Das Böse

Erzählung zum Thema Gewalt

von  EkkehartMittelberg

Sie hatten seine Farm überfallen, auf alles geschossen, was sich bewegte, und seine Frau, die ihnen entsetzt entgegengelaufen war, grundlos umgebracht. Schließlich hatte er sie mit seinen Arbeitern vertreiben können.
Ein paar Tage war er starr vor Trauer. Dann ließ er für seine Frau ein besonders schönes Grabmal herrichten. Den Grabstein krönte eine weiße Taube als Symbol der Unschuld.
Als er das Grab am anderen Tag wieder besuchte, war es verwüstet, der Taube hatten sie den Kopf abgeschlagen. Da wusste er, dass es ihnen nicht nur um Bereicherung ging, sie hatten Spaß am Bösen.
Er überlegte lange, ob er sie bekämpfen sollte. Schließlich entschied er sich, seinen Besitz zu verkaufen. Er ließ seine Frau exhumieren, zog in eine weit entfernte fremde Stadt und errichtete ihr dort wieder ein Grabmal wie das erste mit einer weißen Taube. Er blieb jetzt unbehelligt.
Gedanken, ob er feige gewesen sei, quälten ihn oft. Mit derZeit hörten die Zweifel auf. Wenn er das Böse weiter bekämpft hätte, wäre sein Hass immer aufs Neue angefacht worden und hätte seine Seele zerfressen.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (04.11.20)
Lieber Ekki,

hier taucht natürlich die alte Frage auf, ob man das das sog. Böse vehement bekämpfen sollte oder nicht.
Ein Kampf kann sich, aber muss sich nicht ins Extreme steigern, ggfs. in den eigenen Terror, wie die Historie lehrt. Der Verzicht darauf, lässt wiederum dem Terror des Bösen die Oberhand.
Es liegt wohl in der Entscheidung des Einzelnen - unter Abwägung der Tatsache, dass unsere Gesellschaft offenbar ein gewisses Maß an "Bösem" benötigt, um funktionstüchtig zu bleiben
Zweifel sind hartnäckig.
Die eigene Absolution oft geschönt ...

Nachdenkliche Grüße
Lilith

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Merci für die abwägenden Argumente, Lilith. Ein Staat muss das Böse ohne Wenn und Aber prinzipiell bekämpfen, wenn er nicht Anarchie riskieren will. Bei einem Individuum hängt es von den psychischen und physischen Kräften ab, ob es sich bei dem Kampf selbst zerstört oder eine Chance sieht, ihn zu gewinnen. Mein Protagonist hat diese Chance nicht gesehen und die für sich richtige Entscheidung getroffen.
Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (04.11.20)
wer damit leben kann
deucht mich eher kein mann.

lg
henning

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 04.11.20:
Gracias,Henning, der Mann in einem Western nimmt den Kampf auf Gedeih und Verderb an. Aber das Leben ist kein Western und solche Entscheidungsprozesse sind selten einfach richtig oder falsch.
LG
Ekki

 Annabell (04.11.20)
... dann ließ er (er) für seine Frau ...

Lieber Ekki, schau noch mal drüber, es eilt aber nicht.
Einen schönen Mittwoch mit viel Sonnenschein wünscht Dir
Annabell

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 04.11.20:
Danke für deine Aufmerksamkeit, Annabell.
Heitere Grüße auch dir
Ekki

 Didi.Costaire (04.11.20)
Es ist traurig, dass Gewalt auch im 21. Jahrhundert immer noch ein sehr erfolgreiches Mittel ist, um zweifelhafte Interessen durchzusetzen. So passiert es auch weiterhin häufig, dass der Klügere nachgibt.

Beste Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 04.11.20:
hallo Dirk, es ist klug, die Straverfolgung der Judikative zu überlassen. Aber Charles Bronson wusste, dass die Klugheit verblasst, wenn ein Mann rot sieht.
Es ist ein Glück im Unglück, wenn ein vom Bösen Betroffener noch klaren Kof bewahren kann.
Beste Grüße
Ekki

 Moja (04.11.20)
Gewalt erzeugt Gewalt, aber alles tolerieren, sich nicht wehren, ist auch keine Lösung. Ein wahres Dilemma beschreibst Du, lieber Ekki, das jeder für sich lösen muss, am besten, indem er inneren Frieden findet.

