Das Streben nach Glück

Wahlrede zum Thema Heilige/s

von  Terminator

Der Utilitarismus ist eine Philosophie des Glücksstrebens. Benthams Utilitarismus, der höhnisch auch "pig philosophy" genannt wird, will nur das größte Glück der größten Zahl. Der Zweck heiligt dabei die Mittel. Quantitativer Utilitarismus. Aber es gab nach Bentham ja noch Mill und andere, die den Utilitarismus durchaus zu einer "human philosophy" weiterentwickelten. In seinem berühmten Buch "Utilitarianism" sagt Mill: "Es ist besser, ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein". Aber Moment, war nicht das Glück, das Zufriedensein das höchste Ziel? Gewiss. Dann ist ja Zufriedenheit der Selbstachtung übergeordnet, und jeder qualitative Utilitarismus nur Augenwischerei.

Lassen wir Gnade walten. Geben wir der Totgeburt "qualitativer Utilitarismus" eine Chance. Wir können ja eine Pyramide der Glückseligkeit aufbauen, auf welcher es höhere und niedere Genüsse gibt. Je höher auf der Pyramide das, was einer zu seiner Glückseligkeit so macht, umso "menschischer" ist er, und je niedriger der Genuss, zu dem einer fähig ist, umso "schweinischer" ist er. Errichten wir eine dreistufige Pyramide:

Niederste Stufe: Fressen, Saufen, Sex, Gewalt, Folter, Mobbing, Verleumdung, Lästerei, Fernsehen, Popmusik.

Mittlere Stufe: Lesen, Forschung, Lyrik, Sport, Familie, Nachbarschaftshilfe, Theater, klassische Musik.

Höchste Stufe: Meditation, Kontemplation, Barmherzigkeit, Nächstenliebe.

Nun sagt jemand, ihm mache Gedichteschreiben, Romanelesen und Sporttreiben Spaß; zwar höre er peinlicherweise zum Sport Popmusik, aber ansonsten sei er ein stolzer Utilitarist der mittleren Stufe. Ein anderer sagt, er meditiere den ganzen Tag, wenn es nichts zu helfen gibt, und wenn er niemanden retten muss. Ein edler Mensch, ein Utilitarist der höchsten Stufe. Vor den Schweinen ist der Utilitarsmus damit gerettet. Was fehlt, ist die Verbindlichkeit. Man merkt der stufenweisen Aufteilung den Unernst und die Beliebigkeit ja an, doch das ist noch nicht das Entscheidende. Es geht um die Frage, warum dieses Gedankengebäude für mich verbindlich gelten soll.

Ein religiöser Mensch weiß, dass Gottes Gebote verbindlich sind, denn hinter ihnen steht das Absolute, die unendliche Güte und Allmacht Gottes. Das ist eine zwingende, wenngleich bloß äußere Verbindlichkeit. Was eine innere Verbindlichkeit ist, die auch ohne Religion auskommt, lernt man bei Kant, insbesondere in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten und in der Kritik der praktischen Vernunft.


Anmerkung von Terminator:

"Der Utilitarismus ist die Moralphilosophie der parfümierten Schweine". Alfred Kretschet

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