Die Verhausschweinung der Sexualität

Kurzprosa zum Thema Unreife

von  Terminator

Sexualität ist die weltimmanente Selbsttranszendenz alles Lebendigen. Nihilistisch (amoralisch) betrachtet, kann nur Sex der höchste Wert im Leben eines Menschen sein, denn alles Weltimmanente ist eitel, und Transzendenz (und damit die Grundlage der Moralität) wird vom Nihilismus verneint. Es geht im Leben ohne Welttranszendenz also nur um alle Lust, die tiefe Ewigkeit will, und diese ausschließlich im Moment des Orgasmus erreichen kann.

Die meisten Frauen, hört man, täuschen Orgasmen nur vor, hatten aber nie wirklich einen. Warum? Weil Beziehungssex langweilig ist. Ejakulation beim Mann ist nicht gleichbedeutend mit Orgasmus; Frauen wissen wenigstens, wann sie einen Orgasmus vortäuschen und wann sie wirklich einen haben, aber viele Männer können Orgasmus und Ejakulation nicht auseinanderhalten. Die zwanghafte Masturbation des Pornosüchtigen ist ein Symptom der Orgasmusunfähigkeit, - kein Wunder, wenn man dabei an einen Sex denkt, bei dem die Frau keinen Orgasmus bekommen kann.

Wenn ich Sex hätte, und die Frau(en) dabei keinen Orgasmus bekäme(n), wäre der ganze Zirkus für uns zwei/drei/vier/fünf sinnlos. Ich kann mich nur weltimmanent transzendieren, wenn die Frau bzw. die zwei/drei/vier Frauen in meinem Bett bereit sind, mit mir zu verschmelzen, sich aufzulösen, so dass auch ich mich in ihnen auflösen kann. Beziehungssex gibt das nicht her. Nichts ist erbärmlicher als die ästhetisch gesehen fälschlich für Sex gehaltene zwanghafte Masturbation eines Pärchens.

Verführungssex ist geil. Ich wehre mich, aber die Frau(en) ist (sind) so weiblich, dass sie (sie) mich eben einfach halt verführen. Wenn ich fühle, dass sie mich haben, wenn ich loslasse, - und dabei meinen Sexdämon auf sie loslasse, wenn sie kreischen und stöhnen, sich in mich krallen, und es doch kein Entkommen gibt, wenn jeder Körperteil lutschbar wird, wenn wir keine Personen mehr sind, sondern nur noch pures pulsierendes Leben, dann findet die weltimmanente Selbsttranszendenz leibhaftig und lebendig statt.

Wie jämmerlich es in unserer Kultur um die Sexualität steht, zeigen Begriffe wie "sexuelle Befriedigung". Sexualität duldet keine Mediokrität. Es gibt entweder die Auflösung der Grenzen oder depressivistisches Gewichse. Letzteres ist unerträglich; selbst Enthaltsamkeit ist geiler, weil der zurückgehaltene Trieb leidenschaftlich nach Wegen sucht, sich auszutoben oder zu sublimieren. Ein Leben gegen die Sexualität ist ein sexuell erfüllteres, als ein Leben mit sexuellen Halbheiten und Kompromissen, mit einer zensierten, verkrüppelten, verhausschweinten Sexualität.

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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (21.12.20)
Lieber keinen Sex als schlechten, um es kurz zu fassen.

 Terminator meinte dazu am 03.12.21 um 01:16:
Dann fehlte aber die Begründung.
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