Jean de Labadie - ein Pionier der späteren Pfingstbewegung?

Essay zum Thema Vergangenheit

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Jean de Labadie wurde am 13. Februar 1610 in der Nähe von Bordeaux geboren und geriet schnell unter den Einfluß der dort ansässigen Jesuiten. Genauser gesagt erhielt er von ihnen eine theologische Ausbildung mit dem erklärten Ziel, dass er später dem Orden beitreten würde.
    Nun war es aber so, dass der junge ide Labadie beim Studium der Schriften des Neuen Testamentes mehr und mehr den Eindruck gewann, dass sich die Christenheit sehr von ihren Ursprüngen entfernt hatte und einer Erneuerung im Sinne der ersten christlichen Gemeinden bedürfte.
      So etwas wäre natürlich mit den Jesuiten nicht verhandel- und machbar gewesen, schließlich war in ihren Augen ja die katholische Kirche der von Gott eingestetzte Verwalter des Glaubens auf Erden. Aber der Zufall oder eine Fügung des Himmels half de Labadie. Er wurde so krank, dass die Jesuiten von einer Rekrutierung in ihren Orden absahen. So konnte er Bordeaux unbehelligtverlassen.

Er zog nach Amiens und begann dort - mit Erlaubnis des dortigen Bischofs - aus dem Neuen Testament zu lehren, und dies mit durchschlagendem Erfolg. Die Leute waren beeindruckt von seiner Lehre: Zurück zum Urchristentum! und schnell bildete sich um ihn herum ein Kreis von Anhängern, die nun selber im NT zu lesen begannen. Es entstand - wiederum mit Erlaubnis des Bischofs - sogar eine eigene Bruderschaft.
    Dies konnte natürlich nicht lange verborgen bleiben und so geriet diese Gemeinschaft schnell in Häresieverdacht. Doch bevor die sie argwöhnisch beäugenden Jesuiten zuschlagen konnten, entzog Labadie sich mit einigen Mitgliedern der Bruderschaft nach Guyenne.
   
Dort kam er dann in Kontakt mit der Lehre Calvins. Hiervon stark beeindruckt konvertierte er 1650 zur Reformierten Kirche, also zum Protestantismus. Einige Jahre blieb und lehrte er in Genf, um dann aber zu erkennen, dass er auch hier sein eigentliches Ideal, die Rückkehr zur urchristlichen Gemeinschaft, nicht verwirklichen konnte.
    So landete er schließlich in Utrecht, aber auch hier stieß er schnell auf Widerstand. Denn das Praktizieren der in 1. Korinther 14 genannten Geistesgaben, wie zum Beispiel das Zungenreden und prophetisches Redenwurde rundheraus abgelehnt. So urchristlich wollte man dann doch nicht werden.
  Schließlich sonderte Labadie die in seinem Sinne Gläubigen ab und schuf eine evangelikale Gemeinde in Middelburg, mit 10 Geistlichen und 2-3 Versammlungen täglich. Was erhebliche Unruhe in der Kleinstadt auslöste. Doch bevor er offiziell der Stadt verwiesen konnte, verließ er von sich aus die Stadt. Nach einem Zwischenstop in Herford (1670) gelangte er schließlich nach Altona, wo er 1674 verstarb.

Gedankenimpuls:
Man könnte das Leben von Jean de Labadie als eine kuriose Fußnote der Kirchengeschichte betrachten. Ein Mann mit seltsamen urchristlichen Ideen, der letztlich gescheitert ist.
    Dies würde ihm aber keineswegs gerecht werden. Denn im 20. Jahrhundert wurde das, was er vertreten hat, in der sogenannten Pfingstbewegung umgesetzt. Weltweit ist es die schnellstwachsende Kirche überhaupt. Stand heute ca. 300 Millionen Mitglieder weltweit!
    So gesehen war de Labadie wohl eher ein Vorbote des Kommenden, ein zu seiner Zeit völlig verkannter Prophet und Pionier.

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