Eine seltsame Botschaft!

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
So gingen die Wochen und Monate ins Land, in der sich mein Leben zwischen Arche, Hohentorsgemeinde und Bremer Uni abspielte.
  Eines Abends saß ich recht zufrieden in meiner kleinen Dachkammer auf dem Bett, als es plötzlich unten an der Türe klopfte. Nanu, dachte ich, um diese Zeit noch? Wer kann das sein?
   Es war Klaus, der Vater eines Mitbewohners, mit dem ich mich einige Wochen zuvor mal etwas ausführlicher unterhalten hatte..Jetzt stand er leicht verlegen vor mir und reichte mir eine Kassette: "Hallo, ich will nur kurz stören und möchte dir das hier schenken! Ist eine Predigt drauf!"
    Ich nahm sie entgegen und fragte in scherzhaftem Tone: "Danke, aber wie komme zu dieser Ehre?" Seine Antwort verblüffte mich doch etwas: "Ich hatte den Eindruck, dass ich sie dir geben soll und Gott dir damit etwas sagen möchte!."
  "Gut", entgegnete ich, "ich werde sie mir auf jeden Fall mal anhören."

Als ich wenig später wieder alleine war, zögerte ich einen Moment.  Dann aber siegte die Neugier und ich legte die Kassette in meinen Recorder.
    Der zu hörende Redner erzählte, dass er angesehener Pastor einer großen Gemeinde in England gewesen wäre. Dann hätte Gott ihm gezeigt, dass er alles aufgeben und nach Jerusalem an den Ölberg ziehen, aber sich dort keiner christlichen Gemeinschaft anschließen sollte.
  Er gehorchte der Weisung, zog mit Frau und Kind nach Jerusalem an den Ölberg und lebte seit 20 Jahre fernab von allen christlichen Gemeinschaften.
   "Wenn dich Gott aus der Gemeinde heraus in die Einsamkeit ruft, dann folge diesem Ruf. Besser mit Ihm in der Wüste als ohne Ihn im fruchtbaren Land!" lautete seine abschließende Botschaft.

Noch eine ganze Weile hallten diese Worte in mir nach. Diese Botschaft lag wirklich völlig jenseits von dem, was ich in den vier Jahren meines Gläubigseins gehört hatte. Genau das Gegenteil wurde  gepredigt, nämlich dass man ohne christliche Gemeinschaft untergehen und seinen Glauben verlieren würde.
  Konnte es sein, dass Gott mich aufforderte, die christliche Gemeinschaft hinter mir zu lassen? 
  Ein an sich absurder Gedanke. Aber ich beschloss ihn im Hinterkopf zu behalten.


Anmerkung von Bluebird:

Bremen 1990

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Augustus (09.02.21)
Konnte es sein, dass Gott mich aufforderte, die christliche Gemeinschaft hinter mir zu lassen?

vielleicht wärst Du besser ein oder (besserer) Katharer geworden?

 Graeculus (09.02.21)
Du mit Deiner Bereitschaft, alles und jeden als Zeichen zu deuten - was mag Gott Dir durch meine beharrliche, jahrelange Kritik zeigen wollen? Oder bin ich die Stimme seines Widersachers, des Gottseibeiuns?
Ein an sich absurder Gedanke. Aber ich beschloss ihn im Hinterkopf zu behalten.

 Dieter Wal meinte dazu am 11.02.21:
Graeculus als Diener des HERRN. Mehr, bitte!

Antwort geändert am 11.02.2021 um 20:05 Uhr
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