HouELLEbecq

Essay zum Thema Literatur

von  RainerMScholz

Jetzt `mal ganz im Ernst, guck dir den doch `mal an im Interview. Der ist doch total am Ende, sieht aus wie unter der Brücke hervorgezogen, verdreckt und  der riecht bestimmt, nimmt Drogen und säuft zuviel. Aber bei „Unterwerfung“ haben sich doch alle geirrt, auch wenn ich nicht jede scheiß eloquente Rezension von jedem Verlagspraktikanten kenne, der auch noch Geld für seine Stelle mitbringen muss, anstatt welches zu erhalten, der vielleicht selbst unter der Brücke wohnt oder im Fond seines abgewrackten R5. Flammarion hat sich echt `was getraut; kenne ich auch gar nicht; wahrscheinlich wurden nach der Veröffentlichung 2015 die Türen geschlossen für immer. Keiner hat sowieso kapiert, worum es in dem Buch wirklich geht. Und da war ja noch Bataclan und so, und die Banlieues, die gibt es ja nicht erst seit gestern, nicht wahr. Und die ganze offene Mittelmeerflanke, um nicht zu sagen Algerien und Libyen und, fuck, was gibt es denn noch da. Die Osmanen. Ach, wirklich. Laizismus ist aber auch schwer durchzuhalten in einem erzkatholischen Land. Und da wären wir bei Huysmans Ende des 19. Jahrhunderts. Und wie die weiße französische Gesellschaft laut Michel wirklich gestrickt ist. Das war doch nur ein kleiner Schritt vom Erzkatholizismus zum Erzmuselmanismus. Gottseidank hat er nicht auch noch das Vichy-Regime, wenn man es so nennen kann, angesprochen; das war vielleicht auch ein nicht ganz so großer Schritt, aber das kann ich als deutscher Moselfranke natürlich nicht so recht beantworten, ich Arsch.
Jedenfalls ist das Kollaboration, nicht Unterwerfung, was im Buch beschrieben wird. Und Michel hasst die französischen Intellektuellen, also wirklich, und macht auch zwischen rechts oder links, für uns ungewohnt, keinen Unterschied, der Penner. Dafür bräuchte er dann wirklich Polizeischutz, vor den Intellektuellen, nicht den Moslems. Hat auch jede Beteiligung am akademischen Leben abgestritten. Wer`s glaubt.
Wer wird denn unterworfen? Hm? Die, von denen nur als Mösen oder Köchinnen die Rede ist - von den juifs ganz zu schweigen, da schweigt ja jeder Moslem in Europa gerne, nicht wahr; haut ab nach Israel, da erwischen wir euch schon -, die Frauen werden unterworfen! Alle anderen, die weißen arrivierten französischen Männer, rennen der Kollaboration doch hinterher, diese ausgelaugten, linksliberalen, wertkonservativen, selbstreflektierenden Intellektuellen, die eigentlich die Aufgabe hätten, einen Staat, eine Nation, eine Idee der universelle Menschenrechte verkörpernden Gemeinschaftsform aufrechtzuerhalten. Fuck. Das tun sie aber nicht. Sie wollen nur fressen, saufen und ficken; fressen nur das Beste, saufen nur das Teuerste und ficken nur das junge Gemüse. Und da sind wir beim langweiligen Teil von Houellebecqs Werk angelangt: für diesen Plot musste ich mich durch dreiviertel des Buches kämpfen, mehrmals Huysmans nachschlagen, obschon ich dessen Hauptwerk schon kannte, mich mit dem französischen fin de siécle auseinandersetzten, und mir zusätzlich das weinerliche Getue über Houellebecqs mickrige Genitalien ansehen, im übertragenen Sinne. Also, wer wird unterworfen, sang- und klanglos degradiert zur zwangslegitimen Köchin und zur Hure im eigenen Haus? Na also, die Frauen. Du scheiß Feminist, Michel!


© Rainer M. Scholz

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