Poeten sind verletzlich

Kurzgedicht zum Thema Stille

von  GastIltis

Ob Menschen, die von Versen leben,
den Maden, die sie einst verspeisen,
ein deftig-leckres Mahl ergeben,
muss sich im Einzelfall erweisen.

Man rät da nicht zu Selbstversuchen.
Denn die erschwern die Wiederkehr.
Der Mensch neigt gern zu Apfelkuchen;
die Made zieht darüber her.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: plotzn, Rita, franky, niemand, Didi.Costaire, Jo-W., EkkehartMittelberg, Sin, AZU20, AvaLiam, BeBa, nadir, Sätzer.
Lieblingstext von: niemand, Sin, EkkehartMittelberg, Rita, franky.
Leben!

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (25.02.21)
Da muss man schon darüber nachdenken, ob die Feuerbestattung nicht hygienischer ist. Unsterblichkeit hängt aber nicht davon ab, wie der Körper des Poeten entsorgt wird. KV dürfte aber in den meisten Fällen heiß: kein Vor- und auch kein nennenswertes Nachleben. Schade. Soll keine Kritik sein, dein Gedicht reißt ein nachdenkenswertes Thema an. Gruß Gina

 GastIltis meinte dazu am 25.02.21:
Danke Gina,
du hast ja noch etwas mehr Zeit. Dennoch, als unsere sehr liebenswerte Chichi plötzlich nicht mehr da war, empfand ich persönlich eine große Lücke. Wenn ich ein älteres Werk von mir durchsehe, und entdecke noch einen Kommentar oder eine Empfehlung von ihr, bin ich emotional sehr bewegt. Das geht mir auch bei Usern so, die das Forum verlassen haben. Aber da ist es anders. Zu dem, was du zuerst angeschnitten hast, gibt es bei uns (familiär) keine zwei Meinungen.
Übrigens: Ein Freund von mir hatte für sich und seine Partnerin eine Seebestattung vorgesehen. Als sie vor einem Jahr starb, konnte er sie, weil er in Thüringen wohnt und nicht fest liiert war, nicht einmal auf ihrer letzten Fahrt begleiten. Also, wir schreiben und hoffen, dass die 580 steht und der Admin uralt wird. Liebe Grüße von Gil.

 Didi.Costaire (25.02.21)
Gut gedichtet, Gil! Menschen, die von Versen leben, haben es nicht leicht...

Der Dichter denkt gewiss, posthum
erwarten Ehre ihn und Ruhm,
doch wird er Humus und vergessen,
sofern ihn nicht die Maden fressen.

Liebe Grüße,
Dirk


P.S.: Das "vergeben" in V3 irritiert mich etwas. Ich sehe zwar das Quintett verletzlich - Versen - verspeisen - vergeben - ...versuchen, aber müsste es aus inhaltlicher Sicht nicht eigentlich "ergeben" heißen oder nur "geben" mit einer Mahlzeit davor?

Kommentar geändert am 25.02.2021 um 10:11 Uhr

 GastIltis antwortete darauf am 25.02.21:
Hallo Dirk,
vor allem für den Vierzeiler. Den inneren Zwist zwischen ver- und ergeben hatte ich leider falsch entschieden. Aber ich habe ja dich (und Sin!).
Früher, als ich mal für die Stadt die Abrechnung der Baubetriebe geprüft und alle Fehler schon korrigiert hatte, hatte mich der zuständige Mitarbeiter der Stadt gebeten, einige für ihn übrig zu lassen. Wegen seiner Daseinsberechtigung. Damit konnten wir beide leben!
Nun habe ich überlegt, ob ich das in Zukunft auch mit meinen so Gedichten mache, dann kann es aber passieren, dass du MEINE Daseinsberechtigung anzweifelst.
Aber das waren jetzt zwei (oder drei) von mir zu viel!
Viele herzliche Grüße und danke für die hoffentlich noch kostenfreie redaktionelle Mitarbeit. Gil.

