Der Schattenmann

Kurzgeschichte zum Thema Horror

von  Der_Rattenripper

Hattet ihr auch schon einmal das Gefühl, dass nachts wenn es im Haus ruhig ist, jemand bei euch im Zimmer steht? Dass etwas bei euch ist, obwohl es eigentlich gar nicht sein kann, da alle Türen und Fenster verschlossen sind? Habt ihr auch die dunkle unheilvolle Aura des Bösen gespürt? Habt ihr eine dunkle schemenhafte Gestalt bei Mondschein in eurem Zimmer stehen sehen? Eine Gestalt die euch während des Schlafens beobachtet? Seid ihr vor Furcht erstarrt, dann hattet ihr Glück, egal wie furchterregend diese Gestalt auch ist, lasst sie nicht wissen, dass ihr ihre Anwesenheit wahrnehmt. Sonst kann es sein, dass der Schattenmann euch mit fortnimmt in sein Reich der Schatten. Bestimmt habt ihr euren Eltern am Frühstückstisch vom Schattenmann erzählt und sie haben euch gesagt, das war nur ein Traum. Wahrscheinlich sind sie mit euch durch euer gesamtes Zimmer gegangen, haben Schränke, Schubläden geöffnet und unter eurem Bett nachgesehen, um euch zu zeigen, dass der Schattenmann nur in euren Träumen oder eurer Fantasie existiert. Vielleicht haben sie euch einen Bannspruch gegeben, der den Schattenmann fernhalten soll. Seitdem habt ihr wahrscheinlich nie wieder euren Eltern von diesem unheilvollen Wesen erzählt, welches Nachts in eurem Zimmer steht und euch beobachtet. Wie oft wärt ihr in der Nacht am Liebsten zu eueren Eltern gerannt, um zu ihnen ins Bett zu kriechen und euch an sie zu kuscheln? Warum habt ihr es nicht getan? Hattet ihr Probleme, euch zu bewegen? Schien es, als ob ein zentnerschwerer Sack Zement auf eure Brust liegt und euch tief in die Matratze drückt? Hattet ihr das Gefühl, als ob sich eure Kehle langsam zuschnürte? Hattet ihr Atemprobleme und den Eindruck, ihr müsstet langsam ersticken? Hättet ihr am Liebsten laut aufgeschrien, doch eure Kehle war so trocken, dass ihr nicht mal leise krächzen konntet? Lasst den Schattenmann nicht wissen, dass ihr wach seid. Ist nicht vor kurzem der Nachbarsjunge von nebenan spurlos verschwunden und was ist mit all den anderen Kindern, die am nächsten Morgen nicht wieder aufgewacht sind? Plötzlicher kindstot heißt es meistens, oder Herzversagen. Die Erwachsenen haben ihn vergessen, im Alter vergessen die Menschen, sie vergessen die Schrecken die sie als Kind nachts in ihrem eigenem Kinderzimmer erlebt haben und sie glauben nicht mehr. Obwohl tief in ihrem Innerem verborgen erinnern sie sich an die Nächte, in denen der Schattenmann an ihrem Bett stand, um sich an ihrer Angst zu weiden. In Marienheim sind viele Kinder am plötzlichen Kindstod gestorben und auch im Rest der BRD scheinen die Fälle des plötzlichen Kindstods zu zunehmen.

Karl war zehn Jahre alt, als er eines Nachts erwachte und eine schemenhafte Gestalt in seinem Zimmer zu sehen glaubte. Eine seltsame eisige Kälte schien sich in seinem Zimmer auszubreiten. Seinen Plüschtiger festumschlungen starrte er mit weit aufgerissenen Augen in die Ecke neben dem Schrank und der Heizung, in welcher er eine schattenhafte Gestalt zu erkennen glaubte, die ihn beobachtete. Wer war diese Gestalt? Wie war sie in sein Zimmer gekommen? Handelte es sich um einen Einbrecher? Wenn ja warum durchwühlte er nicht seine Schränke, das taten Einbrecher doch normalerweise oder nicht? Karl wollte schreien, wollte zu seinen Eltern rennen oder sie rufen. Doch er konnte sich nicht bewegen. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Seine Kehle war wie zugeschnürt. War das ein Traum? Mit weit aufgerissenen Augen starrte Karl in die Ecke seines Zimmers. Die Erkenntnis wer in seinem Zimmer stand, traf ihn wie einen Schlag. Dort stand er, der Schattenmann, jenes Wesen, welches seinen Freund vor zwei Tagen geholt hatte. Daniel, schoss es Karl durch den Kopf, dieses Scheusal hatte seinen Freund Daniel auf dem Gewissen? Eine Sekunde lang spielte Karl mit dem Gedanken der Kreatur ins Gesicht zu schreien, sie anzubrüllen und sie zu fragen, warum sie seinen Freund geholt hatte? Was er von ihnen wolle? Warum er nicht einfach dorthin verschwand, wo er hergekommen war? Niemand sprach darüber, aber alle wussten es. Der Schattenmann kam des Nachts, um sich die Seelen der Kinder zu holen, die nicht friedlich in ihren Bett lagen und schliefen und dabei war der Schattenmann mal ein guter Mensch gewesen, ein Mensch der Kinder gern hatte und der ihnen Süßigkeiten und Geschenke brachte.