Lieben Gruß,
Moja

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 04.11.20:
Vielen Dank, Moja, du hast das Problem genau erkannt. Wo ist Toleranz nichts anderes als verbrämte Feigheit und wo erscheint persönlich gebotener Selbstschutz fälschlich als feige Toleranz?
Liebe Grüße
Ekki

 eiskimo (04.11.20)
Die Frau war den Schurken entgegengelaufen (!) - mutig. Sie hat gekämpft.
Wenn er jetzt wegzieht, hat er sie nicht nur verloren, sondern auch noch verraten. Ebenso die Arbeiter.
Nur wer kämpft, kann das Böse beseitigen.
mutige Grüße
Eiskimo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Vielen Dank Eiskimo, deine Sichtweise ist ehrenwert und konsequent. Literatur darf aber auch Menschen mit ihren Zweifeln und Schwächen darstellen. Nicht alle haben das Zeug zum Helden.
LG
Ekki
Stelzie (55)
(04.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Grazie kerstin, ich habe deine sinnbildliche Sicht angestrebt. Meine Geschichte ist ein Sinnbild für den sog. halben Helden. Er hat den offenen Kampf angenommen und siegreich beendet, fühlt sich aber machtlos gegenüber den anonymen Grabschändungen. Das glaubt er auf Dauer nicht ertragen zu können. In solchen Fällen darf man selbstverständlich das Wünschenwerte bennen, aber man sollte nicht verurteilen, was du ja auch nicht tust.
LiebeGrüße
Ekki

 LottaManguetti (04.11.20)
Deinen Text, Ekki, finde ich deshalb gut, weil er jedem Leser seine eigene Entscheidung überlässt,.
Wie ich mich entschieden hätte, ist dabei egal. Wir sind ja nicht in einem Meinungsforum.
Klasse gemacht! Respekt!

Lieben Gruß
Lotta

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Vielen Dank für deinen Kommentar, Lotta, der mir selbstverständlich gefällt, weil er einer lebendigen Literatur Raum gibt, die ethische Fragen stellt, aber deren Beantwortung dem Leser überlässt.
Liebe Grüße
Ekki

 Graeculus (04.11.20)
Zunächst dachte ich, der Text beziehe sich auf Truman Capotes "Kaltblütig". So ist es aber wohl nicht, obgleich es auch hier um Gewalt geht.
Viele Menschen identifizieren Gewalt (das Brechen des Willens eines anderen) mit dem Bösen. Doch es gibt auch eine Staatsgewalt, ein Gewaltmonopol des Staates.
Mir scheint, es kommt darauf an, aus welchem Motiv Gewalt eingesetzt wird.
Hier geht es um die Lust am Schaden eines anderen, in einem weiteren Sinne also: die Schadenfreude.
Das ist das Böse.
Warum ist es so omnipräsent? Kant: "Es ist im Unglück meines besten Freundes etwas, das mir nicht ganz mißfällt."
Kann sich jemand davon freisprechen?
Es kann sich sogar um den Schaden eines Menschen handeln, den ich als böse empfinde, wobei meine Freude an seinem Schaden (seiner Bestrafung) wiederum das Böse in mir bekundet.
Der Schaden eines anderen, speziell der von mir herbeigeführte Schaden indiziert eine Überlegenheit, eine Macht.
Geht es um den Willen zur Macht?
Warum sind einige - wenige! - davon frei? ... Freilich gewiß nicht immer diejenigen, die behaupten, sie seien davon frei.

Das Böse bleibt ein Rätsel.

Kommentar geändert am 04.11.2020 um 14:04 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Merci, lieber Graeculus,
meine Erzählung sollte das Rätsel des Bösen zeigen, es ber nicht lösen. Gleichwohl weiß ich deinen klugen Kommentar, der einer Lösung nahe kommt, sehr zu schätzen. Die Beispiele des Bösen, die ich in meinem Leben beobachtet habe und die ich aus der Literatur kenne, stimmen darin überein, dass die Täteer, wie du schreibst, Macht demonstrieren wollen. Diese Antwort löst auch die Frage, warum Kinder manchmal grausam sind, Sie, die sich dem Willen Erwachsener unterwerfen müssen, können Macht demonstrieren, indem sie sich grausam an Schwächeren vergreifren.

 Graeculus meinte dazu am 04.11.20:
Dein Text ist eine gute Anregung.
RufusThomas (20)
(04.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Danke, *****, **** ****** ******* ***** ********** **** ***** *** ***. ** *** *** ***** **** *****. **** *** *********** ***** *******, ***, *** ****** *** ***, *** ******* ***, *** ****** **** ** *****.

