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Kurzgedicht zum Thema Mensch (-sein, -heit)

von  Möllerkies

In jedem echten Aktenschrank
befindet sich ein Tensch.
Und darum gibt es, Gott sei Dank,
auch einen Reim auf »Mensch«.

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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (19.02.21)
Auf Mensch reimt sich sonst wirklich gar nichts. Nicht einmal dessen eigene -lichkeit.

 Möllerkies meinte dazu am 19.02.21:
Genau, Terminator, sonst so gut wie gar nix (Ausnahmen s. u.).

 Thomas-Wiefelhaus (19.02.21)
Nach meiner Erfahrung haben alte Akten oft nicht viel mit den Menschen zu tun, über die sie angelegt wurden.

Gibt es eine Bedeutung für Tensch?

 tigujo antwortete darauf am 19.02.21:
Soweit ich weiß, kommt Tensch aus dem Französischen 'attention', war ein Begriff aus der Kanzleisprache für 'Liste der auf Termin gelegten Akte' - also so Art Vormerkliste.

Im Laufe der Zeit wurde daraus - samt unbestimmtem Artikel davor - 'a Tensch', da eine Verdoppelung des 'a' a la 'a Attensch' selbst für fleißige und gewissenhafte Beamte zu umständlich wurde.

Durch die Digitalisierung ging dieses werthvolle Sprachgut natürlich flöten. Nicht mal Google weiß davon noch Substanzielleres zu berichten.

 Möllerkies schrieb daraufhin am 19.02.21:
Grimms Wörterbuch kennt noch das Verb  »tensen« mit der Bedeutung »ziehen«, im Zusammenhang mit dem Tensch wohl in der Bedeutung »Akten herausziehen«. Der Tensch ist also der Teil des Aktenschranks, aus dem Akten herausgezogen werden können.

Antwort geändert am 19.02.2021 um 19:00 Uhr

 tigujo äußerte darauf am 19.02.21:
Keineswegs jedoch hat, zumindest meiner Meinung nach, »Tensch« etwas mit dem Adjektiv »tensch« gemein, wie gemeinhin bekannt - siehe bloß die sattsam bekannte Stelle

"...den dich tenschen Phantasien von
großer Bedeutung"

in Dr. Otto Ranks Klassiker   Das Inzest-Motiv in Dichtung und Sage , Seite 102, Kapitel III, »Die Inzestphantasie bei Schiller«

Antwort geändert am 19.02.2021 um 22:39 Uhr

 Möllerkies ergänzte dazu am 20.02.21:
Der Rank ist in solchen Fällen unbedingt zu konsultieren. Aufschlussreich auch der Hinweis auf die »Affäre des Professors der analytischen Chemie an der Brüsseler Universität Artur Joly, der auf seinen einzigen Sohn zwei Flintenschüsse abgegeben … hat« (a. a. O., S. 197; Hervorhebung M. M.).

 Thomas-Wiefelhaus meinte dazu am 20.02.21:
Donnerwetter Tensch!

 tigujo meinte dazu am 20.02.21:
Es ist geradezu frappant, wie sehr diese zwei Textstellen in ihrer bassen Unterschiedlichkeit doch offensichtliche Gemeinsamkeiten - wenn auch nur erahnterweise - derart konzipiert zur Schau stellen.

Vom »Tensch« des notabene »Akten«-Schranks ist es oft nur ein gespannter Bogen, man mag ihn als überspannt diffamieren, doch führt er - über die vermeintliche Sprachbrücke der »tenschen Phantasie« als inhaltlicher Vermittlerin - letztlich zu den beiden obig zitierten »Flintenschüssen«.

Was liegt es näher, als Ranks klare Hinführung zu bejahen, wenn er in weiter (logischer!) Folge just »...Kotzebues Lustspiel „Der Rehbock oder die schuldlosen Schuldbewußten" ist eine Situation...« (a. a. O., S. 497; Hervorhebung ich) zum Anfang und Ausgang neuerlich geheurer Einsichten nimmt, die den Rahmen dieses Kommis jedoch klar sprengen würden täten.

Antwort geändert am 20.02.2021 um 01:36 Uhr

 plotzn (19.02.21)
Servus Martin,

gratuliere zur Entdeckung des "Tensch"! Das eröffnet ganz neue Reimperspektiven.

Steht er nicht auch im Artenschutz-
gesetz, besagter Tensch,
vom Menschen oft misbraucht als Nutz-
tier für die Viehzucht-Ranch?

Liebe Grüße,
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 19.02.21:
Es stimmt so nicht, das war der Ensch!
Doch der verkommt gerade jötz.
Als letzter seiner Art, Herr Plötz.
Der Sachse meint nur: „Nu, das kennsch.“

Herzlich Gil.

