Ontologische Opferkunde

Interpretation zum Thema Stolz

von  Terminator

Logos. Das Opfer ist positiv-sakrifiziell, es wird mit Lust und Stolz (Eros und Thymos) gebracht. Die Mythen kennen solche Opfer nur noch aus vorchristlicher Zeit.

Logik (erste Ableitung des Logos). Das Opfer ist negativ-sakrifiziell, es wird leidvoll aber stolz dargeboten (mit Thymos, gegen den Eros). Das geläufigste Beispiel für die abendländische Zivilisation ist der Tod Jesu am Kreuz.

Logistik (zweite Ableitung des Logos). Das Opfer ist negativ-victim, es wird bei Vollzug als Unglück betrachtet, die bloße Bereitschaft ohne Vollzug wird Risiko genannt. Ein Arbeitsunfall ist ein solches unerotisches und stolzfernes Opfer.

Logem (dritte Ableitung des Logos). Das Opfer ist positiv-victim; der Opfernde riskiert und opfert nichts, sondern wird geopfert. Den Status als potenzielles Opfer schreibt er sich aber als Selbstwert zu (Erotik der Selbstwahrnehmung als Objekt).



Ein historisches Beispiel:

Während die Engländer bereits von der Logik zur Logistik fortgeschritten waren, entstand das neugegründete Deutsche Reich im Paradigma der Logik, und schloss aufgrund des höheren geistigen Paradigmas schnell zu den Engländern auf. Im Ersten Weltkrieg waren die Deutschen militärisch erfolgreicher als die Alliierten, weil sie aus einer geistig höheren Position kämpften (Herfried Münkler unterscheidet zwischen victimen und sakrifiziellen Opfern des Grabenkrieges - die deutschen Soldaten haben ihre militärische Pflicht eher sakrifiziell, die Alliierten eher victim erfüllt).

Deutschland wurde nicht militärisch, sondern logistisch besiegt (durch die logistische Übermacht der USA, die im letzten Kriegsjahr für eine erdrückende materielle Überlegenheit der Alliierten sorgten).
Der legendäre Dolchstoß wird von der Novemberrevolution nur symbolisiert, der eigentliche Dolchstoß gegen den Kampfgeist der Deutschen war die Zeitenwende, die das sakrifizielle Opfer der Deutschen revictimisierte. Während in England (und Frankreich) das Zeitalter der Logistik sich allmählich entwickelte, brach es nach dem Ersten Weltkrieg brachial über Deutschland herein, so dass die Entwicklung nach 1933 als romantische Reaktion gegen zu schnelle Dekadenz verstanden werden kann (eine einzige Generation kann den kompletten Übergang des Zeitgeistes von einer Stufe zur Nächsten nicht aushalten; in der Regel vollzieht sich eine solche Entwicklung über drei oder vier Generationen).

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