Nach der Völlerei ist vor der Völlerei

Dokumentarstück zum Thema Luxus

von  eiskimo

Christa brachte den Nachtisch. Ein Tiramisu mit Schattenmorellen.
„Wer will denn dazu schon einen Espresso oder Kaffee?“
Wir hatten vorher Gänsekeulen mit Rotkohl und leckeren Spätzle gehabt, dazu reichlich Wein – natürlich durfte da der kleine Schwarze nicht fehlen.
„Ich selbst kann so spät am Abend keinen Kaffee mehr vertragen,“ beeilte sich die Gastgeberin zu erklären. Sie tränke deshalb nur einen Décaf – „das tut meinem Schlaf sehr gut!“
Meine Frau wollte einen ganz normalen Kaffee, gerne auch schon zum Nachtisch.
„Mit Milch oder Zucker? Wir haben Rohrzucker, Sweetener und normalen Zucker.“
„Nur mit Milch.“
„Kondensmilch, Vollmilch, Sojamilch oder Mandelmilch?? „ fragte Christa nicht ohne Stolz über ihr perfekt sortiertes  Angebot. „Geschäumt oder kalt?“
„Einfache Vollmilch reicht mir.“
Ich selbst mochte jetzt nicht der Einfachheit halber dasselbe ordern und den Kaffee auch schon direkt zum Tiramisu. Ich vertröstete also Christa auf später, nach dem Essen.
Christas Gatte, Hans-Peter, wollte es auch erst einmal sacken lassen .
„Du kriegst deinen Doppio mit Rohrzucker wie immer, das weiß ich,“ beschied ihm Christa. Was ich denn dann wolle?  „Cappuccino, Latte Macchiato, Lungo, eine simple Crema??“
Mir war das eigentlich völlig egal, vielleicht hatte ich auch schon etwas viel Wein getrunken. Jedenfalls hörte ich mich dann keck sagen:  „Am liebsten trinke ich ja Barrista aus Äthiopien. Zur Not als French Press. Aber Fair Trade muss er sein…“

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (26.11.20)
und die Moral von der Geschicht?
Bleib zum großen Fest allein,
lade keine Gäste ein,
vor allem aber diese nicht,

die schon kommen mit dem Bauch,
vollgefressen, auch betrunken,
Finger in die Soße tunken,
zeigen dann mit diesem auch

auf die große Gastfreundschaft,
was im Kühlschrank du gehortet
für die fette Gästeschaft.

Nur ihr Undank ist dir sicher,
kritisch Blick auf deine Müh,
allenfalls noch ihr Gekicher.

 eiskimo meinte dazu am 26.11.20:
Voll d´accord!
Diese Art Gäste und diese Art Aufwand muss man nicht haben. Zurück zu Salzstangen und Zitronenbrause. Gute Gespräche gibt es trotzdem!

 Moja (26.11.20)
Ein klarer Spiegel - es geht uns viel zu gut...

Reginas Gedicht gefällt mir auch sehr!

Grüße Euch,
Moja
Palytarol (59)
(26.11.20)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 26.11.20:
Hängen wir's nicht zu hoch. Ich bin schon froh, wenn ich gut unterhalten werde.
LG
Ekki

 AchterZwerg (27.11.20)
*grins

Ich freue mich immer, von Gourmets zu hören, denen die Feinschmeckerei Lebenselixier ist. Gerade wenn sie in als Gäste und in Horden auftreten ...
Ich selber bin allerdings auch ein wenig schnäubisch, behalte dies aber in der Regel für mich, was, coronabedingt, nicht wirklich schwerfällt.

Zwinkergrüße
der8.

 eiskimo schrieb daraufhin am 27.11.20:
Ich grinse gerne mit, gerade heute, an an diesem Superkonsum-Friday.
Nicht übertreiben, sag ich mir da. Weder in Richtung Edelfraß noch in Richtung sauertöpfische Askese.
Mein heutiger Text über die Discounter-Not hat im Übrigen in keinster Form mit Deinem Pseudo zu tun, ährlisch!
der Eiskimo
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