Aufstieg

Kurzprosa zum Thema Erwachen

von  Regina

Sie hatten von jenem Soma getrunken, das den Geist verwirrt, so dass die Menschen wie Schlafwandler durch die Finsternis des Lebens stolpern, ohne ein Ziel ihrer Wanderung zu erkennen noch irgendeine sinnvolle Handlung verrichten zu können. Als die Magierin schließlich erwachte, fand sie ihren Gatten an der Seite einer jungen Frau, die ihm ein Kind geboren hatte, damit er sie und ihre anderen Kinder unterstützen würde. Wie ein Süchtiger, der tagtäglich den erwähnten Rauschtrank zu sich nahm, von großer Hilfe sein konnte, war zwar kaum vorstellbar, aber in manchen Weltgegenden greifen ledige oder geschiedene Mütter zu jedem Strohhalm und Mann, um die Härte ihrer Lebensumstände durch diese Allianz auch nur einigermaßen zu mildern. Auf seinen Edelmut und seine Großzügigkeit konnte allerdings auch in diesem Zustand gerechnet werden. Wer von beiden da wen zum Ehebruch verführt hatte, wurde nie gefragt. Hand in Hand zog das Paar weiter, im Dunkel der Mitternacht. Der Seelenpartnerin blieb nichts anderes übrig, als in der Kühle der Morgendämmerung die Heilkraft der Sonne zu erwarten, bis ihr göttlicher Gatte erwachen und sich aus allen Verstrickungen lösen würde. Als Geistesverwandte ihr die Steigbügel zum Aufstieg aus Schmerzen und Blindheit hielten, zweifelte sie. Die Rolle der Priesterin empfand sie eher als Fluch, nicht als Ehre. Noch im Feuer der Läuterung fragte sich die angehende Heilerin, ob sie nicht auf den Geliebten hätte warten sollen.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (24.01.21)
Hallo Regina, der Konflikt der angehenden Heilerin ist nicht neu, aber gut dargestellt.
LG
Ekki

 Regina meinte dazu am 24.01.21:
So alt wie die Welt. Vielen Dank. Regina

 Dieter_Rotmund (25.01.21)
Sehr schwülstiger Metaphernsalat. Sorry, Regina, das kannst Du besser!

 Regina antwortete darauf am 25.01.21:
O weh.
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