Als im Licht der Aufklärung die Hoffnung zu sterben begann

Essay zum Thema Vergangenheit

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Hatte die katholische Kirche auch noch einmal das freigeistige Denken eines Galileo Galilei zum Schweigen bringen können, so setzte sich fortan in Europa und Nordamerika mehr und mehr die Überzeugung durch, dass der Wahrheitsanspruch der Bibel nicht automatisch gelten dürfte, sondern auch hinterfragt werden sollte.
      Das die katholische Kirche im 17.Jahrhundert nicht länger in der Lage war, diese ketzerische Auffassung zu stoppen, zeigt ihren dramatischen Machtverlust. Insbesondere die wissenschaftlich-gebildeten Kreise wollten sich nicht länger von der Kirche bevormunden lassen.
    Fortan postulierte man die Freiheit, sich seines Verstandes bedienen und alles Überlieferte hinterfragen zu dürfen. Man begann die Welt mit anderen Augen zu sehen und neugierig zu erforschen. Allgemein wird da von einem beginnenden Zeitalter der Aufklärung gesprochen. Habe den Mut dich deines Verstandes zu bedienen, könnte man da als da Motto dieser Strömung ansehen.
    Überlieferter Glaube und fortschrittsgläubige Vernunft begannen fortan mehr und mehr auseinanderzudriften.

Als neuzeitlicher Christ sieht man das Ganze durchaus mit gemischten Gefühlen. Natürlich konnte es nicht so weitergehen mit der jahrhundertelangen Gesinnungsdiktatur der katholischen Kirche. Die Befreiung von diesem Joch war eine mehr als überfällige Angelegenheit.
    Dennoch wurde da aber vielleicht doch das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Im Rausch der neugewonnen Freiheit gab man vielfach den Glauben an übergeordnete göttliche Wirkinstanz auf.
  Man glaubte vielleicht noch an einen Schöpfer im deistischen Sinne, aber eben auch, dass das Schicksal der Menschen in seinen eigenen Händen läge.

Man sieht diese Auffassung und ihre Folgen sehr deutlich beim französischen Philosophen Voltaire (1694-1778). Für ihn stand außer Frage, dass es einen Schöpfer gab:
Jedes Werk, das Mittel und Zweck erkennen läßt, kündet von einem Schöpfer. Also deutet das Weltall, zusammengesetzt aus Kräften und Mitteln, die alle ihren Zweck haben, auf einen allmächtigen, allwissenden Urheber.
Aber einer, der nicht offenbarend und wirkend ins Weltgeschehen oder Leben einzelner Menschen eingriff..
    Gegen Ende seines Lebens zieht er ein ernüchterndes Fazit, das man letztlich auf die ganze Aufklärung übertragen könnte:
Alles um euch, alles in euch ist ein Rätsel, dessen Lösung zu erraten dem Menschen nicht gegeben ist ...manchmal bin ich nah daran in Verzweiflung zu versinken, wenn ich bedenke, dass ich nach all dem Forschen nicht weiß, woher ich komme, was ich bin, wohin ich gehe und was aus mir werden wird.
Gedankenimpuls:
Wo der Glaube an einen liebenden, gerechten und eingreifenden Gott aufgeben wird, wartet am Ende die Hoffnungslosigkeit!

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 loslosch (25.09.20)
"Wo der Glaube an einen liebenden, gerechten und eingreifenden Gott aufgeben wird, wartet am Ende die Hoffnungslosigkeit!"

ich gebe meinen geist auf, sprach der herr am kreuz.

 Terminator (25.09.20)
Glauben, um sich der Hoffnungslosigkeit davonzustehlen, ist feige und verlogen.

 loslosch meinte dazu am 25.09.20:
bei blitz und donner beten. eieiei...

 Graeculus (26.09.20)
Wo der Glaube an einen liebenden, gerechten und eingreifenden Gott aufgeben wird, wartet am Ende die Hoffnungslosigkeit!
Selten wird das religiöse Prinzip des Wunschdenkens so deutlich ausgesprochen. Ich brauche Gott, also gibt es ihn.
Davon abgesehen, stellt sich die Frage, ob es wahr ist, daß wir ohne Gott zur Hoffnungslosigkeit verurteilt sind. Das hängt wohl von der Art der Hoffnung ab.
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