Wer findet den Fehler?
Lehrstück zum Thema Fehler
von Bergmann
Anmerkung von Bergmann:
(Die Anregung, nicht aber die Lösung, fand ich in: Michael Maar, Die Schlange im Wolfspelz - Das Geheimnis großer Literatur.)
Kommentare zu diesem Text
ernster.
geschieht dem girlandenreich vortragenden T. M. recht!
ps: robert neumann gewidmet. hahaha.
geschieht dem girlandenreich vortragenden T. M. recht!

ps: robert neumann gewidmet. hahaha.
Nein.
ernste Beurteiler - Akkusativ-Objekt zu vermögen, das ist korrekt.
:-)
ernste Beurteiler - Akkusativ-Objekt zu vermögen, das ist korrekt.
:-)
greto (53) antwortete darauf am 08.02.21:
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jedenfalls ist dieser satz monströs. halbwegs zurechtgebogen wird er durch "vermochten".
wenn das stimmte, wäre es ein schwerwiegender grammatikfehler.
wenn das stimmte, wäre es ein schwerwiegender grammatikfehler.
Tja, ihr kommt alle nicht drauf.
Tipp: Viele Fehler entstehen durch ungenaue (falsche) Bezüge.
Mehr sage ich erst mal nicht.
Tipp: Viele Fehler entstehen durch ungenaue (falsche) Bezüge.
Mehr sage ich erst mal nicht.
Meinst Du Menschenschicksal --> Menschenschicksale?
Nein. Ist auch korrekt.
greto (53)
(08.02.21)
(08.02.21)
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...da packt mich mein alter germanistischer Ehrgeiz:
"deren ordnende Kraft und antithetische Beredsamkeit ernste Beurteiler vermochte," - hier müsste der Plural stehen: "vermochten".
HG Jutta
"deren ordnende Kraft und antithetische Beredsamkeit ernste Beurteiler vermochte," - hier müsste der Plural stehen: "vermochten".
HG Jutta
Nein, leider. Denn man kann die beiden Begriffe als Einheit auffassen, so dass der Singular korrekt ist.
Ich habe mal den relevanten Teil fett gedruckt.
Ich kenne "vermochte" in dieser Art der Konstruktion nicht (nur als "imstande sein" oder "zustande bringen", nicht aber als "in die Lage versetzen" oder "dazu bringen", aber das heißt nichts (vor allem nicht, nachdem ich den Nachmittag mit Post Editing verbracht habe - da liest man die ganze Zeit Formulierungen, die man selbst nicht gewählt hätte, und weiß am Ende nicht mehr so recht, was davon nun noch im Grenzbereich liegt und was nicht.) Trotzdem werfe ich es mal in den Raum.
vermögen lt. DUDEN auch heute mit der Funktion nicht nur wie bei Th. Mann mit anschließendem Infinitivsatz, sondern auch mit anderem Akkusativobjekt (in gehobener Sprache) möglich.
Naja, statt »vermochte« müsste so etwas wie »in die Lage versetzte« stehen (»veranlasste« ginge auch, ist aber inhaltlich weniger ähnlich). »Vermögen« hat eben, anders als in der Antwort auf loslosch behauptet, kein Akkusativ-Objekt. Die Lösung ist allerdings nicht, »ernste Beobachter« in einen Genitiv umzuwandeln, sondern das Verb auszutauschen. Es ginge auch »ermöglichte«, »erlaubte« oder »gestattete« mit Dativ.
Auch ein Infinitivsatz ist als Akkusativobjekt auffassbar - wenn wir uns nicht an die lateinische Grammatik halten -, der Infinitivsatz ist ersetzbar durch ein 'klassisches' Akkusativobjekt.
Das oben gemeinte Akkusativobjekt ist jedoch: ernste Urteiler.
Das oben gemeinte Akkusativobjekt ist jedoch: ernste Urteiler.
Antwort geändert am 08.02.2021 um 20:56 Uhr
Ja, und ich muss mich korrigieren: Im Grimmschen Wörterbuch gibt es lange Ausführungen zu einer transitiven Form von »vermögen«: »trans., macht haben über etwas, in älterer zeit gern mit dem persönlichen accus. ohne weiteren zusatz. heute accus. meist durch satz mit zu ergänzt«.
Insofern schlägt der Entzauberungsversuch, wenig überraschend, fehl – und so hast du dein Rätsel ja auch aufgelöst.
Insofern schlägt der Entzauberungsversuch, wenig überraschend, fehl – und so hast du dein Rätsel ja auch aufgelöst.