Das soll vor langer Zeit der Fall gewesen sein, bis zwei Jungen vom Spielen nicht mehr nach Hause gekommen waren. Einige Frauen und Kinder hatten behauptet, dass der Mann den die Kinder heute als den Schattenmann kannten, mit den beiden Jungen spazieren gegangen sei. Seitdem hatte man sie nicht wieder gesehen. Die Polizei hatte den Mann verhört und er war verdächtigt worden mit dem Verschwinden der Kinder etwas zu tun zu haben. Doch gab es dafür keine Beweise, weshalb das Verfahren gegen den Mann eingestellt und er freigesprochen wurde. Die Kinder hatte man nie wieder gesehen. Einige Menschen der Stadt, darunter die Eltern der vermissten Kinder sollen dann bei ihm Zuhause eingebrochen sein und die Sache selbst in die Hand genommen haben. Vor seinem Tod soll er laut Rache geschworen haben. Karl hatte gedacht dies sei nur eine Legende, um den Kindern Angst zu machen. Aber jetzt sah er ihn mit seinen eigenen Augen, den Schattenmann, jener Mann den ihren Eltern oder waren es seinen Großeltern gewesen? (Karl wusste es nicht genau), vor vielen Jahren den Prozess gemacht hatten. Seine Oma hatte ihm die Geschichte des Schattenmannes erzählt.
Der Schattenmann stand vor seinem Bett, um sich an seiner Angst zu laben. Karl schloss die Augen und hielt den Atem an. Er wagte es nicht, zu atmen, seine Kehle war wie zugeschnürt. Seine Eingeweide schienen auf Erbsengröße zusammen zu schrumpfen. Er spürte etwas warmes und feuchtes in seinem Bett. Er hatte sich eingenässt, das hatte er zuletzt vor sieben Jahren getan, als er drei Jahre alt gewesen war. Auf seiner Brust schien ein dreißig Kilo schwerer Zementsack zu liegen, der ihn erbarmungslos auf die Matratze drückte. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Was war, wenn das Wesen seinen Schweiß in der Dunkelheit glitzern sah, oder den Gestank seiner Pisse roch? Eine Träne lief seine Wange hinab, während er lautlos zum lieben Gott betete, dass er den Schattenmann verschwinden lassen solle, dass er ihn vor dem Wesen der Dunkelheit beschützen solle. Karl vernahm ein leises Lachen, es war ein böses hinterhältiges Kichern. Es war sein kichern. Das Kichern des Schattenmannes, hatte der Schattenmann bemerkt, dass er wach war? Hatte er bemerkt, dass es nur die Angst war, die dafür sorgte, dass er regungslos in seinem Bett lag? Karl hielt den Atem an. So musste es sich anfühlen, wenn jemand stirbt, dachte er. Wie spät war es? Wie lang stand der Schattenmann schon in seinem Zimmer, um sich an seiner Furcht zu laben? Es kam ihm wie Stunden vor? Oder waren es bereits Tage? Dann bewegte sich der Wesen langsam auf ihn zu. Ein dämonisches Grinsen auf den Lippen. Karl starrte den Schattenmann mit weit aufgerissenen Augen an. Das Herz in seiner Brust hämmerte wie ein Schnellzug. Karl wollte schreien, aber die Worte blieben ihm im Halse stecken. Langsam bewegte sich die Gestalt auf ihn zu. Bitte lieber Gott, bitte lass dieses Wesen aus meinem Zimmer verschwinden, dachte er.
Ein Schritt
