Bertiegeschichten, Fortsetzung

Beschreibung zum Thema Mensch und Tier

von  HerrBertie

Kapitel 2, Wie Bertie zu mir kam

Bertie kam zu mir am 3. April 2011, also vor  fast zehn Jahren. Diesen Tag habe ich dann auch kurzerhand zu seinem Geburtstag gemacht, was sehr praktisch ist. Denn mein Geburtstag ist umgekehrt: nicht der 3.4., sondern der 4.3. So kann ich mir Berties Geburtstag gut merken.
Sie waren zu zweit, er und die Labradorhündin Molly. Wie sie da so saßen, am Flughafen in Nürnberg, wohin sie eine  Freundin von aus Zypern transportiert hatte, Bertie die Nase im Wind, und ich mit dem Auto heranfahre, dachte ich spontan: „Den gibst du nicht mehr her.“ Das weiß ich noch und auch, dass ich den Gedanken sofort wieder verwarf. Denn ich wollte eigentlich keinen Hund. Ich hätte nicht gewusst, wo ich einen Hund z.B. während der Arbeit lassen sollte. Noch bin ich eine „dog-person“, wie man in England sagt, und bis heute kenne ich mich mit Hunderassen nicht gut aus. Ich kann mir auch keine Hundenamen merken und habe auch keine Hundebücher. Sehr selten nur schaue ich Hundesendungen in Fernsehen oder Internet und Gespräche mit anderen Hundebesitzern, in denen es ausschließlich um Hunde geht, erschöpfen mich schnell.
Berties Vorgeschichte kenne ich nicht. Nur dass er angeblich Engländern auf Zypern gehört hatte, die in ihre Heimat zurückkehrten und Bertie nicht mitnahmen, aus finanziellen Gründen, wie es hieß. Ich habe das nie verstanden, wie man einen solch feinen Kerl zurücklassen kann. Ich vermute, dass er sich sogar eine Zeitlang im Freien durchschlagen musste; noch heute ist er, seine Schnauze immer am Boden, permanent auf Suche nach Fressbarem. Er wurde dann, genau wie Molly, in einem Tierheim dort aufgefunden, verwanzt, verlaust und voller Zecken, zusammen mit 40 anderen Hunden in einem großen Käfig, und jene Freundin beschloss, beide aus ihrer Misere zu befreien. Mir hatte sie dabei eine Schlüsselrolle zugedacht; sie mussten drei Monate irgendwo in Kontinentaleuropa in Quarantäne bleiben, ehe sie in Großbritannien in neuen Familien untergebracht werden konnten, und dieser Ort sollte mein Zuhause sein.
Mein Widerstand gegen diese Idee erlahmte ziemlich schnell und der Grund dafür gehört nicht hierhin. Jene Freundin war eine Zeitlang nicht mehr in meinem Leben, unter anderem auch deswegen, und doch würde ich Bertie nicht mehr hergeben. Natürlich nicht.
Diese ganze englische Seite in Berties Leben ist übrigens der Grund dafür, dass man seinen Namen nicht deutsch ausspricht, sondern „Börtie“. Englisch halt. Manchmal sprechen deutsche Freunde ihn falsch aus, und das klingt dann komisch. Irgendwie aber auch charmant.
Bertie und seine Freundin Molly blieben dann drei Monate bei mir, bevor ich sie nach England brachte und Bertie in seine neue Familie, mit Haus, Garten und kleinen Kindern. Das war kurz vor Ende der Sommerferien. Ich war dann zwei Tage ohne ihn und weiß noch, wie sich das nicht richtig anfühlte. Ich zerbrach mir den Kopf und machte eine Aufstellung, was dafür und dagegen sprach ihn doch zu behalten. Am Ende entschied mein Gefühl. Die englische Familie verstand das und sie gaben mir meinen Bertie wieder. Ich hatte keine Ahnung, wie alles weitergehen sollte. Ich wusste nur: ihn wieder mitzunehmen war richtig.  Für uns beide.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (10.03.21)
Gut erzählt, finde ich. :)
Am Ende fehlt mir noch eine kleine Pointe - vielleicht etwas leicht Sarkastisches in Richtung: Auf meinem Nachtisch liegt jetzt das Buch "Wie erziehe ich meinen Hund?"
Bertie hat schon draufgepieselt.

Liebe Grüße
der8.

 HerrBertie meinte dazu am 10.03.21:
Hallo AchterZwerg,
danke dir für deinen Kommentar.
Freut mich.
Das mit der Pointe ist eine gute Idee. Wobei ich aber geschrieben hatte, dass ich keine Hundebücher habe....
Danke für den Tipp und liebe Grüße Zurück,
HerrBertie

 AchterZwerg antwortete darauf am 11.03.21:
Das ist doch gerade der Witz: Du hast dir nun doch eins gekauft!
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