Es war kein Entzauberungsversuch. Es war einfach nur Lust an der Grammatik mit Schnittmenge zum Stil hin.
Thomas Mann schätze ich seit meinem 18. Lebensjahr als meinen wichtigsten deutschsprachigen Autor (neben Kafka, Goethe, Büchner, Kleist, Schiller, Brecht ...).
Thomas Mann schätze ich seit meinem 18. Lebensjahr als meinen wichtigsten deutschsprachigen Autor (neben Kafka, Goethe, Büchner, Kleist, Schiller, Brecht ...).
'derer', weil es sich um ein vorausweisendes Demonstrativpronomen handelt? 🤔
Nein, derer ist nicht die richtige Korrektur.
'dessen' (der Verfasser)
Passt, denn "Beredsamkeit" bezieht sich auf "Verfasser".
Heureka! Palytarol, ja, das ist es: dessen statt deren!
Natürlich wird mancher behaupten, auch die Abhandlung habe ordnende Kraft etc., und ein anderer wird sagen: eine leidenschaftliche Abhandlung gibt es nicht ...
Fazit: Einen schweren Fehler beging Thomas Mann natürlich nicht, jeder versteht den Satz.
Interessanter wäre wohl eine Stil-Kritik dieses Satzes, vor allem seines Schlusses (was auch Maar meint).
Natürlich wird mancher behaupten, auch die Abhandlung habe ordnende Kraft etc., und ein anderer wird sagen: eine leidenschaftliche Abhandlung gibt es nicht ...
Fazit: Einen schweren Fehler beging Thomas Mann natürlich nicht, jeder versteht den Satz.
Interessanter wäre wohl eine Stil-Kritik dieses Satzes, vor allem seines Schlusses (was auch Maar meint).
Antwort geändert am 08.02.2021 um 21:23 Uhr
ich fasse zusammen: "... der Verfasser ..., dessen ... Beredsamkeit ernste Beurteiler vermochte, sie ... zu stellen."
wieder eine verbale schlittenfahrt mit sturz am ende.
wieder eine verbale schlittenfahrt mit sturz am ende.

Antwort geändert am 08.02.2021 um 21:38 Uhr
Michael Maar meinte, dass folgender Schluss schwach sei: "... Gustav Aschenbach also war zu L., einer Kreisstadt der Provinz Schlesien, als Sohn eines höheren Justizbeamten geboren."
Die amerikanische Übersetzung beginnt mit diesem Schluss!
Ich denke, dass die Übersetzung nur angelsächsische Lesegewohnheiten mittelmäßiger Romane bedient.
Maar meint: Der Berg kreißt und gebiert eine Maus.
Ich schließe mich Maar an. Der Beginn des 2. Kapitels von "Der Tod in Venedig" gehört nicht zu den stilistischen Höhepunkten bei Thomas Mann.
Die amerikanische Übersetzung beginnt mit diesem Schluss!
Ich denke, dass die Übersetzung nur angelsächsische Lesegewohnheiten mittelmäßiger Romane bedient.
Maar meint: Der Berg kreißt und gebiert eine Maus.
Ich schließe mich Maar an. Der Beginn des 2. Kapitels von "Der Tod in Venedig" gehört nicht zu den stilistischen Höhepunkten bei Thomas Mann.
O ja, auch ein begabter Schriftsteller/ Poet kann mal einen grammatikalischen Fehler machen. Wie aber ist es bei den Bildenden Künstlern, die sich in Malerei und/oder Skolpturen ausdrücken? Wenn du einem Pferd nur ein Auge malst, z.B. in der Seitenansicht, oder gar zwei, fällt das leicht auf, so wie ein dreibeiniges Schaf. Ist das nun amputiert? Gegessen? Oder ein Betrachtungsfehler des Malers? Lest dazu bitte "Eine kleine Fehlertheorie" aus meiner Feder - hier auf KV.
Herzliche Grüße an alle Beteiligten!
Venceremos!
Hartmut
Herzliche Grüße an alle Beteiligten!
Venceremos!
Hartmut
Es ist ja eher nur eine stilistische Fraglichkeit.
Wie dem auch sei, gleich lese ich deine Fehlertheorie.
Herzlichst: Uli
Wie dem auch sei, gleich lese ich deine Fehlertheorie.
Herzlichst: Uli