 Möllerkies meinte dazu am 19.02.21:
Genau, Stefan.

Und steht der Tensch gar auf der Au,
dann nennt man das auch Gartenschau.

Danke euch beiden
Martin

 FRP (19.02.21)
Tja, "ranch" - das ist ne andre Sprache
und während ick det müde sache
leg ich mich wieder auf die bench.

 plotzn meinte dazu am 19.02.21:
wie wäre es mit French?

 FRP meinte dazu am 19.02.21:
We English, we don't like the French,
aware of them at once we quench!

 Möllerkies meinte dazu am 19.02.21:
Die Zahl der Schätze, die ein Mensch barg,
sie dient den anderen als Benchmark.

;-) Martin

 FRP meinte dazu am 19.02.21:
Nun hat sich ein Reim auf "Mensch" ergeben!
Er sei kaum gebräuchlich? So ist halt das Leben!

 TassoTuwas (19.02.21)
Da war ein mal ein Mensch
ich glaub mit Namen Gensch
er sprach vom Balkon zu Leuten
die sich danach sehr freuten
mehr weiß ich dazu nicht zu sagen
es war ja auch vor vielen Tagen

LG TT

 Möllerkies meinte dazu am 19.02.21:
Ja, das waren folgensch-
were Sätze.

;-) Martin

 TassoTuwas (19.02.21)
Der ursprüngliche Kommentar wurde am 19.02.2021 um 09:53 Uhr wieder zurückgezogen.

 tigujo (19.02.21)
Ensch an der Mosel ist ein Ort -
kein Wunder leben Menschen dort.
Und recht lokal das Flügelwort:
Ach Mensch, kein Tensch aus Ensch is fort.

Womit man deutlich das ausdrückt,
was anders nicht so trefflich glückt.


Wieder so ein kieser Wortkeim, der forige Blüten treibt...

lg tigujo

Kommentar geändert am 19.02.2021 um 14:34 Uhr

 Möllerkies meinte dazu am 19.02.21:
Da passt das Wortspiel von oben: Der Tensch wächst sich zur Gartenschau aus. :-D Danke, tigujo..

 AZU20 (19.02.21)
Passt. LG

 Möllerkies meinte dazu am 20.02.21:
Na also.

 IngeWrobel (19.02.21)
Schon etwas älter von mir und stark beeinflusst durch eine Freundin aus Sachsen:

"Gennst du den Mann davorn im Trench?"
"Das is der Ginder – ja, den gennsch!"

"Tensch" gannte ... pardon: kannte ich vorher nicht.

LG = Lachende Grüße
Inge

 Möllerkies meinte dazu am 20.02.21:
Und ich dachte, der Name Gindr ist im Sächsischen gar nicht gebräuchlich:

Gindr, nennd bloß e mal eire Gindr nich Gindr, sonsd gommn, wenn ihr »Gindr« ruft, schdadd m Gindr alle Gindr.

;-) Martin

 IngeWrobel meinte dazu am 20.02.21:
Oops! So isses, wenn 'n Fischkopp wie ich versucht, in Mundart zu sprechen oder schreiben: peinlich. :D
Ich meinte natürlich den Günt(h)er.
Besagte Freundin hat oder hätte die Blagen "Gindor" geschrieben ... soweit ich mich erinnere ... oder hat se damit doch ihre bessere Hälfte gemeint?
Manno! Dialekte machen mich ganz blöd im Kopf!
Grüßle! : )

 AchterZwerg (20.02.21)
Null Socke kennt mehr den Herrn Tensch -
man liebt das Digital!
Für Reime intressiert sich auch kein Mensch:
Dies wirkt recht trivial.

 Möllerkies meinte dazu am 20.02.21:
Allerdings ist Herr Tensch auch digital unterwegs:

Herr Tensch haut twitternd auf den Putz,
versteckt sich hinterm Datenschutz.

;-) Martin

 BerndtB (21.02.21)
Der Sachse saß auf seiner Ranch
und suchte einen Reim auf „Mensch“.
Da sprach zu ihm der Karle Frensch:
„Früher gab‘s die Friedel Hensch.“
Sagt der Sachse "Ja, die kennsch."

 Möllerkies meinte dazu am 21.02.21:
Ja, geht sogar als Schüttelreim:

Du bist ein ganz schön kecker Mensch,
weil du halt nur Gemecker kennsch.

;-) Martin

 Graeculus (21.02.21)
Die schönsten Verse der Menschen
- nun finden Sie schon einen Reim! -
sind die Gottfried Bennschen.
(Peter Rühmkorf)

 Möllerkies meinte dazu am 21.02.21:
Und, um noch 100 Jahre weiter zurückzugehen, auch Heines  Wintermärchen könnte man hier zitieren.

Antwort geändert am 21.02.2021 um 22:15 Uhr
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