Eine neue Belastungsprobe

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

"Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen" (Galater 6,2)

Manni, der Seebär, war das, was man eine ehrliche Haut nennt. Direkt, unkompliziert und völlig undiplomatisch mit seiner Meinung nicht hinter den Berg haltend. Im Grunde genommen das genaue Gegenteil von mir!
  Dennoch verstanden wir uns anfangs in unserer kleinen christlichen Zweier-WG ganz gut.

Manni war 20 Jahre lang als „Smutje“ (Schiffskoch) zur See gefahren, bevor ihn ein chronisches Rückenleiden in Kombination mit dem „Teufel Alkohol“ zur Aufgabe zwangen.
    In dieser „Nachseephase“ hatte er dann Christen aus der Bremer Pfingstgemeinde kennengelernt und sich wenig später zum christlichen Glauben bekehrt. Und er hatte auch schon konkrete Gotteserfahrungen gemacht!
  So weit, so gut!
Weniger gut war, dass er neben seinem chronischen Rückenleiden und einer noch recht wackeligen Alkoholabstinenz immense Schulden hatte. Und seine Gläubiger ihm da auch gehörig Druck machten.
    Kurzum, ein Mann mit nicht unerheblichen Problemen!

Ich versuchte ihn natürlich da zu beruhigen und ermutigte ihn sein Vertrauen in Gott zu setzen. Aber das rät sich natürlich leicht, wenn man nicht selber im Schlamassel sitzt.
    Die Pfingstgemeinde versuchte ihm da schon konkret zur Seite zu stehen, in dem sie eine Schuldnerberatung organisierte. Aber konnten da auch keine Wunder vollbringen. Ziel war es ihn einigermaßen glimpflich aus der Sache herauskommen zu lassen. Was auch Zeit brauchte! Und Geduld war jetzt nicht gerade Mannis Stärke!
   
Kurzum, er saß meist unten im Unterhemd im großen Raum und hörte Schlagermusik und - wenn ich ihm mein Ohr schenkte – klagte und schimpfte er gerne über alles und jeden, insbesondere auch seine geschiedene Frau, die ihn überhaupt erst in diese missliche finanzielle Lage gebracht hätte.
  Ich meine, es war nicht so, dass ich nicht damit umgehen konnte und meist  gelang es mir auch ihn zu beruhigen. Gelegentlich mündete so ein Gespräch sogar in einem gemeinsamen Gebet.
  Aber das Ganze lief ja quasi neben meiner ziemlich anstrengenden Betreuungstätigkeit in der Heimstätte. Und so langsam aber sicher kam ich da jetzt auch an meine Grenzen.
    Zwar verzog ich mich meist oben in die kleine Dachkammer (2x3 Meter), aber die Luke stand immer offen und ständig dudelte unten im Raum die Schlagermusik.
  Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, wann da mein Geduldsfaden reißen würde

Gedankenimpuls:
Et küt wie et küt ( Kölner Lebensweisheit)


Anmerkung von Bluebird:

Bremen 1988

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

RufusThomas (20)
(15.12.20)
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