Corona und die große Notlage von Frauen

Bericht zum Thema Aktuelles

von  eiskimo

Wer trägt in der Pandemie die größeren Lasten?  Es sind die Frauen.
Frauen sind stärker in den Pflegeberufen vertreten, in der Gastronomie, der Reisebranche und sie arbeiten häufiger als Teilzeitkräfte bzw.  Mini-Jobberinnen – da ist kein Homeoffice möglich. Im Gegenteil,  Corona  hat die Anforderungen dort am Arbeitsplatz erhöht und zusätzlich auch das Gesundheitsrisiko., man denke nur an die Kassiererinnen bei den Discountern.
Wer hat die Arbeitszeit reduziert, um Kinder zu betreuen beim Home Schooling und um häusliche Pflege und Hausarbeit  zu leisten? Laut einer Studie der Hans Böckler Stiftung taten  das signifikant mehr Mütter (27%)  als Väter  (16%). Es gebe, so die Studie, eine deutliche „Retraditionalisierung“ in der häuslichen Rollenverteilung,  selbst bei  Paaren, die vor Corona ihre Pflichten zu Hause fair geteilt hatten. 
Und wer steht buchstäblich auf der Straße, weil ein ganzes Gewerbe durch die Corona-Schutzverordnung still gelegt wurde?  Die Frauen, die in Bordellen und ähnlichen Einrichtungen gearbeitet  haben. Waren sie offiziell registriert als Sexarbeiterinnen, müssen sie jetzt sehr bürokratische Nachweise erbringen, um Corona-Hilfen zu erhalten. Das ist oft kaum möglich, und wenn endlich Geld kommt, reicht es nicht, um eine Existenz zu sichern. Viele  aber arbeiten illegal,  und die sind jetzt noch mehr der Gewalt von Zuhältern und Freiern ausgesetzt als vorher. Der Sozialdienst katholischer Frauen, der in Köln den Betroffenen helfen will, spricht dort von einer „sehr großen Notlage“, viele Prostituierte seien untergetaucht und für Hilfsangebote gar nicht mehr erreichbar.


Anmerkung von eiskimo:

Nach "Frauen tragen die Hauptlast", Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger vom 12.1.2021, S. 26

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (13.01.21)
Retraditionalisierung, es scheint, als werde die totale Gleichberechtigung immer eine Illusion bleiben.
LG
Ekki

 AZU20 meinte dazu am 13.01.21:
Genauso ist es. LG

 eiskimo antwortete darauf am 13.01.21:
Dass es Illusion bleibt - kann sein.
Was mich irritiert: Dass bei Krisen wie dieser ein so deutlicher und schneller Rückfall in alte Verhaltensmuster stattfindet.
Pfui, Corona! das sagt ein Freund bei diesem Thema jetzt immer.
Eiskimo

 niemand schrieb daraufhin am 13.01.21:
Nimm es mir nicht übel, aber mein Mitleid mit den Sexarbeiterinnen hält sich bannig in Grenzen. Wie wäre es auf Dauer mit normaler Arbeit? Bekommt man aber nicht so schnell die Taschen gefüllt. Für 18 Euro die Stunde macht es wohl doch dann keine. Ist der Stundenlohn einer normalen Arbeiterin, wo auch immer, nicht noch weniger als 18? Der Verdienst mit dem Scherenschnitt der Beine ist dann wohl doch einträglicher.
LG niemand

 eiskimo äußerte darauf am 13.01.21:
Wenn die Betroffenen sich selbst in freier Entscheidung für diese Art des Gelderwerbs entschieden haben, stimme ich Dir zu.
LG
Eiskimo

 Terminator ergänzte dazu am 13.01.21:
Und Zwangsprosituierte sollen weiter arbeiten dürfen, weil sie sich nicht frei entschieden haben?

 Graeculus (13.01.21)
Um die "Retraditionalisierung" verständlicher zu machen:
Du verdienst 3000 Euro netto im Monat, Deine Frau 1500, beide bei voller Stelle. Nun steht wegen Schulschließung die häusliche Betreuung der Kinder an. Wer von Euch reduziert seine berufliche Arbeitszeit? Klar, denn die andere Entscheidung wäre lieb, aber dumm.

Dabei unterstelle ich noch nicht einmal, daß Männer und Frauen für die gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt werden, denn: "Frauen sind stärker in den Pflegeberufen vertreten, in der Gastronomie, der Reisebranche [...]."
Es hat auch mit der Berufswahl von Frauen zu tun.
Und das kann man wohl auch über die Prostitution sagen, sofern sie denn freiwillig betrieben wird.

Hast Du die interessanten Ausführungen unserer Xenia, die ja als Sexarbeiterin tätig ist, zu diesem Thema gelesen, speziell zu dem, worauf sie ausgewichen ist?

 eiskimo meinte dazu am 13.01.21:
Sehr erhellend, was Du anmerkst. Das macht deutlich, dass es in der Realität immer etwas komplizierter abläuft, auch was die Auswirkungen einer Berufswahl angeht.
Bei Deinem ersten Einwand wäre natürlich mal interessant zu erkunden, wie sich Ehepaar mit gleich hohen Gehältern verhalten haben.

 Graeculus meinte dazu am 13.01.21:
Die letzte Frage kann ich nur aus eigenem Erleben für einen sehr speziellen Bereich beantworten: den der Lehrer, bei denen sämtliche Geschlechter exakt gleich bezahlt werden. Da sind gerecht verteilt mal die Männer, mal die Frauen (Diverse sind mir nicht begegnet) in die sog. Elternteilzeit gegangen.
Einschränkend muß man dazu sagen, daß der Anteil der Frauen im Lehrerkollegium immer bei deutlich über 50 % lag - das ist halt auch so ein Beruf, den 'typischerweise' eher Frauen wählen.

Haben wir eigentlich schon den Anteil der alleinerziehenden Mütter berücksichtigt? Nein, haben wir noch nicht. Die haben keine Wahl, und alleinerziehende Väter sind vergleichsweise selten.
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