Um ein Haar

Kurzprosa zum Thema Achtung/Missachtung

von  eiskimo

Vor dem Reisebüro mit der großen Reklame für Turk Hava Yollari,  kurz vor der Einmündung zur Kempener Straße, da liegt ein Haarteil, ein dunkelbraun glänzendes Zwei-Drittel-Toupet. Sicher kein billiges, denn das halb herausgestülpte Innere ist sehr aufwendig mit einem beigefarbenen Band eingefasst, wahrscheinlich alles handgefertigt.
Es liegt dicht am Rinnstein, direkt unter dem Halteverbotsschild, an dem schon seit Wochen ein dunkelgrünes Damen-Hollandrad angelehnt ist, nicht abgeschlossen, das da vor sich hin rostet.
Es liegt da also im Halteverbot, dieses Haarteil. Die zwei Hostessen des Ordnungsamtes sind jetzt schon drei Mal achtlos daran vorbei patrouilliert. Die Frisur hat auch deutlich gelitten, das Haar klebt schon in Strähnen am Asphalt. Jetzt schlürft auch noch die alte Zumdick heran mit den beiden Möpsen. Ohne den drunter einher gehenden Kopf oder wenigstens einem Hut oben drauf, da  ist so ein Haarteil ja völlig wehrlos....
Uff, es ist noch einmal gut gegangen. Die Möpse haben an das Fahrrad gepisst.

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Kommentare zu diesem Text


 IngeWrobel (26.12.20)
Ich mag diese Art der Szenenbeschreibung: lakonisch – und doch oder gerade deswegen viel Raum für die Phantasie des Lesers lassend.
Btw: Alles Gute für 2021!
Liebe Grüße
Inge

 eiskimo meinte dazu am 26.12.20:
Danke, liebe Inge!
Phantasie, Neugier, Humor... so ausgerüstet kommen wir gut durch diese Zeit.
Carpe diem!
ciao
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (26.12.20)
Hallo eiskimo, ich lese gern Geschichten von einem, der Schwein hatte. Der Besitzer des Toupets hätte ja auch den Kopf verlieren können. :)
LG
Ekki

 eiskimo antwortete darauf am 26.12.20:
Ich wollte das Teil hier nicht Skalp nennen, denn dann hätte es nach einem Gewaltverbrechen ausgesehen.
So ist der Bezug zu Weihnachten möglich. Der "Verlierer" hat ein neues geschenkt bekommen und das olle Ding entsorgt, so wie jetzt viele Sachen diskret zum Müll wegsortiert werden.
In der Kempener Straße ist aber auch ein Bestattungshaus. Wer weiß, ob nicht da die Spur hinführt.
Wie auch immer, lieber Ekki. Ich wünsche Dir viel Schwein fürs neue Jahr, Kopf hoch, um im Bild zu bleiben!
Eiskimo

 Isaban (26.12.20)
Mach aus dem "beigen Band" schnell noch ein "beigefarbenes", lieber Eiskimo.

Schöne Tage zwischen den Jahren wünscht dir

Isaban

 eiskimo schrieb daraufhin am 26.12.20:
Ich freue mich sehr, von Dir zu hören, liebe Isaban .- die guten Wünsche kann ich nur in Deine Richtung wiederholen!
Liebe Grüße
Eiskimo

 IngeWrobel äußerte darauf am 26.12.20:
Die ursprüngliche Antwort wurde am 27.12.2020 um 00:01 Uhr wieder zurückgezogen.

 AchterZwerg (26.12.20)
Bei uns daheim versteht man unter "Möpsen" etws ganz anderes.
Dies irritiert mich ein wenig ...

 eiskimo ergänzte dazu am 26.12.20:
Ja, Frau Zumdick und ihre Möpse. Grins.
Ich meine aber wirklich diese Hunde, die aussehen wie gegen die Wand gelaufen. Die alte Zumdick wirkt dagegen fast graziös.
lG
Eiskimo
PS: Hätte sie Zwergpudel ausgeführt, wärest Du wahrscheinlich auch irritiert gewesen

 Thomas-Wiefelhaus (26.12.20)
Tja, wer oder was sich nicht wehrt oder wehren kann, wird regelmäßig nicht beachtet.
Dabei könnte es einen Finderlohn geben?

Stände das Rad an meiner, bei meiner Windows-Geschichte beschriebenen Bushaltestelle, wäre es in der ersten Nacht gerupft worden, wie ein Huhn.
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