 GastIltis (04.11.20)
Lieber Ekki,
ein feiner kurzer Text, der auf eindringliche , aber wiederum auch behutsame Weise aufzeigt, wie man dem Bösen, sprich der sinnlosen Gewalt, nicht mit gleichen Mitteln begegnen sollte, (sonst nähme man Schaden an seiner Seele), sondern nach reiflichen Überlegungen erfolgreich aus dem Weg gehen kann. Dein Protagonist hat für sich eine Entscheidung getroffen, die fernab von irgendwelchen (schein-) religiösen Verfehlungen für ihn und seine Welt die richtige gewesen ist. Ein guter Text mit sauberen Gedanken.
Herzlich grüßt dich ein friedlicher Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Vielen Dank, mein Freund, deine empathische Betrachtung, fernab jeder Polemik, tut gut.
Wer darf schon richten über Menschen, denen so etwas wie meinem Protagonisten widerfährt? Ich räume ein, bei der Betrachtung des Films "Ein Mann sieht rot" mit Charles Bronson sympathisiert zu haben. Mit meiner Erzählung wollte ich einen anderen individuellen Weg darstellen. Ich glaube nicht an einen für alle verbindlichen.
Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (04.11.20)
Wahrscheinlich ist es richtig so. Ich würde es auch nicht Feigheit nennen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Danke, Armin, ja, das Problem ist so vielschichtig, dass man auf moralisierende Kategorien verzichten sollte.
LG
Ekki
Agnete (66)
(04.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.20:
Grazie, Monika, wenngleich bei diesem Thema die Einschätzungen zum Verhalten des Protagonisten auseinander gehen, wie nicht anders zu erwarten, freue ich mich natürlich, dass kluge Menschen die Entscheidung des Protagonisten billigen können.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa (04.11.20)
Lieber Ekki,, dieser Text spricht mich unmmittelbar an, lässt mich wieder, wie so oft in den letzten Jahren, darüber nachdenken, wie man dem Bösen begegnen könnte, sollte ...? Hass und Gewalt, Rache und Vergeltung scheinen die Spirale nur anzuheizen, immer mehr Opfer zu fordern und Leid zu bringen.
Wie verständlich und nachvollziehbar ist die Strategie des Farmers, der nur seinen Frieden haben möchte. Aber wird er ihn so finden?
Gedanken, ob er feige gewesen sei, quälten ihn oft.
Sieht nicht so aus, auch wenn die Zweifel mit der Zeit vordergründig aufzuhören scheinen, verdrängt werden, wird er sich als Feigling und Versager fühlen und seine Selbstachtung verlieren.

Vielleicht gibt es ja andere Möglichkeiten, gegen das Böse aufzutreten, als mit Gewalt dagegen anzukämpfen, etwa indem man das Leid anderer Opfer zu lindern versucht, in Gewaltpräventionsprogrammen mitarbeitet, Straßenkindern Perspektiven gibt ..., ?

In den Rahmen deiner Erzählung passt das wohl kaum, aber ich denke natürlich weit darüber hinaus, denn leider sind abscheulich Gewalttaten aktueller denn je, wie auch die letzten Ereignisse in Wien zeigen, die mir besonders nahe gehen, weil mir die Tatorte so lieb und vertraut sind.

An deiner Erzählung mag ich besonders, dass kein Wort zu viel, keines zu wenig, der Ton sachlich und nicht wertend ist, und du uns auch sparsam Einblick ins Innenleben des Protagonisten gibts. Das macht betroffen und nachdenklich und lässt in sich hineinhorchen, wie viele Kommentare belegen.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.20:
Merci, liebe Mona, ich wollte mit meiner Erzählung erreichen, dass über die Opfer von Gewalt nachgedacht wird. Ich kann deiner differenzierten Reflexion nur beipflichten.
Vielleicht ist das Gewisen meines halben Helden nicht so seismographisch fein, wie du annimmst, und er findet seinen Frieden.
Manchmal frage ich mich, nichtzuletzt im Hinblick auf Wien, ob unsere humanistisch geprägte Gesellschaft zu permissiv mit Terroristen umgeht. Wahrscheinlich sehen die unsere Skrupel als dekadent an. Des einen bin ich sicher: Der Staat kann es sich nicht leisten auszuweichen wie mein Held. Er muss die Gewalt auf allen Ebenen bekämpfen.
Herzliche Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh (04.11.20)
Du wirfst die Frage auf, was Gewalt mit einem macht. Und nicht zu unrecht weist du darauf hin, dass Gewalt auch die Opfer von Gewalt in ihren Bann ziehen kann.