Er hatte bereits seit seinem vierten Lebensjahr nicht mehr gebetet, aber jetzt brauchte er Gottes Beistand und seinen Schutz. Das Wesen schien Stunden zu benötigen, um die Distanz von knapp zwei Metern zurückzulegen. Nein, dachte Karl, er tut es absichtlich, das Wesen geht mit Absicht so langsam, um mir noch mehr Angst zu machen, an welcher es sich laben kann. Wie lange würde das Monster bei diesem Tempo brauchen, bis es an seinem Bett stand? Wahrscheinlich die ganze Nacht. Unter seiner Decke zitterte Karl wie Espenlaub und er betete, dass der Mann in seinem Zimmer die leichte Bewegung seiner Bettdecke nicht bemerkte. Ein Schritt ... ein weiterer Schritt. War das vielleicht alles nur ein Traum, aber wenn das ein Traum warm warum erwachte er dann nicht? Warum konnte er dunkle Präsenz des Wesens, welches diese eisige Kälteres ausstrahlte, um sich herum spüren? Ein Schritt, an Karls Ohren drang ein leises Lachen, kein freundliches Lachen, sondern ein dämonisches hinterhältiges Kichern. Karl wusste zu gut, wer da kicherte, es war das Gelächter seines Besuchers, der sich langsam seinem Bett näherte. Ein Schritt. Vielleicht konnte er sich gegen den Schattenmann verteidigen, hatte er irgendetwas in seinem Bett, oder lag etwas auf seinem Nachttisch, mit dem er dem Wesen eins überbraten konnte? Sein Plüschtiger war zu weich, Karls Blick fiel auf die Nachttischlampe.
Ein Schritt.
Wie nah war das Wesen bereits zu ihm herangekommen? Stand es bereits an seinem Bett? Karl steckte sich einen Daumen in den Mund, er hatte, bereits seit er drei Jahre alt gewesen war, mit dem Nuckeln aufgehört. Aber in dieser Nacht brauchte er den Daumen.
Ein Schritt.
Warum tat Gott nichts? Warum griff er nicht ein? War der Teufel vielleicht stärker als Gott? Dass der Schattenmann direkt aus der Hölle kam, dessen war sich Karl sicher. Sein Bett war schweißnass. Dann ergab er sich langsam in sein Schicksal, wenn Gott ihm nicht helfen konnte oder wollte, wer sollte ihm dann helfen?
Ein Schritt.
Ein leises Wimmern entwich seiner Kehle. Hatte der Schattenmann sein wimmern gehört? Wie lange dauerte es noch, bis er bei ihm war? Es konnte nicht mehr allzulange dauern. Im Zimmer war es so still, dass Karl eine Stecknadel hätte fallen hören können. Seltsame Schatten tanzten an der Decke und an den Wänden.
Ein Schritt.
Etwas zog an seiner Bettdecke. Karl vernahm ein dunkles Gelächter direkt an seinem Ohr. Er wollte schreien, sich wehren, nach seinen Eltern rufen, aber er konnte sich nicht bewegen. Es war, als wäre ans Bett gefesselt. Eine Klaue tauchte vor seinem Gesicht auf. Karl konnte sie trotz der Dunkelheit deutlich erkennen. Er spürte, wie sich eine weitere Kralle um seine Kehle legte und ihm langsam die Luft aus den Lungen presste. Seine Hand war kalt, so kalt. Das Wesen, brachte sein Gesicht ganz nah an das Gesicht des Jungen heran. Der Schattenmann roch nach Fäulnis und Verwesung. Karl wurde übel und würde er der Schattenmann nicht seine Kehle langsam zudrücken, hätte er dem Ungeheuer jetzt direkt ins Gesicht gekotzt.

Plötzlich öffnete sich die Tür und seine Eltern kamen ins Zimmer und schalteten das Licht an.
„Guten Morgen Karl möchtest du nicht aufstehen?“, fragte sein Vater.
Karl stand auf, warf sich seinem Vater in die Arme und weinte. Der Schattenmann war verschwunden,

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (22.12.20)
Sonst kann es sein, dass der Schattenmann euch mit fortnimmt in sein Reich der Schatten.
Bahnbrechende Erkenntnisse!

...ansonsten wieder ein Zeichensetzungsarmageddon wie am jüngsten Tag...

 Teichhüpfer meinte dazu am 28.12.20:
Ach so ist das.
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