Gehe nicht in den Keller

Kurzgeschichte zum Thema Horror

von  Der_Rattenripper

Timmy erwachte. Er lag in seinem Bett und hatte Durst. Der Blick auf die Uhr verriet ihm, es zwei Uhr nachts. Er schaltete die Nachttischlampe an und öffnete leise Zimmertür. Seine Mutter schlief nebenan, sein Vater war bei der Arbeit. Er war Nachtwächter in einem Spielzeugladen. Der Laden hieß Spielzeugland oder so ähnlich. Daddy hatte mal ein buntes Prospekt mitgebracht. Da waren viele schöne Sachen drin gewesen, die er am Liebsten alle gehabt hätte. Autos, Ninjago Actionfiguren, Ritter und Piraten von Lego. Immer wenn Daddy einen weiteren Katalog mitbrachte, entdeckte er neue schöne Dinge, die er gern haben wollte. Leider waren viele Spielsachen sehr teuer und so viel verdienten seine Eltern nicht, dass sie ihm jedes Mal ein neues Teil mitbringen konnten. Dies verstand er mit seinen acht Jahren sehr wohl. Seine Mami sagte immer, „Man kann nicht alles haben mein Schatz, aber das Christkind und deine Eltern versuchen so viel wie geht möglich zu machen. Aber wir müssen auch noch leben und brauchen auch etwas zu essen und zu trinken.“
Das hatte Timmy verstanden. Im Fernsehen sah er manchmal Leute, die große Autos fuhren, ein eigenes Boot besaßen und ein riesiges Haus hatten. Sie selbst hatten auch ein Haus aber nicht so ein großes wie die Leute im Fernsehen. Das war nicht fair, fand Tommy. Warum gab es Leute, die sich alles leisten konnten und andere mussten dafür sparen? Warum tat der liebe Gott nichts dagegen, dass das Geld gerechter verteilt wurde? Warum mussten Mama und Papa so viel arbeiten, dass sie immer müde waren, wenn sie von der Arbeit nach Hause kamen, während andere Menschen, die viel Geld hatten, machen konnten, was sie wollten? Manchmal wünschte sich Timmy, dass seine Eltern mehr Zeit für ihn hätten, damit sie häufiger gemeinsam im Garten oder auf dem Sportplatz Fußball spielen konnten. Eines Tages wäre er selbst Politiker, dann würde er alles anders machen.

Langsam schlich Timmy über den kalten Laminat in Richtung Küche. Er schalte das Licht an und öffnete die Kühlschranktür. Doch es waren weder Milch noch Saft vorhanden. Timmy schloss den Kühlschrank und ging in den Keller. Im Keller musste noch etwas sein. Der Keller war alt, Daddy wollte ihn renovieren, war aber bisher noch nicht dazu gekommen. Timmy schluckte, er mochte es nicht in den Keller zu gehen, aber sein Durst war so groß, dass er sich überwinden musste. Er konnte auch zu seinen Eltern ins Schlafzimmer gehen und sie fragen, ob die in den Keller gehen würden, um ihn eine Packung Orangensaft nach oben zu bringen. Aber seine Eltern brauchten den Schlaf, denn sie hatten morgen einen anstrengenden Tag vor sich. Mit weichen Knien und zitternden Händen ging Timmy langsam Stufe für Stufe hinab. Seine Hände umklammerten das Geländer so fest, dass seine Knöchel ganz weiß wurden. Die alte Glühbirne die an einem grauen Kabel von der Decke herab baumelte, tauchte die Umgebung in gleißendes Licht, in welchem dunkle Schatten an den Wänden tanzten. Vorsichtig setzte Timmy einen Fuß auf den Boden, zog ihn aber gleich wieder zurück, als bestünde der Boden aus glühenden Kohlen. Das Herz in seiner Brust hämmerte wie eine Lokomotive. Timmy schloss die Augen, dann sagte er: „Das ist nur ein Keller, ganz ruhig hier unten ist nichts, was dir etwas tun kann. Das ist nur ein Keller.“
Sein Herzschlag normalisierte sich, dann setzte er vorsichtig einen Fuß in den Keller hinein. Seine Knie zitterten. Plötzlich schlug die Tür hinter ihm zu. Timmy erschrak, griff sich mit einer Hand an die Brust und sah sich um. Um ein Haar hätte er das ganze Haus zusammen geschrien. Das war nur Zugluft, sagte er sich und setzte seinen Weg nach unten fort, er bemerkte nicht, nicht die roten Augen, die ihn aus einer dunklen Ecke heraus beobachteten, Timmy hatte den Eindruck etwas gehört zu haben. Es klang wie ein Schnaufen. Erschrocken blickte er sich um und konnte aber nichts entdecken. Er sollte nicht hier sein. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Panik überkam ihm. Egal, dachte er, dann gab es eben Wasser aus dem Wasserhahn. Irgendwo in der Dunkelheit vernahm Timmy ein leises Atmen. Timmy schloss die Augen, das ist nur deine Fantasie, sagte er. Geister und Monster gab es nur in Comics und im Fernsehen. Timmy vernahm, ein leises Knurren. Wo kam das her? Fast hätte er aufgeschrien und gefragt wer da sei, doch dann sagte er sich, dass es besser wäre, so leise wie möglich zu sein. Plötzlich packte ihn eine Kralle am Pyjama, noch ehe Timmy Zeit fand, um Hilfe zu schreien, war er auch schon in der Dunkelheit verschwunden.

Als die Eltern am nächsten Morgen aufstanden waren sie überrascht, dass ihr Sohn Timmy noch im Bett lag normalerweise war immer schon um sieben Uhr wach und sah sich Zeichentrickfilme wie Scoby Do oder Inspektor Gadget im Fernsehen an. Aber heute schien er länger zu schlafen, als Timmy um elf immer noch nicht aufgestanden war, betraten sein Vater und Mutter das Zimmer, aber das Bett war leer. Freunde, Bekannte und Verwandte begannen nach Timmy zu suchen. Sogar die Hundertschaft der Polizei, der THW und das Deutsche rote Kreuz halfen mit, den Jungen zu finden. Aber außer einigen Blutflecken im Keller wurde nichts gefunden, nícht eine Locke von Timmy Haar oder ein Faden von seinem Schlafanzug. Seine Eltern gerieten ins Visier der Ermittlungen und die Polizei war überzeugt, dass sie etwas mit Timmys verschwinden zu tun hatten, konnten die den Eltern jedoch nicht nachweisen.

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