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 25.02.21:
Klar doch, solange es nicht umsonst ist. :)
Jo-W. (83)
(25.02.21)
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 GastIltis äußerte darauf am 25.02.21:
Danke Jo,
für deine Sicht. Ichdenke ja, es bleibt nichts! Von meinen vier Großeltern habe ich einen Großvater noch persönlich erleben dürfen. Er war ein sehr liebevoller Mensch, den wir, meine zwei Jahre ältere Schwester und ich, noch in wunderbarer Erinnerung haben. Er hat, so wie du, auch sein Leben lang in einem Chor gesungen. Als ich vor zwei drei Jahren durch Zufall erfahren konnte, dass einer von den Mitsängern noch lebte, habe ich mit ihm gesprochen und gefragt, welches Abschiedsständchen sie ihm gebracht haben: „Sängers Vermächtnis!“ Leider ist es mir nicht gelungen, dieses Lied im Internet aufzutreiben. Schade.
Ja, und wir sind uns einig, meine Schwester und ich, wenn wir nicht mehr sind, wird es die Erinnerung an einen liebenswerten, wunderbaren Menschen nicht mehr geben.
So, meine ich, ist das Leben. Bleib aber gesund und froh.
Herzlich Gil.

 EkkehartMittelberg (25.02.21)
Lieber Gil,
was sollen uns die faden Maden, die wir nicht eingeladen.
Tote Poeten können sich nicht wehren,
aber lebend werden wir Madigmacher Mores lehren.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis ergänzte dazu am 25.02.21:
Danke lieber Freund Ekki,

weißt du, ein Freund von mir hat Heinrich Heines Grab auf dem Montmartre Friedhof schon dreimal besucht und hat auch das Gedicht, das Heine sich selbst geschrieben hat, auswendig gelernt, und als wir in Freyburg an der Unstrut hinauf zu den Schweigenbergen gingen, hat er sie an geeigneter Stelle vorgetragen. Man kann schon mehr tun, als nur an sein eigenes Ende zu denke. Du sagst es!

Sei herzlich gegrüßt von Gil.
Sin (56)
(25.02.21)
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 GastIltis meinte dazu am 25.02.21:
Nun, alter Junge,
die Zeit geht über vieles hinweg. Bei kV über manchen Einwand besorgter Bürger. Im wirklichen Leben aber nur dort! Nun bist du bei kV ja kein „besorgter Bürger“, sondern ein kritischer Leser, der kritische Leser schlechthin, Gut für uns. Dass du mehr voraus- als nachdenken solltest, hilft uns vielleicht, aus uns geierunwürdigen Poeten nicht unbedingt geierwürdige Proleten werden zu lassen.(Schwieriger Satz!).
Danke und bleib geistig frisch und körperlich gesund. Gil.
Sätzer (77)
(25.02.21)
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 GastIltis meinte dazu am 25.02.21:
Hallo Sä,
werden sie gefragt? Meine Pläne sehen ja so aus, dass ich die Asche in einen Diamanten pressen lasse, um ihn dann ohne Rückfahrschein auf die Reise zum Großen Attraktor zu senden.
Du hältst das für ein wenig überspitzt? Dein Realitätssinn adelt Sie, Herr von Sä!
Die Mittel heiligen den Zweck. Aber es stimmt, der Gedanke ist unangenehm. Ich wäre ja für Warnemünde, aber meine Frau ist ein wenig wasserscheu.
Danke und viele Grüße von Gil.

 plotzn (26.02.21)
Servus Gil,

wenn der Mensch der Made den Apfel wegisst, muss er sich nicht wundern, dass sie auf ihn ausweicht.
Ob Poeten jetzt leckerer sind als andere Menschen, kann nur eine Befragung unter Maden herausfinden ("der XY war ein Gedicht!").

Der Mensch ist wohl das einzige Lebewesen auf Erden, dass sich Gedanken über seine Bestattung macht. Das Brathändel hat sich ebenso wenig für die Feuerbestattung entschieden, wie der Wal überlegt, ob eine Seebestattung für ihn wirklich das Richtige sei.

Liebe Grüße und Selbstversuche bitte weiterhin nur in Form von Gedichten!
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 26.02.21:
Danke Stefan,
wusste ich doch, dass Poeten verlässlich sind. Gelegentlich. Mitunter. Wenn ihnen die Madenhacker im Nacken sitzen. Aber das sind ja die Freunde großer Tiere. Zum Glück gibt es ja Klassen, sagte schon Warren Buffett. Die der Armen und die der Reichen. Und die der Geistreichen. Dazu zählst du. O Wunder!
Selige Grüße von Gil.
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