‘Tis something better not to be.
Und er hat - ich weiß, das ist nicht die von Dir hier behandelte Ära - einen Vorläufer im sog. griechischen Pessimismus, z.B. dem berühmten Chorlied aus dem "Ödipus auf Kolonos" des Sophokles, der damit ein damals weit verbreitetes Sprichwort variiert hat.
Aufmerksam machen möchte ich Dich auf den Philosophen Ἡγησίας ὁ πεισιθάνατος (Hegesias der zum Tode überredet).
Nicht geboren zu sein ist Erdenbewohnern das Beste,
Nimmer mit Augen des Tags strahlende Leuchte zu sehn,
Oder geboren, sogleich zu des Hades Toren zu wandeln,
Hoch von Erde bedeckt, liegend im hüllenden Staub.
Nimmer mit Augen des Tags strahlende Leuchte zu sehn,
Oder geboren, sogleich zu des Hades Toren zu wandeln,
Hoch von Erde bedeckt, liegend im hüllenden Staub.
Und mehr als 1000 Jahre vorher:
- "Das Gespräch eines Mannes mit seinem Ba" (Ägypten) [große Literatur, übrigens]
- "Der Dialog zwischen Herr und Diener" (Mesopotamien):
„Deinen und meinen Hals brechen, uns in den Fluß werfen, das ist gut.“
Schopenhauer ist gewiss ein Vordenker des genuin neuzeitlichen Willen zum Nichts, welcher aber nichts mit der altgriechischen oder altägyptischen (oder althinduistischen) Weltverneinung zu tun hat: dort äußert sich eine universale Konstante der conditio humana, die Möglichkeit der Negation. Spezifisch neuzeitlich-europäisch ist die Negation mit dem Ich als Mittelpunkt des Universums. Der platonische oder hochmittelalterliche Universalist hätte kein persönliches Problem mit der Möglichkeit, als Person nicht zu sein, ebenso der Hindu oder der Buddhist. Aber wenn das Ich Substanz ist, und nicht bloß akzidentell, dann hat Lebens- oder Weltverneinung eine andere Dimension: DAS Leben ist nicht größer, sondern kleiner oder gleich MEIN Leben. Nichts ist nicht einfach nichts, sondern Nicht-Ich ohne Ich, Leerheit ist Leerheit ohne MICH. Wir sind Ichlinge durch und durch. Die Kultur des Ich hat die Atombombe als Mittel zum erweiterten Suizid erfunden.