Ob die Entscheidung des Protagonisten in deiner kurzen Geschichte nun richtig war oder nicht, kann ich aus dem kurzen Text nicht beurteilen. Feige war sie kaum und das aus dem Grund, dass sie reflektiert war. Darum war sie in meinen Augen eines Menschen würdig, der sein Menschsein nicht aufs Spiel setzen wollte.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.20:
Danke, Trekan., du hast erfasst, worum es hier geht. Der Protagonist will seine Seele nicht von Hass zerfressen lassen, also sein Menschsein nicht aufs Spiel setzen.

 TassoTuwas (05.11.20)
Hallo Ekki,
diese kleine Erzählung macht nachdenklich hinsichtlich der Handlung des Protagonisten. Eines aber ist gewiss, sie sollte nicht bewertet werden. Hier gibt es für Außenstehende kein richtig oder falsch, kein mutig oder feige. Jeder Mensch fällt in so einer Situation einen Entscheidungen nach seiner eigenen inneren Überzeugung und nach seinen Möglichkeiten und dafür gibt es keine allgemeingültigen Regeln.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.20:
Merci, Tasso, genau dasi st die Botschaft meiner Erzählung: Es gibt keine allgemein gültigen Regeln für den individuellen Kamf gegen Gewalt.
Herzliche Grüße
Ekki
Sätzer (77)
(05.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.20:
Danke, Uwe, das erscheint einfacher, führt aber zu einer Spirale der Gewalt.
LG
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(05.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.20:
Grazie. liebe Sigi, wenn du den thread zu meinem Text überfliegst, wirst du feststellen, dass die Reaktionen der Leser vlon konsequenter Verfolgung der Täter bis zu dem Weg reichen, den mein Protagonist geht. Es hängt wohl sehr von der Mentalität , der Sozialisation, dem familiären Umfeld, den investigativen Möglichkeiten der vom Bösen Betroffenen ab, welcher Weg der für sie beste ist. Ich verstehe deinen Kommentar so, dass du das auch so siehst. Es gibt in diesem Falle wohl keine von den besonderen Lebensumständen des Individuums unabhängige Lösung.
Herzlichst
Ekki

 irakulani (05.11.20)
Der Text regt den Leser auf jeden Fall an nachzudenken, wie er/sie sich verhalten hätte in dieser oder einer vergleichbaren Situatuation. Das Schlimmste finde ich, ist das Gefühl der Ohnmacht, welches entsteht. Böses mit Bösem zu vergelten, Geawalt mit Gealt zu beantworten: das schafft keinen Frieden. Weder inneren noch äußeren. Also was tun? Wenige nur haben die Größe zu verzeihen. Das macht die tat nicht ungeschehen, auch nicht im mindesten besser. Aber es ist vielleicht die einzige Chance wenigstens inneren Frieden zu finden. Aber der Weg dahin ist ein langer und steiniger.
Danke für die Anregung, lieber Ekki!
Herzliche Grüße,
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.11.20:
Merci, Ira, wie schön, wieder einmal von dir zu hören. Die Alten Griechen mit ihrer Auffassung von Tragik hätten wohl gesagt, dass mein Protaghonist in einer Aporie steckt, die ihm eine unbezweifelbar sinnvolle Entscheidung nicht möglich macht, denn die Täter haben in dieser Erzählung ja Spaß am Bösen. Sie würden sich also über Verzeihung lustig machen. Was immer dieser halbe Held tut, er kämpft gegen anonyme teuflische Täter, die sich nicht stellen würden. Er kann also nur das füri hn persönlich geringere Überl wählen. Tragisch!
Herzliche Grüße
Ekki
INS (55)
(06.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.11.20:
Vielen Dank, Ins. Ich bin auch der Meinung, dass es sinnlos ist, das Böse zu bekämpfen, wenn es anonym auftritt.
Man läuft immer hinterher und kann es doch nicht stellen.
LG
Ekki

 AvaLiam (07.11.20)
Lieber Ekki,

für mich fängt das Sinnieren schon im ersten Satz an.
Hätte ich eine Farm? Tiere? Eine Frau?

Was kann man sich davon noch leisten? Was hat noch Wert?
Was ist grundlos?

Ernste, ängstliche, aber humoristische Gedanken bieten sich gerade eine kleine Schlacht.
Wobei wir ja wissen, dass zum Beispiel Sarkasmus ein Weg ist, mit den Dingen umzugehen.
Und ich bin sehr geübt darin. Daher verzeih mir bitte, wenn meine Gedanken auf den Schienen der Ernsthaftigkeit kurzfristig entgleisen und im Humor stranden.

Der Klügere gibt nach. Das könnte man in deinen Zeilen lesen und lernen.
So habe ich mal gelesen. Wenn die Klügeren immer nachgeben, passiert nur noch, was die Dummen wollen.

Geht also auch nicht.

Die Schlusszeile erinnert mich an einen Film, in dem ein Kämpfer seine Mutter verlor - gekillt vom eigenen Bruder.
Seine Trauer und Wut wurde so groß, dass sein gutes Herz blind und taub wurde. Genauso blind, wie sein Hass und seine Zerstörung, in der er keine Gnade mehr fand.

Was wäre jetzt die Alternative gewesen? Zu bleiben und sich selbst zum Opfer geben?
Zu gehen, und dem Bösen die unkontrollierte Gelegenheit zum Wachsen zu geben?
Wie hoch war oder ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Böse überall ist und den Prot auch in der neuen Zukunft getroffen hätte?


Ein gewalt-iges Problem...ohne klare Lösung?!

Ich selbst hätte wahrscheinlich Jagd auf das Böse gemacht.
Ob das klug oder mutig ist, lass ich mal in Frage gestellt.

Wäre es mir finanziell gegeben, so würde ich eine noch größere Farm bauen (aber ohne Tiere :D ) und mit jedem Zerstörungswahn hätte ich sie größer aufgebaut.
Ich hätte 100 Gräber gebuddelt und 1000 Tauben auf sie gesetzt.
Getreu dem Motto: halte ihnen noch die linke Wange hin....
Sinn oder Unsinn liegen hier wahrscheinlich genauso nah beieinander wie Mut und Dummheit.

Für mich ist das einer der Fragen, in der es kein Richtig oder Falsch gibt.

Liebe Grüße - Andrea

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.11.20:
Mille grazie, liebe Freundin, du hast den Text nach allen Seiten hin gedreht und gewendet und bist zu dem richtigen Ergebnis gekommen, dass es kein richtig oder falsch gibt.
Vielleicht gibt der Text einen kleinen Hinweis: Das Böse tritt bei der Verwüstung des Grabes anonym auf. Das anonyme Böse kann man nur bekämpfen, wenn man das Geld hat, Detektive zu bezahlen.
Deinen Kommentaren ist immer wieder eigen, dass sie Oberflächlichkeit vertreiben.
Liebe Grüße
Ekki

 Enni (16.11.20)
Lieber Ekki,
ein Text, der aufwühlt und in seiner prägnanten Kürze Stoff zum Nachdenken liefert.
Ich denke, in einer Situation, in der man Gewalt ausgesetzt ist, gibt es für die Folgehandlung kein absolutes Richtig oder Falsch. Eigentlich jedes Mal eine Art Bredouille, die nur individuell lösbar scheint. Was hat zur Gewalttat geführt, wie sieht es mit der Kraft des Opfers aus, seiner momentanen Befindlichkeit, seinem sozialen Umfeld etc … all diese Fragen mögen eine Rolle spielen.
Für den einen mag Vergeltung unabdingbar sein, für den anderen vielleicht der eigene innere Frieden.
Das Böse wird man wohl nie ganz entschlüsseln können. Taten, wie die von dir beschriebene, resultieren ja oft aus einem Gefühl heraus, seine absolute Überlegenheit zeigen zu wollen/müssen.
Aber das zu analysieren hieße für mich, sich den Tätern intensiver zu widmen als den Opfern, die immer zu kurz kommen.
Dein Text wird mich noch eine Weile beschäftigen.
Lieben Gruß
Enni

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.11.20:
Liebe Enni,
"Ich denke, in einer Situation, in der man Gewalt ausgesetzt ist, gibt es für die Folgehandlung kein absolutes Richtig oder Falsch. Eigentlich jedes Mal eine Art Bredouille, die nur individuell lösbar scheint." Genau diese Reaktion hatte ich mir erhofft, als ich den Text "Das Böse" schrieb.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki
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